Sprachförderung und frühkindliche Bildung: SH fördert 50 Kitas
Vor allem Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist oder die generell Probleme beim Sprechen haben, sollen in Zukunft in sogenannten Perspektiv-Kitas gefördert werden.
Das Land Schleswig-Holstein fördert 50 sogenannte Perspektiv-Kitas mit jährlich rund zwei Millionen Euro - und mit einer halben Fachkraftstelle. Damit sollen vor allem Kinder, denen Sprechen und Sprache nicht so leicht fällt, gefördert werden, sodass der Übergang von der Kita in die Grundschule gelingt, so das Sozialministerium.
Kitas können weiteren Förderschwerpunkt aussuchen
Neben der sprachlichen Bildung dürfen sich die Kitas einen weiteren Förderschwerpunkt aussuchen – der kann im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich liegen, im Bereich Bewegung und Gesundheit oder im Bereich Stärkung von Familien. In einem zweiten Schritt sind ab 2026 verpflichtende Sprachtests für Viereinhalbjährige geplant.
Die ausgewählten Kitas kooperieren mit den Perspektiv-Schulen in der selben Region. Auch diese Schulen bekommen Förderung von Bund und Land, um Schüler mit schlechten Startchancen eine bessere Perspektive zu ermöglichen.
Verband evangelischer Kitas: Eine Fachkraft reicht nicht aus
Der Verband evangelischer Kitas sieht das Förderprogramm zwiegespalten. "Das kann in kleineren Einrichtungen sicherlich eine effektive Unterstützung sein, um die Kinder besser beim Start in ihre Bildungslaufbahn zu begleiten", sagte Carsten Höhn vom Verband. Doch gerade bei größeren Einrichtungen würde die halbe Fachkraft nicht ausreichen, um allen Kindern zu helfen. "Und ein Projekt mit 50 Einrichtungen ist kein besonders großer Hof", so Höhn mit Blick auf die etwa 1.800 Einrichtungen in ganz Schleswig-Holstein. Außerdem kritisiert er, dass für verpflichtende Sprachtests kein zusätzliches Personal eingeplant sei - und dass diese nicht in dem gewohnten Kita-Umfeld sondern in den Grundschulen stattfinden sollen.
CDU und Grüne sehen Chancen
Aus der Politik kamen verschiedene Stimmen zum Förderprogramm. "Das ist ein gutes Zeichen für Kinder im Kita-Alter, die in besonders belasteten Sozialräumen wohnen und aufwachsen. Wir schaffen die Möglichkeit, besonders dort, wo diese Hilfe zum Gelingen des Übergangs von der Kita zur Schule am Notwendigsten ist", sagte die Sprecherin der CDU für Kitas, Katja Rathje-Hoffmann. Auch die kita- politische Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen, Catharina Nies, sprach von mehr Chancengerechtigkeit. "Wir sollten neuen Maßnahmen die Chance geben, Wirkung zu entfalten. [...] Ich hoffe, dass das Programm sich bewähren wird und wir die finanziellen Möglichkeit haben werden, es in den nächsten Jahren weiter auszubauen", so Nies.
Kritik von FDP und SPD
Der kitapolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Heiner Garg, begrüßte das Programm ebenfalls grundsätzlich. "Ziel muss es aber sein, dass in den landesweit über 1.800 Kitas optimale Bedingungen herrschen, damit nicht nur vergleichsweise wenige Kinder, sondern alle Kinder die bestmögliche Betreuung und Förderung erhalten", sagte er. Dazu sei mehr Personal nötig.
Ähnlich äußerte sich die kitapolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sonja Schiebe. "Wir haben im Land über 1.800 Einrichtungen. Damit erreicht die Günther-Regierung noch nicht einmal eine Quote von
3 Prozent", betonte sie - und sagte weiter: "Man kann nicht auf der einen Seite immer mehr Leistung von Schülern un Schülerinnen abverlangen, ihnen auf der anderen Seite aber durch eine völlig verfehlte Sparpolitik das Fundament für einen erfolgreichen Bildungsweg entziehen."
4.300 Kinder gehen in Perspektiv-Kitas
Für das Perspektiv-Kita-Programm hatten sich 67 Einrichtungen beworben. Die meisten anerkannten Einrichtungen liegen in Kiel (19) sowie in den Städten Lübeck, Flensburg und Rendsburg (je 5). Insgesamt werden in den anerkannten Einrichtungen damit etwa 4.300 Kinder betreut.
