Fridays for Future: Vom Schülerstreik zur politischen Bewegung

Stand: 21.04.2024 16:42 Uhr

Seit mehr als fünf Jahren ist Fridays for Future auch in Schleswig-Holstein für den Klimaschutz aktiv. Die Bewegung hat sich in dieser Zeit weiterentwickelt und ihren politischen Fokus erweitert. Damit sie weiter viele Mitstreiter für ihre Inhalte motivieren kann, hat die Ortsgruppe Kiel ihre Strategie angepasst.

von Lisa Pandelaki

"Hoch mit der Menschlichkeit, nieder mit dem Rechtsruck" - so tönt es an diesem kühlen Aprilsonntag über den Kieler Rathausplatz. Mit Plakaten machen Menschen aller Altersgruppen ihren Standpunkt deutlich. Rund 450 sind gekommen, schätzt die Polizei. Fridays for Future - Veranstalter der Demonstration - spricht von 750 Demonstrierenden. Gerechnet haben sie mit bis zu 2.000 Menschen. Der Klimawandel ist heute nur ein Randthema. Was hat sich verändert?

Fünf Jahre Fridays for Future

Anhänger von Fridays for Future demonstrieren in Kiel gegen Rechts. © NDR Foto: Lisa Pandelaki
Einige Hundert Menschen sind am Sonntag gekommen, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Der Aufruf kam von Fridays for Future.

Der erste Streik von Fridays for Future in Deutschland fand am 7. Dezember 2018 in Bad Segeberg statt. Nur eine Woche später gingen die Aktivisten auch in Kiel auf die Straße. Nicht mal ein Jahr später demonstrierten allein dort freitags bis zu 15.000 junge Menschen für mehr Klimaschutz und das Einhalten der Klimaziele. Dazu kommen Tausende weitere Protestlierende in vielen anderen Orten in Schleswig-Holstein und bundesweit. Doch die Bewegung hat sich verändert. Sie ist erwachsen geworden. Denn anstatt des Schülerprotestes mit dem Abitur zu entwachsen, haben die Aktivistinnen und Aktivisten Fridays for Future mit erwachsen werden lassen.

Fridays for Future motiviert viele Menschen für Klimaschutz einzutreten

Anhänger von Fridays for Future demonstrieren in Kiel gegen Rechts. © NDR Foto: Lisa Pandelaki
Auch Familien folgen häufig den Aufrufen, gegen Rechtsextremismus und Rassismus zu protestieren.

Ein Blick auf Demonstrationen zeigt: Es ist längst kein Protest mehr von nur jungen Menschen. Fridays for Future hat es offenbar geschafft, das Thema Klimaschutz in die Mitte der Gesellschaft zu tragen. Unter griffigen Mottos wie "Tomorrow is too late" (dt. "Morgen ist es zu spät"), "Advent, Advent, die Erde brennt" oder "Burn Candles, not Oil" (dt. "Verbrennt Kerzen, kein Öl") kommen von Seniorinnen und Senioren über Eltern mit ihren Kindern bis zu jungen Erwachsenen und Jugendlichen Menschen aller Altersgruppen zu den Demonstrationen. Auch die Art, wie sie ihre Themen vortragen, hat sich verändert. Aktivistinnen und Aktivisten sind in den Medien und in der Politik präsent. Sie geben Interviews und kommentieren aktuelle politische Entscheidungen.

Klimastreik wird auf konkrete Beispiele runtergebrochen

Und auch der politische Fokus hat sich in den letzten Jahren erweitert und ist vielfältiger geworden. Gehen Busfahrerinnen und Busfahrer für einen besseren ÖPNV auf die Straße, geht Fridays for Future mit. Diskutiert die Politik über einen Nationalpark Ostsee, setzt sich auch Fridays for Future für einen solchen ein. Werden Stimmen gegen Rechtsextremismus in Deutschland lauter, stimmt Fridays for Future mit ein. Der Fokus bleibt dabei auf dem Klimaschutz, doch er ist facettenreicher geworden und durch das Runterbrechen auf aktuelle Themen, alltagsnäher. "Rechte Parteien machen keine Klimapolitik", begründet die Ortsgruppe Kiel ihr Engagement auf den Sonntagsdemos. Und neben Klimathemen wollen sie auch für demokratische Werte einstehen. Diese Demos fanden Anfang des Jahres fast wöchentlich in der Landeshauptstadt statt.

Bei einer Demo von Fridays for Future in Kiel ist auf einem Plakat zu lesen: "Traue keinen einfachen Antworten, auf schwierige Fragen." © NDR Foto: Lisa Pandelaki
Fridays for Future ruft derzeit oft gemeinsam mit anderen Organisationen zu Demonstrationen gegen Rechtsextremismus auf.
Bewusst weniger Demos

Doch es wird ruhiger um die Klimabewegung. Die Freitagsdemonstrationen hatten zuletzt immer weniger Zulauf, die Demos gegen Rechtsextremismus finden seltener statt. Sprecher der Ortsgruppe Kiel sprechen von einer "Demomüdigkeit". Es werden also bewusst weniger Demonstrationen angeleiert, denn auch aus organisatorischer Sicht ist laut den Veranstaltern so viel nicht mehr möglich. Das hat Folgen: Freitags gehen sie schon seit einiger Zeit nicht mehr auf die Straße. "Das hat sich glaube ich einfach im Laufe der Zeit entwickelt, dass wir gemerkt haben, dass vielleicht auch nicht mehr so viele Leute kommen", versucht Sprecher Joschka Krone eine Antwort für diese Entwicklung zu finden. "Aber natürlich ist auch einfach die Anfangseuphorie weg", sagt er. Jetzt gibt es nur noch zwei Mal im Jahr einen globalen Klimastreik. Stattdessen kommen neue Themen auf die Agenda, wie zum Beispiel heute die Demo gegen Rechtsextremismus.

An Aufhören ist nicht zu denken

Dass heute trotzdem so wenig Menschen gekommen sind, ist für Joschka Krone enttäuschend. Aufgeben wollen er und seine Mitstreiter aber nicht. "Es gibt immer noch genügend Leute, die richtig Bock haben", versichert Krone. Und wenn sich politisch weiter so wenig tut, werden sie auch in fünf Jahren noch hier stehen und ihre Stimme erheben.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 21.04.2024 | 19:30 Uhr

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