Bischof Franz-Josef Bode spricht bei einer Pressekonferenz über einen Zwischenbericht der Universität Osnabrück zu sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück. © picture alliance/dpa Foto: Friso Gentsch

Vatikan reagiert bislang nicht auf Anzeige gegen Bischof Bode

Stand: 27.01.2023 09:12 Uhr

Rund zwei Monate nach der kirchenrechtlichen Anzeige gegen den Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hüllt sich der Vatikan weiterhin in Schweigen. Missbrauchsbetroffene üben Kritik.

von Florian Breitmeier

Anfang Dezember hatte der norddeutsche Betroffenenrat die Anzeige beim zuständigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße eingereicht. Der leitete die Anzeige über die vatikanische Botschaft in Berlin nach Rom weiter. Nach einem päpstlichen Erlass aus dem Jahr 2019 muss der Vatikan eigentlich binnen 30 Tagen auf die Anzeige gegen einen Bischof reagieren. Es gebe bislang eine Eingangsbestätigung der Anzeige, mehr aber nicht, teilte der Sprecher des Erzbistums Hamburg auf Anfrage des NDR mit. Der norddeutsche Betroffenenrat kritisiert das abwartende Verhalten des Vatikans. Betroffenensprecher Norbert Thewes sagte dem NDR, er sei sehr unzufrieden mit der Situation. Man wolle die Lage Anfang Februar beraten und sich wohl an den päpstlichen Botschafter in Berlin und das Erzbistum Hamburg wenden.

Osnabrücker Bischof Bode lehnt Rücktritt ab

Der Osnabrücker Bischof Bode steht seit der Veröffentlichung eines Missbrauchsgutachtens der Universität Osnabrück in der Kritik. So wird ihm vorgeworfen, lange Zeit nicht angemessen auf Missbrauchsvorwürfe reagiert und Betroffene zu wenig in den Blick genommen zu haben. Bode hatte sich für sein Verhalten entschuldigt, einen Rücktritt aber abgelehnt.

Vatikan hält sich nicht an eigenen Erlass

Wegen der ausbleibenden Reaktion auf die Anzeige war darüber spekuliert worden, ob der päpstliche Erlass mitsamt der 30-Tage-Frist überhaupt noch gilt. Denn der Erlass wurde im Juni 2019 zunächst für drei Jahre bis 2022 in Kraft gesetzt. Allerdings wandte sich Mitte Januar das vatikanische Staatssekretariat in einem Brief an die deutsche Bischofskonferenz. In dem Schreiben ging es um die Zukunft des Synodalen Wegs in Deutschland. Die römischen Unterzeichner berufen sich in ihrem Brief ausdrücklich auf das besagte Apostolische Schreiben mit dem Titel "Vos estis lux mundi" ("Ihr seid das Licht der Welt") von 2019. Die deutschen Bischöfe werden darin ermutigt, im Zusammenhang mit der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt "die notwendige Arbeit der Reinigung und Transparenz" fortzusetzen. Der päpstliche Erlass scheint also nach wie vor in Kraft zu sein. Nur hält sich der Vatikan nicht daran - wie die nach wie vor unbeantwortete Anzeige des norddeutschen Betroffenenrats zeigt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 27.01.2023 | 09:00 Uhr

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