Der Müllskandal in Dithmarschen und die Folgen
Februar 2015: Panorama 3hat in einer Kiesgrube in der Gemeinde Schalkholz (Kreis Dithmarschen) Materialien entdeckt, die mit krebserzeugenden Stoffen belastet sind. Offensichtlich wurden die Materialien in der von der Firma Holcim betriebenen Grube illegal eingelagert.
Die Firma versprach Transparenz, und der Landkreis wollte aufklären. Beide nahmen jeweils eigene Proben. Nur: Sie fanden nichts. Einsehen lassen sich die Ergebnisse bisher nicht.
Panorama 3 soll Fundstellen zeigen
Am 26. Februar bat der Leiter der Bodenschutzbehörde des Landkreises Dithmarschen, Jürgen Eilers, zu einem Termin in die Kiesgrube Schalkholz. Vor Ort waren Mitglieder der örtlichen Bürgerinitiative, der Bürgermeister der Gemeinde, Vertreter von Abfallbehörde und Holcim sowie der Mitarbeiter eines Umweltlabors. In einer gemeinsamen Begehung sollte unser Reporter vor Ort zeigen, wo er die belasteten Materialien gefunden hat. Nach einer anfänglichen Diskussion sicherte der Holcim-Sprecher zu, dass das Kamerateam die Begehung der Kiesgrube filmen kann. Diese Erlaubnis wurde dann plötzlich wieder zurückgezogen, weitere Filmaufnahmen untersagt.
Der Leiter der Bodenschutzbehörde Jürgen Eilers hätte die Fundstellen gerne gesehen. Die Ergebnisse des NDR bezweifelte er nicht: "Sie haben höhere Werte gefunden als wir, es hätte genauso gut umgekehrt sein können. Insofern ist das für uns also auch nur ein Indiz, dass da etwas drin ist, was nicht rein gehört", so Jürgen Eilers.
Neue Funde an der A7
Bis zum 24. März hat die Abfallbehörde des Kreises Dithmarschen mehr als 30.000 Tonnen offenbar illegal eingelagerter Böden abfahren lassen. Dabei wurde anscheinend versucht, optisch auffälliges, und damit möglicherweise belastetes Material, von unbelasteten Böden zu trennen. Das ist nach neuen Recherchen von Panorama 3 nicht vollständig gelungen. Tonnenweise wurden Böden aus der Kiesgrube in die Gemeinde Selk an die A7 gefahren. Es soll dort in einen Lärmschutzwall eingebaut werden. Schon optisch ist das Material weitflächig verunreinigt mit schwarzen Klumpen. Es handelt sich dabei um sogenannte Gießereisande, also Industrieabfall.
Eine von Panorama 3 in Auftrag gegebene Laboruntersuchung einer Stichprobe hat eine Belastung mit Schwermetallen ergeben. Die Abfallbehörde des Landkreises Schleswig-Flensburg hat die Funde zum Anlass genommen, am Lärmschutzwall eine Ortsbesichtigung durchzuführen. Auch dabei wurden Gießereisande gefunden. Die Behörde teilt mit: Eine Grundwassergefährdung könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, weitere Ermittlungen und Proben seien vorgesehen. Die Gießereisande wurden nach Angaben der Behörde nicht nur in dem Lärmschutzwall gefunden, sondern auch in einer nahegelegenen Kiesgrube auf der Gemeindegrenze zwischen Selk und Jagel. Dort eingelagerte Böden müssen aber weitestgehend frei von Schadstoffen sein.
Kein Kommentar zur belasteten Probe
Die Firma Holcim teilt uns auf Anfrage mit: "Wir werden laufend vom Landkreis kontrolliert und überwacht. Das Kieswerk verlässt nur Material, das von vom Landkreis beauftragten Labors freigegeben wurde." Die belastete Probe von Panorama 3 wollte Holcim nicht kommentieren. Man wisse ja nicht, wie und wann die Proben genommen worden seien. Auch die Abfallbehörde des Landkreises Dithmarschen verweist auf die angeblich unklare Methode der Entnahme. Die geplanten Untersuchen der Abfallbehörde des Landkreises Schleswig-Flensburg werden weitere Erkenntnisse bringen. Eines ist aber schon klar: Ein Teil des Abfalls aus Schalkholz liegt jetzt an der A7.