Fehlende Busfahrer bremsen den ÖPNV in Schleswig-Holstein
Um den Personalbedarf zu decken, bräuchten die Betriebe 800 neue Busfahrer jährlich, sagen der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und der Omnibusverband Nord. Allein den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) fehlen derzeit 100 Fahrer.
Langsam lenkt Martina Dornstrey den Linienbus über den Übungsplatz der VHH in Hamburg-Bergedorf. Sie ist eine, auf die die meisten Verkehrsbetriebe derzeit setzen: eine typische Quereinsteigerin. Bis vor kurzen arbeitete sie noch hinter der Fleischtheke eines Supermarktes, jetzt übt sie das Einparken mit einem tonnenschweren Linienbus. Seit September macht sie bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein ihren Busführerschein.
Quereinsteiger sind gefragt
Die VHH bildet in der hauseigenen Fahrschule aktuell so viele Busfahrer aus, wie nie zuvor. Darunter sind viele Quereinsteiger - aus der Gastronomie, dem Einzelhandel oder auch dem Rettungsdienst. Claas Ole Voll ist Leiter des Recruitments. Diese Abteilung gab es bis vor einigen Jahren noch nicht. Und diese sucht ständig nach Personal - auf allen Kanälen. Die VHH sind auf Social-Media, in der Werbung, auf Jobmessen oder mit einzelnen Events aktiv. Mehr als 300 Mitarbeiter stellten sie im letzten Jahr ein. Viele, die sich bewerben haben den Busführerschein noch nicht - den finanzieren die VHH. Bis zu 16.000 Euro kann das pro Ausbildung kosten. Eine Festanstellung sei garantiert.
75 Busfahrschülerinnen und -schüler bildet die VHH derzeit aus. Die hauseigene Fahrschule in Hamburg-Bergedorf reicht dafür schon lange nicht mehr aus. Die VHH arbeiten mit drei weiteren Partnerfahrschulen zusammen. Trotz allem bleibe das Personal knapp. Mehr als 100 zusätzliche Busfahrer benötige die VHH, um den Fahrplan hundertprozentig sicherzustellen, so Claas Ole Voll.
Personalsuche im Ausland
Der öffentliche Nahverkehr soll weiterwachsen. Stichwort Verkehrswende: für mehr Strecken und immer engere Taktung braucht es nach Angaben der Verbände immer mehr Personal. Hinzu kommt, dass viele Busfahrer bald in Rente gehen. Einige Betriebe sind bereits im Ausland auf Personalsuche. Die Rhode Verkehrsbetriebe in Husum (Kreis Nordfriesland) werben zum beispielsweise in Griechenland um mögliche Beschäftigte.
Fahrpläne werden reduziert
Schon jetzt ist es für die meisten Betriebe schwierig das aktuelle Fahrplanangebot zu halten. So reduzierten auch die Deutsche Bahn Tochter Autokraft oder die Verkehrsbetriebe Kiel erst im Dezember ihr Fahrplanangebot. In Kiel fielen im vergangenen Jahr mehr als 1.100 Fahrten aufgrund von Personalausfall aus. Gemessen an 700.000 Fahrten pro Jahr nicht viel, doch jeder ausgefallene Bus verärgert Kunden.
Martina Dornstrey legt Ende Februar ihre Busführerscheinprüfung ab, danach kann sie die erste Linien fahren. Für die Verkehrsbetriebe geht die Suche weiter, sie brauchen - so wie alle Betriebe im Land - viel mehr Personal.