Bundestagswahl: Grüne spüren Rückenwind bei Wahlkampf-Auftakt in Lübeck
Etwa 1.200 Interessierte strömten in die Lübecker Musik- und Kongresshalle zum Bundestagswahlkampf-Auftakt der Grünen. Viele mussten aus Platz- und Sicherheitsgründen draußen bleiben. Drinnen warb Kanzlerkandidat Habeck für eine Politik der "großen Lösungen für große Probleme".
Der Andrang in Lübeck war riesig. Die Schlange der Wartenden zog sich zeitweise über mehrere hundert Meter. Ein Anblick fast wie bei einem Pop-Konzert. Dabei handelte es sich eigentlich nur um den Wahlkampf-Auftakt einer Partei, die in Umfragen aktuell bei eher mäßigen 13 bis 14 Prozent liegt. Das mag verwundern. Doch die Protagonisten auf der Bühne scheinen gezogen zu haben: Kanzlerkandidat Robert Habeck, in Lübeck geboren, und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Beide freuten sich natürlich über den großen Zulauf. Habeck wertete ihn schonmal als "positives Vorzeichen“ für die bevorstehende Wahl.
Von Fan bis Kritiker - alles in der MuK dabei
Viele im Publikum waren erkennbare Grünen-Anhänger mit farblich passender Kleidung, Ansteckern und "Robert"-T-Shirts. Einige wiederum gaben sich als "neutrale Beobachter" aus. Sie erzählten auf NDR-Nachfrage, dass sie noch unentschlossen seien, wen sie wählen sollten und "mal hören wollten, was die Grünen so zu bieten haben". Wieder andere Zuschauer gaben zu, dass sie mit der Politik der Grünen "überhaupt nichts anfangen können". Dies taten sie dann später kund, indem sie die Reden der Politiker vereinzelt mit Zwischenrufen störten.
Habeck will Wirtschaft mit Prämie helfen
Besonders viel Applaus gab es in der Musik- und Kongresshalle (MuK) für Habeck, Baerbock und Co, als es um die Grundpfeiler grüner Politik ging: mehr Klimaschutz, mehr Europa, mehr Mitmenschlichkeit und Solidarität mit den Schwächeren. Gleichzeitig stellte Robert Habeck auch die Wirtschaft in den Vordergrund. Dabei warb der aktuell für dieses Ressort zuständige Bundesminister erneut für eine Investitionsprämie für Unternehmen. Die politische Konkurrenz setze auf Steuersenkungen, um die Konjunktur anzukurbeln. Das sei aber der falsche Weg, so Habeck, und nütze am Ende besonders den Reichen im Land.
Parteichef Banaszak: Habeck ist Problemlöser
Außenministerin Annalena Baerbock zählte auf, was die Grünen in einer kommenden Bundesregierung zudem noch anpacken wollen: Mietpreisbremse verlängern, Elterngeld erhöhen, Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent führen. "Während andere sagen 'my country first', sagen wir 'Europe united', das einsteht für Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit", rief Baerbock. Grünen-Parteichef Felix Banaszak betonte, dass die Bundestagswahl im Februar eine Richtungswahl sei. Auch personell. Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU), so Banaszak, sei lediglich gut darin, Probleme zu beschreiben. Kanzler Olaf Scholz (SPD) bestaune sie nur. Und derjenige, der die Probleme lösen könne - das sei Robert Habeck.
Nach ihrem Wahlkampfauftakt in Lübeck will die Grünen-Spitze nun durch ganz Deutschland touren. Geplante Stationen sind zum Beispiel Bonn, Göttingen, Kassel, München, Leipzig, Stuttgart, Bielefeld und Hamburg.