Osnabrück, Emsland und Nienburg: CDU ist klarer Wahl-Sieger

Stand: 24.02.2025 12:28 Uhr

Die CDU geht in der Region sowohl bei der Erst- als auch der Zweitstimme als Gewinner hervor. Was in den Wahlkreisen Osnabrück-Land, -Stadt, Mittelems und Diepholz/Nienburg I wichtig ist, erklärt NDR Niedersachsen.

von Patricia Averesch

Die vier Kandidaten der CDU haben die meisten Erststimmen in ihren Wahlkreisen und somit die Direktmandate gewonnen. Nach Angaben der Bundeswahlleiterin ziehen die Kandidaten auch in den Bundestag ein, da die CDU ausreichend Zweitstimmen erhielt und somit das seit der Wahlrechtsänderung geltende Kriterium der Zweistimmendeckung erfüllt ist. Für die Stadt Osnabrück sitzt künftig Mathias Middelberg im Parlament, für Osnabrück-Land Lutz Brinkmann. Albert Stegemann bleibt Direktkandidat für den Wahlkreis Mittelems sowie Axel Knoerig für Diepholz/Nienburg I. Einzig in der Stadt Osnabrück gab es laut vorläufigem Ergebnis einen knappen CDU-Wahlsieg. Das beste Erststimmen-Ergebnis in der Region erreichte Stegemann (Wahlkreis Mittelems) mit 43,8 Prozent.

Ergebnisse aus den Wahlkreisen in der Region:

Kopf-an-Kopf-Rennen in Osnabrück

Den Wettbewerb um das Direktmandat in der Stadt Osnabrück gewann CDU-Kandidat Mathias Middelberg. Er holte 29,7 Prozent der Erststimmen und liegt damit knapp vor seinem SPD-Konkurrenten Thomas Vaupel, der 28,2 Prozent erreichte. Middelberg äußerte sich überrascht über das Kopf-an-Kopf-Rennen: "Ich hätte es nicht so knapp erwartet, aber das liegt daran, dass wir im Bund nicht so ein tolles Ergebnis erreicht haben. Wir sind zwar jetzt die Gewinner, aber ich hätte mir die Zuwächse deutlich stärker vorgestellt", sagte Middelberg nach der Wahl. Vaupel ist als Referent der SPD-Bundestagsfraktion zwar innerhalb der Partei bekannt, bei den Bürgerinnen und Bürgern in der Region war er vor dem Wahlkampf aber eher unbekannt. Middelberg hatte sich bereits bei der Bundestagswahl im Jahr 2021 als Direktkandidat in dem Wahlkreis beworben. Damals verlor er knapp gegen den SPD-Kandidaten Manuel Gava. Middelberg zog 2021 über die Landesliste in den Bundestag ein. Vaupel wird es laut vorläufigem Wahlergebnis nicht in den Bundestag schaffen. Er zeigte sich trotz Niederlage zufrieden.

"Es war ein richtig spannendes Rennen, leider aus meiner Sicht nicht mit dem gewünschten Ergebnis. Aber dass es so spannend geworden ist, dass wir so viele Punkte hier in Osnabrück geholt haben, das ist ein Riesen-Erfolg, auch wenn es jetzt knapp nicht gereicht hat." SPD-Politiker Thomas Vaupel (Wahlkreis Osnabrück-Stadt)

CDU auch bei Zweitstimmen vorn - neu in Osnabrück

Friedrich Merz redet am Tag der Bundestagswahl auf der Wahlparty im Konrad-Adenauer-Haus. © dpa Foto: Michael Kappeler
Bei vielen Wählerinnen und Wählern in der Region war CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz klarer Favorit.

Auch bei den Zweitstimmen gewann die CDU in allen vier Wahlkreisen der Region. Am deutlichsten fällt das Ergebnis in der einstigen CDU-Hochburg aus: Im Wahlkreis Mittelems - zu dem die Grafschaft Bentheim, Landkreis Emsland, Lingen und Meppen gehören - holte die Partei 39,3 Prozent und verbesserte damit ihr Ergebnis aus 2021 um 5,4 Prozentpunkte. Das vorläufige Ergebnis der CDU in dem Wahlkreis liegt allerdings weiter deutlich unter ihrem bisherigen Spitzenergebnis: 2013 holte die CDU beachtliche 56,1 Prozent der Zweitstimmen. Einen Sieg kann die CDU auch in der Stadt Osnabrück verbuchen: Während sie 2021 noch der SPD unterlag, holte sie bei dieser Wahl mit 26,3 Prozent nun mehr Stimmen als die SPD. Bei der vergangenen Bundestagswahl holten die Sozialdemokraten in Osnabrück noch 30,2 Prozent der Zweitstimmen, die CDU lediglich 23,2 Prozent.

SPD liegt vor AfD - anders als auf Bundesebene

Die SPD steht in den Wahlkreisen in der Region bei den Zweitstimmen an zweiter Stelle. Die Partei schneidet damit besser ab als auf Bundesebene - sie erreicht durchschnittlich rund 23 Prozent. Am erfolgreichsten war die SPD im Wahlkreis Osnabrück-Stadt mit 24,5 Prozent. Dennoch erlitten die Sozialdemokraten auch in der Region insgesamt eine Niederlage: Sie verloren im Vergleich zur vorherigen Wahl im Wahlkreis Diepholz/Nienburg 10,2 Prozentpunkte, in Osnabrück-Land 9,9 Prozentpunkte, in Mittelems 9,7 Prozentpunkte und in Osnabrück-Stadt 5,8 Prozentpunkte.

AfD gewinnt überall an Stimmen

Im Ranking der Zweitstimmen folgt die AfD in der Region meist an dritter Stelle. Sie schneidet allerdings durchschnittlich 15 Prozentpunkte schlechter ab als im bundesweiten Vergleich. Doch im Vergleich zu 2021 legte sie auch hier zu: Besonders viele Menschen wählten die AfD zum Beispiel in Bohmte, Dissen, Belm und Bersenbrück - dort kommt die AfD auf durchschnittlich 23 Prozent. Deutlich schlechter als im Bundestrend schneidet die Partei hingegen in Glandorf, Emlichheim und Emsbüren ab - dort erreicht sie im Durchschnitt etwa 10 Prozent. In der Stadt Osnabrück - die für die AfD bei der Europawahl 2024 eher ein schwieriges Pflaster war - gewann die AfD 6,9 Prozentpunkte hinzu. Sie erreicht dort jetzt 11,5 Prozent, liegt damit allerdings auf dem vierten Platz hinter den Grünen und knapp vor den Linken. CDU-Direktkandidat und Wahlsieger Albert Stegemann aus dem Wahlkreis Mittelems bezog eine klare Position zu einer möglichen Zusammenarbeit mit der AfD. Sollte es dazu kommen, werde er aus der CDU austreten, kündigte er nach der Wahl erneut an.

"Ich habe immer gesagt, was ich von der AfD halte, und das war nie freundlich. Es gibt keine Partei, die weiter von der AfD weg ist als die CDU." CDU-Politiker Albert Stegemann (Wahlkreis Mittelems)

Zwei AfD-Politiker neu im Bundestag

Neben den vier CDU-Direktkandidaten werden demnächst vier weitere Politikerinnen und Politiker die Region im Parlament vertreten. Über die Parteilisten, also über die Zweitstimmen, ziehen zwei AfD-Politiker aus der Region erstmals in den Bundestag ein: Marcel Queckemeyer (44 Jahre, Industriekaufmann) aus dem Landkreis Osnabrück und Danny Meiners (46 Jahre, Metallbaumeister) aus dem Wahlkreis Mittelems. Auch Filiz Polat (Grüne) aus dem Landkreis Osnabrück und Heidi Reichinnek (Linke) aus der Stadt Osnabrück erhalten über ihre ersten Listenplätze weiterhin je einen Sitz im Bundestag.

Linke holt Überraschungserfolg

Das Linken-Spitzenduo Heidi Reichinnek und Jan van Aken bei der Wahlparty der Partei am Abend der Bundestagswahl in Berlin. © dpa bildfunk Foto: Karsten Koall
Das Linken-Spitzenduo Heidi Reichinnek und Jan van Aken bei der Wahlparty der Partei in Berlin.

Die niedersächsische Spitzenkandidatin für die Linken bei der Bundestagswahl, Heidi Reichinnek, feiert einen besonderen Erfolg. Auch wenn es in ihrem Wahlkreis Osnabrück-Stadt nicht für einen Sieg gelangt hat, erreichte sie mit 11,8 Prozent ein zweistelliges Erststimmen-Ergebnis. Auch bei den Zweitstimmen legten die Linken in der Stadt Osnabrück zu: Mit zusätzlichen knapp sieben Prozentpunkten kommt die Linke dort auf 11,1 Prozent. Selbst in den ländlich geprägten Wahlkreisen vom Osnabrücker Land bis in die Grafschaft und ins Emsland schafft die Partei es jetzt über 6 Prozent. Bei der vergangenen Bundestagswahl lag die Linke in den drei Wahlkreisen bei um die 2 Prozent. Reichinnek erklärte den Wahlerfolg damit, dass die Linke auf die richtigen Themen gesetzt habe.

"Ich bin unfassbar dankbar über dieses Ergebnis, das eindeutig zeigt, dass unser Fokus auf soziale Themen Erfolg hatte, dass es genau richtig war, den Menschen zuzuhören und zu handeln, dass wir uns auf Mieten und Lebensmittelkosten konzentriert haben." Linken-Politikerin Heidi Reichinnek (Wahlkreis Osnabrück-Stadt)

Hohe Verluste bei den Grünen in Osnabrück

In allen vier Wahlkreisen der Region müssen Bündnis 90/Die Grünen Verluste hinnehmen - am stärksten sind diese in Osnabrück. In der für die Partei sonst vielversprechenden Universitätsstadt erhielt sie lediglich 16,0 Prozent der Zweitstimmen, 2021 waren es noch 23,3 Prozent. In Diepholz/Nienburg verloren die Grünen bei dieser Wahl 4,2 Prozentpunkte, sie kommen jetzt auf 10,3 Prozent der Zweitstimmen. Im Wahlkreis Mittelems büßen die Grünen 3,9 Prozentpunkte ein, im Osnabrücker Land sind es 4,9 Prozentpunkte - in beiden Wahlkreisen bleibt die Partei bei den Zweitstimmen unter 10 Prozent.

Zweithöchste Wahlbeteiligung in Niedersachsen

Bei der Wahlbeteiligung sticht der Wahlkreis Mittelems positiv hervor: Dort gingen 85,3 Prozent der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger zur Wahl. Mittelems ist damit der Wahlkreis mit der zweithöchsten Wahlbeteiligung in Niedersachsen, wie aus den Angaben der Landeswahlleitung hervorgeht. Einzig im Wahlkreis Harburg gingen demnach mehr Menschen wählen. In Osnabrück-Land liegt die Wahlbeteiligung den Angaben zufolge bei 84,1 Prozent, in der Stadt bei 84,0 Prozent und in Diepholz/Nienburg I bei 83,5 Prozent. Im Vergleich zur vorherigen Bundestagswahl 2021 gaben in Niedersachsen und in ganz Deutschland bei dieser Wahl deutlich mehr Menschen ihre Stimmen ab.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Osnabrück | 24.02.2025 | 09:30 Uhr

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