500 Jahre alter Baum in Steinbergkirche wird Nationalerbe
Die Reformationslinde auf dem Friedhof in Steinbergkirche ist der zweite Baum in Schleswig-Holstein, der zum Nationalerbe ernannt worden ist. Das erste Exemplar steht im Kreis Rendsburg-Eckernförde.
1574 muss sie schon groß gewesen sein. Die erste urkundliche Erwähnung der Linde an der Kirche von Steinbergkirche (Kreis Schleswig-Flensburg) berichtet von einer Beratung, die unter dem Baum abgehalten wurde. Und deshalb hält es die Deutsche Dendrologische Gesellschaft, die sich unter anderem für seltene Baumarten einsetzt, für glaubhaft, dass die Linde zur Zeit der Reformation um das Jahr 1520 gepflanzt wurde. Am Freitag ist sie im Rahmen eines Gottesdienstes als zweiter Baum in Schleswig-Holstein zum Nationalerbe ernannt worden.
Gezeichnet durch Blitzeinschläge
Was die Baumexperten als "Vielfalt von Symptomen der Körpersprache an Bäumen" bezeichnen, sind die Folgen von Wind und Wetter. Mehrfach habe der Blitz im Laufe der Jahrhunderte in die Linde eingeschlagen, sagt Birgit Hinsche vom Kirchengemeinderat Nieharde. Der Stamm ist gespalten und hat Hohlräume. Die Krone muss seit zehn Jahren gestützt und beschnitten werden, damit ihr Gewicht den Baum nicht auseinanderbrechen lässt.
Nördlichster Nationalerbe-Baum
Die Linde gehört mit der Ernennung zum Nationalerbe zu den 100 bedeutendsten Bäumen in ganz Deutschland. Und sie ist das nördlichste Exemplar. "Wegen des hohen Grundwassers und den vielen Stürmen werden nur sehr wenige Bäume in Schleswig-Holstein so groß und so alt wie unsere Linde", sagt Birgit Hinsche. Sie beobachtet regelmäßig, dass Ausflügler den Friedhof nur wegen des Baums ansteuern.
Hoffnung auf weitere 500 Jahre
Neun Meter Umfang hat allein der Stamm. Das ist mehr als doppelt so viel wie die 600 bis 800 Jahre alte Eibe in Flintbek bei Kiel (Kreis Rendsburg-Eckernförde), die 2019 zum ersten Nationalerbe-Baum in Schleswig-Holstein ernannt worden war.
Im Umfeld des Friedhofs in Steinbergkirche werden rundherum keine neuen Gräber mehr angelegt. Die Eva-Mayr-Stiehl-Stiftung finanziert künftig den Erhalt. Bei guter Pflege habe der Baum eine gute Perspektive, glaubt Hinsche: "Wir müssen aufpassen, dass wir ihn so stabil halten, dass er genügend ernährt wird und in Würde weiter wachsen kann. Sommerlinden können auch 1.000 Jahre alt werden."