GEOMAR-Neubau: Das neue Zentrum für Meeresforschung in Kiel
"Unsere Welt ist der Ozean" - das ist der Auftrag des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung. Im Mai ist dessen neues Gebäude in Kiel offiziell eröffnet worden. Mit dem Neubau sind nun alle vier Fachrichtungen vom GEOMAR in Kiel unter einem Dach.
Selbst die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger (FDP), war am 21. Mai aus Berlin angereist. Der Grund: 20 Jahre nach der ersten Planungsidee wurde der futuristisch anmutende Neubau des GEOMARS auf dem Gelände des Seefischmarktes eingeweiht. Im Vergleich zu vorher, als die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrem alten Gebäude am Kieler Westufer - teils dezentral - forschen mussten, ist jetzt alles an einem Ort. Ein unschätzbarer Vorteil, so Ute Hentschel Humeida, Professorin für marine Mikrobiologie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU).
"Wenn wir den Wasserhahn aufdrehen, kommt tatsächlich Meerwasser heraus"
"Die Labore sind nach neuestem Forschungsstandard ausgerüstet und wir haben jetzt den Vorteil, dass wir direkt vom Feld ins Forschungslabor gehen können", sagt Ute Hentschel Humeida. Die Professorin ist von den neuen Möglichkeiten begeistert. "Wir haben einen Parcours, dass wir von der Förde vom Ostseeraum unsere Proben sammeln. Und in vielen Laboren, wenn wir den Wasserhahn aufdrehen, kommt tatsächlich Meerwasser heraus." Vorher sei das weitaus komplizierter gewesen. Und auch die Forschungsgeräte und Ausstattung waren teils veraltet, so Ute Hentschel Humeida. "Was wir zum Beispiel neu haben hier sind Klimakammern, wo wir Tiere und Pflanzen unter sogenannten gnotobiotischen Bedingungen halten können, wo die Mikrobenbelastung reduziert ist."
Alle Kollegen unter einem Dach
"Was auch besonders ist, dass wir hier jetzt mit allen Kolleginnen und Kollegen wieder unter einem Dach sind. Man trifft sich wieder, man hat Plätze, wo man zusammenkommt, man hat Seminare zusammen", sagt Ute Hentschel Humeida. Auch, dass das Gebäude am Ostufer und nicht am trubeligen Westufer stehe, sei kein Nachteil, findet die Wissenschaftlerin. "Wir haben ja die Fährverbindung, die fährt alle 20 Minuten. Und ich glaube, wenn man sich in diesem Gebäude umschaut, dann kann man sich nur freuen." Die Professorin steht in einem der nagelneuen Labore - um sie herum hantieren die Studierenden ihrer Forschungsgruppe mit Pipetten. Sie tragen weiße Kittel, blaue Plastikhandschuhe und extrahieren Kleinstteile mit Pinzetten aus Reagenzgläsern.
128 Meter lang, 63 Meter breit und 26 Meter hoch
Der neue, repräsentative Bau weist beeindruckende Maße vor. Ganze 128 Meter lang, 63 Meter breit und 26 Meter hoch ist das Gebäude mit den fünf Türmen. Für die rund 500 Mitarbeitenden gibt es 230 Büros, 21 Konferenz- und Besprechungsräume sowie 166 Labore und 18 Klimakammern. Das Gesamtprojekt hat rund 140 Millionen Euro gekostet, 90 Prozent davon kommen vom Bund, die restlichen zehn Prozent vom Land. Vor dem Gebäude am Kai liegen die beiden Forschungsschiffe, "Alkor" und "Littorina". Mit diesem neuen Leuchtturmgebäude soll nun laut Bundesministerin Stark-Watzinger die führende Rolle Deutschlands in der Meeresforschung weiter ausgebaut werden.
Schöne Sessel und toller Ausblick auf die Schwentine
Da die Kantine allerdings noch nicht fertig ist, heißt es für forschende Studierende wie Lisa Frankholz und Clara Winguth, dass sie sich im großen Aufenthaltsraum der Bibliothek aufhalten. Dieser dient als Begegnungsraum. Hier gibt es Kaffee, sie können sich austauschen und manchmal sogar dort Mittag essen. Sie seien zwar "ein wenig abgehangen vom CAU Campus, dafür gibt es hier schöne Sessel und eine tolle Aussicht", erzählt Studentin Clara Winguth. Zudem würden in dem weitläufigen Raum mit den riesigen Fenstern zur Schwentine auch Meetings und Seminare stattfinden. "Es gab wohl Diskussionen am GEOMAR, ob die Bibliothek wirklich gebraucht wird, aber wir sind uns alle einig, dass wir das hier brauchen", sagt Lisa Frankholz.