Drei Mitglieder des Camps Breakout sitzen im "Funkloch". © Karen Münster Foto: Karen Münster

Digitale Auszeit in SH: Feriencamp für Erwachsene

Stand: 27.07.2024 05:00 Uhr

Nur knapp 200 Meter vom Süseler See entfernt liegt ein kleines Ferien-Idyll. Mitten im Wald verbergen sich Zelte und kleine Hütten, vier Tage lang sind sie das Zuhause von 50 Erwachsenen.

von Karen Münster

Hier findet das sogenannte "Camp Breakout" statt, eine Art Ferienlager für Erwachsene. Auf dem Hauptplatz des Lagers versammeln sich am Morgen etwa 20 Erwachsene zum Frühstück, es gibt Kaffee, Kakao und Brötchen. Viele der restlichen Teilnehmenden liegen noch in ihren Zelten oder Betten, kein Wunder, die Nacht war kurz. "Wir saßen gestern noch stundenlang am Lagerfeuer, haben gesungen, gequatscht oder waren einfach still", erklärt eine der Teilnehmenden. Im "Camp Breakout" kommen Menschen aus ganz Deutschland zusammen. Sie können ausbrechen aus ihrem Alltag, Stress hinter sich lassen, noch mal Kind sein. "Kind sein heißt ja nicht nur Blödsinn machen. Kind sein heißt auch, einfach mal keine Verpflichtungen zu haben", meint "Rainbow".

Kein Smartphone, keine echten Namen

Damit das auch wirklich gelingt, gibt es im Camp klare Regeln. Alle Teilnehmenden müssen zu Beginn der Freizeit ihre Smartphones und andere digitale Geräte abgeben. Gespräche über Jobs sind tabu und auch den echten Namen verrät hier niemand. Stattdessen dürfen sich die Teilnehmenden einen Camp-Namen aussuchen. "Von "Antipasti" bis "Kleine Hexe" ist alles dabei", weiß Organisatorin Maike Engel, hier im Camp wird sie einfach "Häuptling" genannt. "Die Namen können das Eis brechen und sind ein gutes erstes Thema, um sich kennenzulernen. Manche machen sich schon Wochen vorher Gedanken über ihren Camp-Namen, andere entscheiden sich ganz spontan", erklärt sie.

"Dadurch, dass niemand weiß, wer ihm da eigentlich gegenüber steht, kann man sich ganz neu erfinden." Camp-Organisatorin Maike Engel

Im Camp könne man alles sein - ein "Rainbow", eine "Timmy" oder einfach nur ein "L".

Aquarell, Ukulele, Schlafen

Und eine weitere Regel lautet: Alles kann, nichts muss! Wer möchte, darf ausschlafen, aktiv sein ist aber auch erlaubt. An diesem sonnigen Vormittag steht unter anderem Basteln, ein Ukulele-Workshop und Stand-Up-Paddling auf dem Programm. Für "L" und drei weitere Teilnehmende geht es runter an den See, sie wollen Aquarelle malen.

Eine ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung, findet "L", eigentlich ist er eher technisch versiert, sagt er. "Aber deswegen bin ich ja auch hier, ich möchte Neues ausprobieren. Und vielleicht gefällt es mir ja." Ein paar hundert Meter weiter sitzt "Timmy" auf einer Wiese, sie bemalt stundenlang hölzerne Wegweiser des Camps. "Auf das Smartphone zu verzichten fällt mir nicht schwer, im Gegenteil", sagt sie. "In meinem Alltag verzichte ich auch manchmal tagelang auf das Gerät. Aber hier machen das alle und diesen Gedanken finde ich sehr schön. Wir sind dadurch fast schon automatisch eine Gemeinschaft"

Digitaler Verzicht auf Zeit

Aber wie sinnvoll ist ein digitaler Verzicht auf Zeit? Gordon Emons ist Experte für Computerspielsucht und Internetsucht bei der Caritas Berlin. "Wenn ich kein Suchtverhalten habe, dann kann ein kurzfristiger Verzicht durchaus Stress und negative Gefühle reduzieren", erklärt er. Langfristige Wirkungen seien aber eher unwahrscheinlich. Das Smartphone schüttet laut Emons so viel Belohnung aus, dass man immer wieder sein Verhalten nachjustieren müsse.

Wer auch im Alltag mehr auf sein Smartphone verzichten möchte, muss sich zunächst bewusst dafür entscheiden. Unterstützen kann laut Emons zum Beispiel zeitliche Beschränkungen für Apps. Auch die Nutzung eines Weckers könne helfen - so starte man automatisch ohne Smartphone in den Tag.

Kindheit 2.0 oder eher Pause?

"L" möchte auch nach dem viertägigen Camp öfter im Hier und Jetzt leben, weniger Zeit am Smartphone verbringen. Ob Malen aber sein neues Hobby wird, ist noch unklar. Denn nach knapp einer Stunde am See ist es so warm, dass die Gruppe wieder zurück zum Camp läuft. "Erst mal Pause machen, am besten im Schatten" lautet die Devise. Und darin unterscheidet sich dieses Camp dann doch von Ferienlagern aus der Kindheit - statt gefühlter Action rund um die Uhr steht hier auch ziemlich oft auch einfach "Nichtstun" auf dem Programm.

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