Dankesfrühstück in Brokstedt für 120 ehrenamtliche Helfer
Knapp zwei Jahre nach der Messerattacke am Bahnhof Brokstedt (Kreis Steinburg) bedankte sich Brokstedts Bürgermeister Clemens Preine (CDU) bei den Helfern mit einem großen Frühstück.
Wie wird die Stimmung beim Frühstück sein, fast zwei Jahre nach der Messerattacke, bei der zwei junge Menschen ums Leben kamen? Zumal im großen Rahmen noch einmal dieser 25. Januar 2023 zur Sprache kommt? Brokstedts Bürgermeister Clemens Preine (CDU) hofft trotzdem auf eine familiäre, gemütliche Atmosphäre. Er hatte die Helfer eingeladen, lange Tischreihen waren im großen Saal gedeckt. Als ab 10:30 Uhr nach und nach die Gäste eintrafen, stieg der Geräuschpegel in den Bürgerstuben stetig an. Vereinsmitglieder des örtlichen TSV, Feuerwehrleute, Pfadfinder aber auch die Eltern, die bei der Messerattacke des Palästinensers Sohn und Tochter verloren, trafen hier aufeinander und waren schnell in Gespräche vertieft. Jeder kennt jeden, das ist in Brokstedt ganz offenbar nicht nur so ein Spruch.
Bürgermeister Preine: "Lasst uns nach vorne schauen"
"Lasst uns nach vorne schauen", forderte der Bürgermeister in seiner kurzen Ansprache die rund 120 Anwesenden auf. Er möchte mit dem Frühstück den vielen ehrenamtlichen Helfern danken, die auch in den Tagen nach dem 25. Januar für die Menschen da waren. Der 25. Januar hat sich als Erinnerungsdatum eingebrannt, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Auch ihn hatte der Bürgermeister eingeladen. "Es hat uns sehr gutgetan, dass wir den Ministerpräsidenten in den vergangen eineinviertel Jahren an unserer Seite wussten."
Rückkehr zur Normalität
Inzwischen finden Veranstaltungen wieder statt, es wird gefeiert und die Menschen haben wieder ein Lächeln im Gesicht, beschreibt er die aktuelle Atmosphäre im Ort. "Brokstedt ist wieder zur Normalität zurückgekehrt und ich bin zuversichtlich, dass auch die beiden betroffenen Familien wieder zurückkommen." Gemeint sind die Eltern, die bei der Messerattacke Sohn und Tochter verloren. Sie waren ein junges Paar. "Ich war auch etwas aufgeregt, wie das hier heute wohl sein wird", berichtet Frauke Hensge. "Es ist schön, wie wir hier alle gewürdigt werden." Und Monika Petermann, Betreiberin der Bürgerstuben ergänzt: "Ich finde das ganz toll, wie hier alle miteinander umgehen. Es ist so ein dichter Zusammenhalt hier. Schön ist das."
Zusammenhalt ist gewachsen
"Gemütlich, entspannt und familiär. Genau das, was Brokstedt ausmacht", das ist das Fazit von Jeska Claußen-Danielsen nach der Veranstaltung. Sie ist die Vereins- und Ehrenamtskoordinatorin, hatte das Frühstück organisiert und jeden einzelnen beim Eintreten begrüßt. "Ich habe während Corona mit der Aufgabe angefangen und da muss man positiv nach vorn schauen und das versuche ich jedem weiterzugeben." Sie hatte am Tag nach dem 25. Januar die Elterninitiative unterstützt, die sich um diejenigen Jugendlichen gekümmert hat, die direkt und indirekt von der Tat im Regionalzug nach Hamburg betroffen waren. "Es wurden viele Gruppen gegründet", erinnert sich Monika Petermann. "Die Menschen sind hier doch schon näher aneinandergerückt, so würde ich das ausdrücken."
Bürgerstuben waren Lagezentrum der Polizei
Das Haus, in dem normalerweise Familienfeste, Hochzeiten und Geburtstage gefeiert werden, wurde am 25. Januar 2023 zum Lagezentrum der Polizei. Hier hatten die Beamten Zeugen befragt, erinnert sich Betreiberin Monika Petermann. Die wollte am jenen 25. Januar nur kurz die Post holen. Von der Messerattacke am Bahnhof hatte sie nichts mitbekommen. "Das war ganz kurios gewesen, hier war überall Polizei und die Polizisten ließen mich erst gar nicht über die Straße", erinnert sie sich. "Dann aber fragten sie, ob sie das Haus nutzen dürften."
Wegen Betriebsferien waren die Bürgerstuben geschlossen. Monika Petermann überließ den Beamten die Räumlichkeiten. "Die hatten dann das ganze Haus in Beschlag genommen. Das war für die ideal, hier konnten sie in Ruhe mit den Zeugen sprechen." Menschen, die kurz zuvor noch im Zug waren, bekamen hier Kaffee. "Es war warm und die Leute waren froh, dass sie mal auf die Toilette gehen konnten. Das sind so einfache Dinge, an die man gar nicht denkt."
"Es gibt immer ein Leben danach"
Frauke Hensge unterhält sich in ihrer Bäckerei regelmäßig mit den Brokstedtern. Die Atmosphäre im Ort sei schon gut, erzählt sie. Andererseits haben Bekannte von ihr Angst, mit dem Zug zu fahren. Ihre Bäckerei liegt gegenüber den Bürgerstuben. "Die ersten, die damals aus dem Zug gestiegen sind, kamen zu uns." Von ihnen erfuhr sie, was passiert war. "Nach und nach kamen auch die, die nicht mehr weiterkamen und da haben wir gesagt: So, jetzt schließen wir die Kasse und haben dann an die Helfer, die Gestrandeten und den Polizisten Kaffee und was zu essen verteilt und eine warme Ecke geboten." Die meisten Brokstedter schauen nach vorne. Und das ist auch ihre Devise. "Es gibt immer ein Leben danach und das muss man im Auge behalten", sagt sie.