Mit der Suck’schen Kate verbrennt ein Stück Glinder Geschichte
In der Nacht von Montag auf Dienstag brennt die Suck’sche Kate in Glinde bis auf die Grundmauern nieder. Anwohnerinnen und Anwohner trauern um ein Wahrzeichen der Stadt. Zur Brandursache ermittelt die Polizei.
Die Suck’sche Kate in Glinde (Kreis Stormarn) brennt nieder - und viele Anwohnerinnen und Anwohner sind entsetzt. Da sind die vielen persönlichen Geschichten, die sie mit dem alten Reetdachhaus im Stadtzentrum verbinden. Ein Herr kommt vorbei und erinnert sich, dass die frühere Besitzerin ihm und seinen Kindern immer erlaubt habe, im Garten des Hauses Kastanien zu sammeln.
Eine ältere Frau erzählt von einer Feier, die sie gemeinsam mit Freunden schon vor 50 Jahren hier gefeiert hat. Und eine Mutter vermisst jetzt schon den Ort, an dem sie und ihre damals kleine Tochter sich immer "herrlich schaurige Geschichten" erzählt haben. Immer wieder fällt der Satz: "Wir verlieren ein Stück Glinde. Ein Stück Heimat."
Das Fachwerkhaus war in der Nacht von Montag auf Dienstag (11.7.) abgebrannt. Die Polizei in Reinbek, die die Ermittlungen aufgenommen hat, kann eine Brandstiftung bislang nicht ausschließen.
Von Familie Suck gebaut - seit Jahrzehnten Kulturdenkmal
Viele Glinder blicken nun mit Wehmut auf die geschichtliche Bedeutung der Suck’schen Kate: Laut der Stadt Glinde im Jahr 1855 von der Familie Suck für nur 756 Reichsmark gebaut, wird das Haus einige Jahre später zur zentralen Anlaufstelle des damaligen Dorfes. Denn der Sohn des Hauses, Schuhmacher Hinrich Suck, wird für insgesamt 28 Jahre Gemeindevorsteher von Glinde - und nutzt die Suck’sche Kate für Sprechstunden, als Büro und als Gemeindekasse. Nach dem Tod des "olen Suck" bleibt das Haus im Familienbesitz, seit den 1970er-Jahren ist es ein eingetragenes Kulturdenkmal.
Suck’sche Kate wird zum Politikum
In den vergangenen gut zehn Jahren ist die Suck’sche Kate dann wieder im Zentrum der Kommunalpolitik angekommen. Denn nach dem Tod der Enkelin von Schumacher Hinrich Suck wurde das Haus an einen Bauunternehmer verkauft. Und obwohl anders versprochen, habe er das Haus nicht saniert, sondern lasse es seit 2011 verfallen, kritisiert die "Bürgerinitiative zur Rettung der Suck’schen Kate".
Die Stadt versucht, das Gebäude zurückzukaufen, nach langen Verhandlungen scheint im April dieses Jahres eine Lösung gefunden, meint Bürgermeister Rainhard Zug (CDU): "Wir waren uns einig mit dem Eigentümer, jetzt hätten wir die Formalien durchlaufen müssen: Vorlagen, Gespräche, Beschlüsse." Das sei nun durch den Brand "natürlich erst mal auf Null gesetzt", sagt Zug.
Kann die Kate wieder aufgebaut werden?
Experten werden in den kommenden Tagen und Wochen entscheiden, ob die Kate wieder aufgebaut werden kann. Bis auf die steinernen Mauern ist vom Gebäude nicht mehr viel übrig. Die Ermittlungen der Polizei zur Brandursache werden nach eigener Aussage einige Wochen in Anspruch nehmen.
Aller Ungewissheit zum Trotz hat Jan Schwartz von der "Bürgerinitiative zur Rettung der Suck’schen Kate" schon Ideen, wie es mit der Kate weitergehen könnte. "Wir fordern weiterhin von der Politik, die Suck’sche Kate zu kaufen. Egal ob mit Gebäude oder ohne, der Ort soll zu einem Begegnungszentrum in Glinde werden." So wie er es zu Zeiten von Schuhmacher Hinrich Suck schon einmal war.