Fehmarnbelt-Tunnel: Wird die Bahnstrecke rechtzeitig fertig?

Stand: 08.12.2023 08:11 Uhr

Durch die Strecke soll Europa stärker zusammenwachsen und auch die Region profitieren. Verantwortliche aus Brüssel und Berlin freuen sich, in der Region gibt es noch immer Skepsis.

von Natalie Beck und Balthasar Hümbs

14 Jahre lang wurde geplant, seit Donnerstag wird nun an der neuen Strecke gebaut - zumindest offiziell. Die eigentlichen Arbeiten sollen erst Anfang kommenden Jahres beginnen. Die 88 Kilometer lange Trasse soll Lübeck mit Fehmarn verbinden und 2029 zusammen mit dem Fehmarnbelt-Tunnel fertig sein. Kosten: rund 3,5 Milliarden Euro.

Die EU-Vertreter: Bahnstrecke hat "strategische Bedeutung"

Die Strecke wird nicht in erster Linie gebaut, um den Bahnverkehr rund um Lübeck und Ostholstein zu verbessern. Sie ist Teil einer zentralen Achse im europäischen Güter- und Personenverkehr. Sie fülle ein fehlendes Glied im Verkehrssystem zwischen Deutschland und Dänemark und im weiteren Sinn zwischen Skandinavien und Mitteleuropa, sagte Philippe Chantraire, Vertreter der EU-Komission. "Die Strecke hat für die EU eine strategische Bedeutung".

Auch Region soll profitieren

Doch auch die Region soll profitieren. Durch die neue Strecke soll sich die Reisezeit zwischen Fehmarn und Lübeck fast halbieren - auf 49 Minuten. Durch den künftigen Fehmarnbelt-Tunnel dauert die Fahrt im ICE von Lübeck nach Kopenhagen dann nur noch rund zwei Stunden. Die geplante Stilllegung der Bäderbahn könnte aber für eine schlechtere Anbindung der Badeorte wie Timmendorfer Strand sorgen.

Fahrgastverband sieht überwiegend Verbesserungen

Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht die geplante Stilllegung der Bäderbahn als nach wie vor ungelöstes Problem. Ansonsten freut sich Ehrenvorsitzender Karl-Peter Naumann auf die neue Strecke. "Wir finden es gut, dass wir jetzt eine schnelle Verbindung nach Kopenhagen bekommen. Das dient auch der Region."

Früher viel Widerstand in der Region - heute Skepsis

Manche hätten darauf gehofft, dass die Strecke doch nicht komme, meinte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) in seiner Rede. Fehmarns Bürgermeister Jörg Weber jedenfalls hat sich inzwischen mit dem Projekt abgefunden. "Wir müssen alles tun, damit die Strecke so schnell und geräuschlos wie möglich kommt." Fehmarn rücke durch die Strecke nun zwar in den Mittelpunkt. Doch ob sich daraus für die Insel tatsächlich Zukunftschancen ergeben, könne er noch nicht abschätzen.

Wird die Strecke rechtzeitig fertig?

"Der Bau hier verlangt uns einiges ab", sagte Berthold Huber, Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn. Das macht deutlich, unter welchem Druck die Verantwortlichen stehen, die Strecke rechtzeitig zur Tunneleröffnung fertigzustellen. Denn bauen darf die Bahn bisher nur auf Fehmarn. Für die anderen Bauabschnitte gibt es noch keine Planfeststellungsbeschlüsse - eine Art Baugenehmigung. Sollte die Strecke hin zum Tunnel nicht rechtzeitig fertig werden, sei es "das Schlechteste, was der Region passieren könnte", so Ministerpräsident Günther.

Wird der Sund-Tunnel rechtzeitig fertig?

Besonders eng ist der Zeitplan am Fehmarnsund. Die alte Fehmarnsundbrücke ist zu schmal für zwei Bahngleise und eine Autobahn. Sie soll zwar erhalten bleiben, direkt daneben ist aber ein Tunnel für Züge und die A1 geplant. Auch hierfür gibt es noch keine Baugenehmigung. Wird der Tunnel nicht rechtzeitig fertig, will die Bahn die Fehmarnsundbrücke übergangsweise weiter nutzen.

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