Covid-19 in SH: Viele erkranken wieder an Corona
Binnen einer Woche hat sich rund jede und jeder Zehnte im Nordwesten mit einer Atemwegserkrankung angesteckt. Das zumindest lassen Zahlen der Krankenkassen und des Robert-Koch-Instituts vermuten.
Am liebsten will man wahrscheinlich gar nicht mehr daran denken, wie sie war, die Anfangszeit der Corona-Pandemie. Lockdowns, Maskenknappheit, kein Impfstoff. Mittlerweile ist die Lage im Land eine andere: Alle die wollen, können sich impfen lassen. Das öffentliche Leben findet statt wie immer. Weitestgehend zumindest: Denn seit einigen Wochen sieht man wieder mehr Menschen mit medizinischen und FFP2-Masken im öffentlichen Raum. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) forderte vor wenigen Tagen ebenfalls wieder zum Tragen einer Maske auf. Und das hat einen Grund: Die Zahl der Infektionskrankheiten ist derzeit wieder hoch - auch im Norden - und das sehr früh in der Krankheitssaison.
Überwachung seit dem Sommer nur noch mit Stichproben
Wie viele Menschen sind krank? So ganz genau lässt sich das nicht sagen. Das Pandemie-Radar des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurde bereits vor einigen Monaten eingestellt. Das repräsentative Sentinel-Programm des RKI, welches bereits seit 2008 als Instrument zur Erfassung des generellen Infektionsgeschehens eingesetzt wird, sieht aber steigende Ansteckungszahlen in verschiedenen Bereichen. Das Programm überwacht unter anderem Krankheiten wie Grippe oder Erkältungsviren - und auch das Covid-19 Virus.
Anhand der aktuellen Stichproben aus den Arztpraxen in Deutschland lässt sich laut RKI ablesen, dass sich in der vergangenen Woche rund jede und jeder Zehnte eine akute Atemwegserkrankung zugezogen hat. Davon wiederum ist jede vierte eine Covid-19 Erkrankung. Übersetzt bedeutet das, das einer von 50 Menschen sich vergangene Woche mit dem Coronavirus infiziert hat. Diese Zahlen decken sich mit den Angaben zu Krankmeldungen verschiedener Krankenkassen. Laut Zahlen der Krankenkassen und des RKIs hat sich im Nordwesten binnen einer Woche jede und jeder Zehnte im mit einer Atemwegserkrankung angesteckt. Von der klassischen Grippe und einer etwaigen Grippewelle, ist in Schleswig-Holstein bisher so gut wie gar nichts zu sehen.
Virensaison hat früh begonnen
Auffällig ist, dass die diesjährige Krankheitswelle von Atemwegserkrankungen deutlich früher und stärker begonnen hat als in den vergangenen fünf Jahren. Ganz von der Hand zu weisen scheint der Wunsch des Bundesgesundheitsministers nach mehr Masken im öffentlichen Raum also nicht zu sein, sagt Dr. Carsten Leffmann, Geschäftsführer der Landesärztekammer.
Einerseits helfe es zwar der Herdenimmunität, wenn sich viele Menschen anstecken. Andererseits sei Covid-19 eben nach wie vor keine einfache Erkältung, sondern könne je nach Verlauf deutlich häufiger und mehr Schäden anrichten als eine normale Erkältung. Darunter chronische Erschöpfungszustände und Gewebeschäden in Lunge und Blutgefäßen. Ähnlich sah es Karl Lauterbach in der Bild am Sonntag: "Corona bleibt gefährlich. Es ist keine Erkältung, die man sich bedenkenlos jede Saison einfangen kann", sagte er da.
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, sieht die Lage etwas anders als Lauterbach und Leffmann. Er wolle nicht abstreiten, dass die Infektionszahlen aktuell stark ansteigen. "Aber wir haben früher auch nicht wegen Erkältungen oder der Grippe überall zum Maskentragen und zum Verzicht auf Weihnachtsfeiern in Innenräumen geraten. Was Sinn macht, ist die Impfung gegen Corona und Grippe für alle Älteren und Risikogruppen." Trotz meist harmlosen Verläufen bei einer Covid-19-Erkrankung, hat sich zumindest eines nicht geändert: Wer grundsätzlich nicht krank werden möchte, macht mit persönlicher Schutzausrüstung wie einer FFP2-Maske nichts verkehrt.