Expertin: Migranten sind große Chance für Arbeitsmarkt in SH
Laut einer Wirtschaftsweisen stehen Schleswig-Holstein als Wirtschafts- und Industriestandort rosige Zeiten bevor. Die am Dienstag vorgestellten Prognosen fielen für den Norden sehr positiv aus - doch Zuwanderung sei für die Wirtschaft entscheidend.
Nach einem Gespräch mit Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) hat die Wirtschaftsweise Veronika Grimm von der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen am Dienstag ihre Prognosen für Schleswig-Holstein vorgestellt. Es müsste nur an einigen wenigen Stellschrauben gedreht werden, um Schleswig-Holstein zu einem Industrieland zu machen, meint Grimm. "Wichtig wird es sein, die Leute in den Arbeitsmarkt zu integrieren."
Schleswig-Holstein wird auf Zuwanderung angewiesen sein
Um langfristig "wie ein Magnet" zu wirken, müsse das Land Forschung, Entwicklung und Infrastruktur ausbauen, so die Wirtschaftsweise. Der viel produzierte Ökostrom sei aber ein Standortvorteil: "Durch die Transformation zur Klimaneutralität ist es ja so, dass die Vorteile mit Blick auf die Energieerzeugung tatsächlich in den Norden gewandert sind."
Doch auch Arbeitsanreize müssten geschaffen werden, um das Arbeitsvolumen hochzuhalten, das gerade durch den Renteneintritt der Baby-Boomer-Generation absinkt - zum Beispiel bei Frauen oder älteren potenziellen Arbeitnehmern. "Schleswig-Holstein wird auch auf Zuwanderung angewiesen sein", erklärt Grimm. Politik, Wissenschaft und Arbeitsexperten sind sich einig: Ohne Migranten und Geflüchtete droht der Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein zusammenzubrechen. Wichtig sei es, "die Menschen, die dann kommen, auch sehr schnell zu integrieren". Doch die Voraussetzungen dafür seien hier oben gut: Denn weitere Vorteile von Schleswig-Holstein sind laut der Expertin die typisch norddeutsche Gelassenheit und die positive Einstellung der Menschen. Das sei nicht in jedem Bundesland so.
Wirtschaftsminister Madsen spricht von Meilenstein
Dass Schleswig-Holstein auch Geflüchteten mit geringen Sprachkenntnissen die Chance auf Arbeit geben will, sei richtig, sagte Grimm weiter. Wirtschaftsminister Madsen spricht von einem Meilenstein und wahnsinnigem Potenzial. Die Ansiedlung von Northvolt bei Heide (Kreis Dithmarschen) sei erst der Anfang. "Wir werden in zehn Jahren Schleswig-Holstein kaum wiedererkennen, weil wir mit sehr viel Technologie junge Menschen hierherbringen, die sagen: 'Ich will die Welt verbessern'", sagte Madsen. "Kluge Köpfe, fleißige Hände wollen wir in SH haben."
Bedarf an Arbeitskräften in Schleswig-Holstein steigt
Auch der Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Markus Biercher, sieht Schleswig-Holstein auf einem guten Weg. Bereits im vergangenen Jahr seien ausschließlich durch zugewanderte Menschen 9.000 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Jobs im Norden entstanden - und der Bedarf steigt. Bis zu 13.000 zusätzliche Arbeitskräfte pro Jahr braucht Schleswig-Holstein laut Experten.