C. R. Scott: Liebesromane made in Wasbek
Sie hatte den Traum von der Autorinnen-Karriere schon beinahe begraben, da kein Verlag ihre Werke auf den Markt bringen wollte. Doch dann veröffentlichte Carina Regauer ihre Liebesromane unter dem Pseudonym C. R. Scott einfach selbst - mit Erfolg.
Ihr Arbeitszimmer in Wasbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde) bei Neumünster erinnert an das Zimmer einer Prinzessin aus dem Bilderbuch: Lichterketten und Glitzergirlanden an den Wänden, dazu gemalte Porträts der Freunde. Auf dem Schreibtisch stehen zwei große Monitore und eine Tastatur, die in den Farben des Regenbogens leuchten. "Geschrieben habe ich schon immer, also seit ich in der Grundschule dazu in der Lage war", sagt Carina Regauer. Sie habe es geliebt, sich Geschichten auszudenken. In ihrer Jugend hat sich dann schnell herauskristallisiert, dass es bei ihren Geschichten um die Liebe gehen solle. Das ist bis heute geblieben. Mittlerweile nennt sie sich allerdings C. R. Scott und kann von ihrem ehemaligen Hobby leben.
Der lange Weg der C. R. Scott
Doch einfach war der Weg zum Traumberuf nicht. Nach der Schule machte die Neumünsteranerin zunächst eine Ausbildung zur Mediengestalterin und arbeitete in dem Beruf. In ihrer Freizeit schrieb sie Liebesromane, wollte diese auch veröffentlichen. "Ich habe es klassischerweise über die Verlage versucht. Habe mich überall beworben und bin am laufenden Band abgelehnt worden", erinnert sich Carina Regauer. Sie stand vor der Frage, ob sie aufhören solle mit dem Schreiben, "weil es sehr viel Zeit gefressen hat". Doch dann entdeckte sie das Self-Publishing, zu deutsch "selbst veröffentlichen". "Ich kann einen Grafikdesigner fürs Cover beauftragen, einen Marketingexperten verpflichten, oder eine Lektorin, die überarbeitet. Aber ich koordiniere eben alles selbst", erklärt Regauer.
Am 31. Oktober 2017 erschien ihr erster selbstverlegter Liebesroman "Play my game - Spiel für alle Sinne" und startete richtig durch. Das Pseudonym C. R. Scott legt sie sich zu, weil sie nicht wollte, dass ihr Arbeitgeber etwas mitbekommt. "Ich habe mir extra mit C. R. Scott einen Namen ausgewählt, der englischsprachig klingt, weil meine Geschichten fast immer in englischsprachigen Ländern spielen - viele in den USA, mal in Australien oder auch auf der Isle of Man", erklärt die Autorin.
Ehemann ist Berater, aber kein Leser
Ihr Erstlingswerk erreichte die Top Ten der Kindle-Charts. Rund einen Monat nach der Veröffentlichung kündigte Carina Regauer ihre Festanstellung, ermutigt von ihrem Mann Dominik Regauer. "Sie hatte zu 100 Prozent mein Vertrauen. Ich habe jeden Tag mit ihr über die Frage der Selbstständigkeit gesprochen", sagt er. Und das, obwohl der Assistent der Geschäftsführung eines Kieler Textil-Services den Roman nicht gelesen hat, auch keins der nachfolgenden Bücher. Dominik Regauer ist aber keinesfalls uninteressiert an der Arbeit seiner Frau. Er erzählt, wie er im Freundes-, Kollegen- und Bekanntenkreis mit Stolz über die Erfolge von C. R. Scott berichtet. Zudem ist er ihr Berater: "Es gibt ja viele Szenen, die spielen in einem Office-Kontext oder im Büroalltag der Geschäftsführung. Da unterstütze ich bei Fragen, was realistisch oder weniger realistisch ist."
Mehr als 60 Bücher in 60 Monaten
Seit der ersten Veröffentlichung sind gut fünf Jahre vergangen - etwas mehr als 60 Monate, in denen C. R. Scott mehr als 60 Bücher auf den Markt gebracht hat. Während sie einen Roman korrekturlesen lässt, erstellt sie bereits das Konzept für den nächsten und fängt mit dem Schreiben an. "Schreiben ist für mich eben Balsam für die Seele und ein Ventil für meine Gefühle und Erfahrungen. Ich hoffe, meine Leser spüren das", sagt sie. In ihren Geschichten stecke auch viel Persönliches: "Das verteile ich zwar auf die Geschichten, und ich verrate auch niemandem, was das ist. Aber ich verarbeite tatsächlich sehr viele meiner Gedanken in den Geschichten." Und mit denen wird sie regelmäßig in den Kindle-Charts gelistet. Selbst in die Bild-Bestsellerliste hat sie es bereits unter die besten drei geschafft.
Das Erfolgs-Prinzip: "Same same but different"
Die wichtigste Plattform für Selbst-Verleger ist Amazon und die eBook-Tochter Kindle. Dort sei es wichtig, regelmäßig und in kurzen Abständen Bücher zu veröffentlichen, sagt Selfpublishing-Experte Matthias Matting, da man sonst schnell wieder in Vergessenheit gerät. Er verfolgt die Karriere von Carina Regauer alias C. R. Scott bereits von Anfang an. "Sie hat einfach ein sehr gutes Produkt und ein sehr gutes erstes Buch geschrieben. Die Leserinnen und Leser wollen nicht unbedingt ein Buch aus einem Verlag, sie wollen einfach ein gutes Buch", sagt Matting. Durch die Folgeromane habe sie immer mehr Fans gesammelt, die ihre Bücher kaufen. Und die wollen in dem Buch das finden, was sie erwarten. Es gelte das "same same but different"-Prinzip. "Es sollen bestimmte Dinge stattfinden, andere nicht. Es gibt zum Beispiel Leserinnen und Leser, die wollen auf keinen Fall, dass es kein Happy End gibt. Das Happy End ist also Voraussetzung", sagt Matting. Dennoch müsse man die Leserschaft auch immer wieder überraschen.
Spaziergänge machen den Kopf frei
Ohne Happy End geht es auch für Carina Regauer nicht: "Für mich ist es ein Muss, dass meine Leser mitfiebern und dann am Ende, wenn alles gut wird, mit einem schönen Gefühl und einem Lächeln auf dem Gesicht aus der Geschichte herausgehen." Trotzdem sei der Druck natürlich groß, die Erwartungen zu erfüllen. Darum versucht die Vielschreiberin bei Spaziergängen in der Natur, um Wasbek herum, immer wieder den Kopf freizubekommen: "Das ist für mich ein sehr wohltuender Kontrast zu den Settings, an denen meine Geschichten spielen. Sie finden ja sehr oft in Großstädten statt. Da ist es hektisch, viele Menschen - auch in der Geschichte. Da soll ja immer was passieren."
Erfolg in Spanien und Traum vom Film
Inzwischen sind aber auch Verlage auf sie zugekommen und haben ihr angeboten, ihre Werke in Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch zu veröffentlichen. International wird ihre Fan-Gemeinschaft deshalb immer größer. In Spanien hat sie in den Kindle-Charts mit "Se mía durante 8 días" ("Be mine for 8 days"/Top 20) und "Despertar en la cama del Sr. Perfecto" ("Waking up in Mr. Perfect's Bed"/Top 50) sogar messbaren Erfolg. Viele Bücher sind inzwischen auch als Hörbuch erschienen. "Ich bin sehr froh, dass sich ein Verlag darum kümmert, weil mit Hörbüchern kenne ich mich nicht aus", so Carina Regauer.
Das heißt: Selbst die Geschichte von C. R. Scott und den Verlagen hat noch ein Happy End bekommen, sagt die Autorin. Im deutschsprachigen Markt will sie aber trotzdem die Fäden in der eigenen Hand halten und neue Romane weiter selbst veröffentlichen. Einen Traum hat sie auch noch: "Das nächste große Ding wäre für mich wahrscheinlich eine Verfilmung. Das ist bei Autoren der große Ritterschlag." Auch der Film hätte natürlich ein Happy End - das ist klar.