Dorsch-Bestand in der Ostsee erholt sich nur langsam
Nach Angaben des Deutschen Fischereiverbandes in Hamburg hat der Internationale Rat für Meeresforschung seine Empfehlungen für die künftigen Fangquoten bekanntgegeben. Vor allem beim Dorsch erholt sich der Bestand nicht wie erhofft.
Wie viel von welchem Fisch sollten Ostseefischer im kommenden Jahr fangen dürfen? Dazu hat der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) nun Empfehlungen vorgelegt. Wie der Deutsche Fischereiverband am Montag mitteilte, bleibt die Lage vor allem für den Dorsch sehr schwierig. Im östlichen Teil des Meeres gibt es demnach zwar wieder etwas mehr Dorsche, aber noch nicht so viele wie empfohlen. "Die Masse der Tiere liegt unter dem empfohlenen Referenzwert", so der Verband. Deshalb werde es dort wohl weiterhin ein Fangverbot geben. In der westlichen Ostsee gilt weiter eine Fangempfehlung von 24 Tonnen.
Hering-Fangquote könnte sich teilweise verdoppeln
Auch bei der Sprotte gibt es nicht genügend Nachwuchs: Laut Verband verzeichnen die Sprotten seit drei Jahren mitunter die geburtenschwächsten Jahrgänge. Die Empfehlung des Rates lautet daher, die Fangquoten im kommenden Jahr um ein Drittel zu senken. Beim Hering sieht es immerhin in der zentralen Ostsee etwas besser aus. Der Rat empfiehlt, die Fangquote zumindest dort zu verdoppeln.
Wieder mehr Plattfische in der Ostsee - aber Fangquote bleibt gleich
Erfreulichere Nachrichten gibt es für Schollen und Co: Die Plattfisch-Bestände in der Ostsee haben sich erholt, so die ICES. Der Fischereiverband hingegen will die Fangquote voraussichtlich trotz der Empfehlung nicht erhöhen. Denn es gibt ein Problem: Ein häufiger Beifang bei der Plattfisch-Fischerei ist Dorsch. Das Risiko, auch diese Fische zu erwischen, wäre zu groß.
Kritik: "Fischerei spielt keine Rolle mehr"
Doch wie viel Einfluss hat die Fischerei-Industrie überhaupt noch auf die Bestände in der Ostsee? Ein Sprecher des Verbandes kritisierte am Montag die neuen Empfehlungen des ICES. Auch nach drei Jahren Fangpause stehe es um einige Fische nicht viel besser. Für die Betriebe entstehe der Eindruck, dass die Fischerei keine Rolle mehr für die Bestandsentwicklung spiele, so der Sprecher. "Offenbar läuft in der Ostsee seit circa 20 Jahren ein Systemwechsel, der die Produktivität und damit auch die Ertragsfähigkeit dieses Ökosystems stark verändert." Belegt ist diese Behauptung bisher jedoch nicht.
Landesfischereiverband sieht "kein Licht am Ende des Tunnels"
Auch der Landesfischereiverband Schleswig-Holstein sieht nicht die Fischerei als verantwortlich für den teilweise geringen Fischbestand in der Ostsee, sondern den Klimawandel. Fischereiquoten würden nicht viel beeinflussen, so der Verbandsvorsitzende Lorenz Marckwardt. Man habe seitens des Landesverbandes zwar gehofft, dass die Quoten höher angesetzt werden, aber Marckwardt sieht "kein Licht am Ende des Tunnels". Die aktuellen Empfehlungen empfindet der Verband als starke Bedrohung der Fischerei-Infrastruktur in Schleswig-Holstein. Auch in Anbetracht dieser Bedingungen, wollen immer weniger jungen Menschen Fischer werden, so Marckwardt.