Draußen Demo, drinnen Sekt: AfD SH startet in Bundestagswahlkampf

Stand: 17.01.2025 21:25 Uhr

Begleitet von Protesten ist die schleswig-holsteinische AfD in Nordhastedt optimistisch in den Bundestagswahlkampf gestartet. Bei einem Thema ist Spitzenkandidat Kleinschmidt allerdings nicht einer Meinung mit seiner Kanzlerkandidatin.

von Constantin Gill

Draußen Demonstranten, drinnen Sekt und Schnittchen: In einem Nordhastedter Gasthof (Kreis Dithmarschen) hat die AfD mit ihren Listenkandidaten, Parteimitgliedern und Besuchern den Auftakt zum Bundestagswahlkampf begangen. "Euphorisch" nennt Spitzenkandidat und Landeschef Kurt Kleinschmidt die Stimmung in der Nord-AfD.

Die bundesweiten Umfragewerte für die in Teilen rechtsextreme Partei liegen über 20 Prozent und die schleswig-holsteinischen Kandidaten hoffen darauf, die CDU noch zu überholen. Sie sehen sich im Aufwind - und das Land im Niedergang.

Sachleistungen statt Geld für Asylbewerber

Proteste bei der schleswig-holsteinischen AfD in Nordhastedt im Kreis Dithmarschen. © NDR Foto: Constantin Gill
Am Nordhastedter Bahnhof protestierten am Freitag viele Menschen gegen die AfD.

Vor allem die Migration wollen sie massiv eindämmen. Auf dem Bundesparteitag hatte die AfD gerade unter anderem beschlossen, dass Grenzen "lückenlos" gesichert werden sollen. Wer ohne Papiere kommt, soll demnach zurückgewiesen werden. Asylbewerber sollen kein Geld mehr bekommen, sondern Sachleistungen.

Forderungen wie diese sind es, die die Demonstranten draußen zu Sprechchören veranlassen. Eine der Teilnehmerinnen sagt, wenn die AfD in den Umfragen 20 Prozent habe, dann seien "die Guten" noch 80 Prozent.

Demo auf Abstand mit kleinen Scharmützeln

Die 350 Menschen stehen am Bahnhof in einem abgesperrten Bereich - nicht direkt vor dem Gasthof, sondern seitlich davon. Eine direkte Konfrontation mit den Parteimitgliedern gibt es so nicht. Zweimal versuchen einige Demonstranten, gezielt die Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Die Beamten verhindern das. Der Rest der Demonstranten ist friedlich.

Kurt Kleinschmidt sagt drinnen in seiner Rede, die deutsche Staatsbürgerschaft sollte nicht mehr "verramscht" werden. Illegale Migranten sollten ausgewiesen werden, die Nachbarländer Schweden und Dänemark machten es vor.

Kanzlerkandidatin wird gelobt, ihr Redenschreiber nicht

AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel, sagt der Landeschef, stecke die anderen Kandidaten in die Tasche. Ihre Äußerungen, dass alle "Windmühlen der Schande" niedergerissen werden sollten, kommentiert Kurt Kleinschmidt auf Nachfrage allerdings so: "Frau Weidel sollte ihren Redenschreiber entlassen."

Auf dem Bundesparteitag in Riesa hatten die Parteimitglieder mit Blick auf die Kanzlerkandidatin "Alice für Deutschland" gerufen. Eine Anspielung auf die - phonetisch ähnliche - verbotene SA-Formel "Alles für Deutschland", für deren Nutzung der rechtsextreme thüringische AfD-Landeschef Björn Höcke eine Geldstrafe kassierte.

Auch Volker Schnurrbusch, Listenplatz 3, ruft den Gästen in Nordhastedt ein "Alice für Deutschland" zu. Als gezielte Provokation will er das auf Nachfrage nicht verstanden wissen. Nach zwei Stunden ist der offizielle Teil der Veranstaltung vorbei. Die ersten Gäste ziehen von dannen. Und die Demonstranten sind inzwischen auch weg.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 17.01.2025 | 19:30 Uhr

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