Bundestagswahl: So haben die Menschen in Niedersachsen gewählt
Bei der Bundestagswahl 2025 hat die CDU auch in Niedersachsen die meisten Stimmen erhalten. Die größten Zuwächse verzeichnet die AfD. Die SPD rutscht dagegen ab und verliert zweistellig.
"Das ist für die SPD eine ganz schwere Niederlage", räumte Ministerpräsident Stephan Weil am Sonntagabend ein. Seine Partei hat im Stammland Niedersachsen laut vorläufigem Ergebnis nur 23,0 Prozent erreicht - das sind 10,1 Prozentpunkte weniger als bei der Bundestagswahl 2021. Die CDU legte um 3,9 Prozentpunkte auf jetzt 28,1 Prozent zu. Drittstärkste Partei ist in Niedersachsen die AfD: Sie kommt auf 17,8 Prozent und legte damit um 10,4 Prozentpunkte zu. Die Grünen verlieren 4,6 Prozent und kommen landesweit auf rund 11,5 Prozent. Die Linke verbessert sich auf 8,1 Prozent. Das BSW bleibt auch in Niedersachsen hinter den eigenen Erwartungen zurück und kann lediglich 3,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Die FDP büßt 6,4 Prozent ein und erreicht nur noch 4,1 Prozent. Wie der NDR am Sonntagabend erfuhr, wollen die Jungen Liberalen in Niedersachsen am Montag den Rücktritt der gesamten Parteiführung fordern.
Karte zeigt Wahlergebnisse für Niedersachsen
Sehr hohe Wahlbeteiligung - örtlich zu wenige Stimmzettel
Gegenüber der Bundestagswahl im Jahr 2021 haben 2025 ähnlich dem Bundestrend auch in Niedersachsen deutlich mehr Menschen ihre Stimmen abgegeben. Die Wahlbeteiligung lag laut Landeswahlleiter Markus Steinmetz bei 83,4 Prozent und damit deutlich höher als vier Jahre zuvor (74,7 Prozent im Jahr 2021). In der Folge - und wegen falsch gedruckter Stimmzettel - waren am Sonntag mancherorts die Stimmzettel knapp geworden. Laut Landeswahlleiter war das etwa in Salzgitter der Fall. Dort hätten in einigen Wahllokalen wohl zu wenig Stimmzettel gelegen, weswegen nicht alle Wahlberechtigten bis 18 Uhr wählen konnten. Erst gegen 19.30 Uhr seien dort die Stimmabgaben beendet worden, so Steinmetz. Zu wenige Stimmzettel gab es demnach zeitweise auch in Göttingen und in mehreren Orten bei Norden (Landkreis Aurich). In Niedersachsen waren etwas mehr als sechs Millionen Bürgerinnen und Bürger berechtigt, ihre Stimmen zur Bundestagswahl 2025 abzugeben.
Weniger Abgeordnete aus Niedersachsen im Bundestag
Im neu gewählten Bundestag sinkt die Zahl der Abgeordneten aus Niedersachsen von 74 auf 65. Grund ist die Wahlrechtsreform, die nun zum ersten Mal greift. Die Zahl der Abgeordneten wurde auf 630 begrenzt - rund 100 weniger als bisher. Unter den künftig 65 Bundestagsabgeordneten aus Niedersachsen sind 21 von der CDU, 17 von der SPD, 13 von der AfD, 8 von den Grünen und 6 von der Linkspartei.
Erst- und Zweitstimmen: Vorteile für die CDU
Bei den Erststimmen haben CDU und SPD jeweils in 15 der 30 Wahlkreise in Niedersachsen die Mehrheit der Stimmen geholt. Das höchste Ergebnis holte die Union im Wahlkreis Cloppenburg - Vechta (45,8 Prozent), den Sozialdemokraten gelang im Wahlkreis Rotenburg I - Heidekreis ihr bestes Ergebnis (42,1 Prozent). Deutlich schlechter schnitt die SPD bei den Zweitstimmen ab: In keinem der 30 Wahlkreise wurde ein Wert jenseits der 30-Prozent-Marke erreicht. 28,6 Prozent im Wahlkreis Aurich - Emden war hier der beste Wert, bedeutete aber auch den höchsten Verlust: Gegenüber der Bundestagswahl im Jahr 2021 holte die SPD hier 14,7 Prozent weniger Zweitstimmen. Die CDU punktete dagegen vor allem im Westen Niedersachsens: In den Wahlkreisen Cloppenburg - Vechta und Mittelems kam die Union auf annähernd 40 Prozent bei den Zweitstimmen. Die AfD holte viele Zweitstimmen insbesondere im Osten Niedersachsens: Werte von deutlich mehr als 20 Prozent erreichte die Partei unter anderem in Helmstedt - Wolfsburg (22,0), Gifhorn - Peine und Salzgitter - Wolfenbüttel (je 21,3). Die Grünen holten ihr bestes Ergebnis im Wahlkreis Stadt Hannover II (21,3 Prozent). Im selben Wahlkreis konnte die Linke mit 16,5 Prozent ihren mit Abstand landesweit höchsten Zweitstimmen-Wert erreichen.
Alle Wahlkreisgewinner ziehen in Bundestag ein
Keine Auswirkungen hat die Wahlrechtsreform und der Wegfall von sogenannten Überhang- und Ausgleichsmandaten auf siegreiche Wahlkreis-Kandidatinnen und Kandidaten in Niedersachsen. Weil ihre Partei jeweils auch auf ausreichend Zweitstimmen kam, sind alle Wahlkreis-Siegerinnen und Sieger aus Niedersachsen künftig Mitglieder des Bundestages.
Klingbeil holt bestes Ergebnis eines SPD-Direktkandidaten
Unter den direkt gewählten Abgeordneten ist auch SPD-Chef Lars Klingbeil. Als Direktkandidat im Wahlkreis Rotenburg I - Heidekreis setzte sich Klingbeil mit 42,1 Prozent der Erststimmen klar gegen die CDU-Kandidatin Vivian Tauschwitz (27,3 Prozent) durch. Klingbeil erzielte damit bundesweit von allen gewählten SPD-Direktkandidaten das beste Ergebnis, wie auf der Internetseite der Bundeswahlleiterin ersichtlich ist. Trotz der Wahlniederlage der Sozialdemokraten geht Klingbeils Aufstieg wohl weiter: Er soll nun auch neuer Fraktionschef der SPD im Bundestag werden. Klingbeil selbst hatte noch am Wahlabend einen personellen Neustart seiner Partei angekündigt.
Erfolge für Pistorius, Heil und Miersch
Ebenfalls in ihren Wahlkreisen durchgesetzt haben sich Verteidigungsminister Boris Pistorius, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und SPD-Generalsekretär Matthias Miersch. Pistorius erhielt als SPD-Direktkandidat im Wahlkreis Hannover-Stadt II 36,2 Prozent der Erststimmen. Heil kam im Wahlkreis Gifhorn-Peine auf 33,9 Prozent der Erststimmen - er gewann damit seit 1998 durchgängig seinen Wahlkreis. Eng wurde es für SPD-Generalsekretär Matthias Miersch: Er kam im Wahlkreis Hannover-Land II auf 31,8 Prozent der Stimmen und siegte damit nur knapp vor dem CDU-Kandidaten Tilman Kuban (30,0 Prozent). Miersch hatte den Wahlkreis seit 2005 bereits fünf Mal gewonnen.
Achtungserfolg für Heidi Reichinnek
Mit großem Vorsprung setzte sich Silvia Breher für die CDU im Wahlkreis Cloppenburg-Vechta durch. Die stellvertretende Parteivorsitzende der Union erhielt 45,8 Prozent der Erststimmen und landete damit klar vor AfD-Kandidat Sven Sager (20,6 Prozent). Einen Achtungserfolg erzielte Heidi Reichinnek in Osnabrück: Der Spitzenkandidatin der Linken für die Bundestagswahl gelang mit 11,8 Prozent ein zweistelliges Erststimmen-Ergebnis. 2021 hatte die Linke in Osnabrück gerade mal 3,2 Prozent erreicht. Im Bundestag wird Reichinnek als Abgeordnete dabei sein - sie zieht über die Landesliste ihrer Partei ein. Gewonnen im Wahlkreis Osnabrück hat Mathias Middelberg (CDU). Er kam auf 29,7 Prozent der Erststimmen.
Die wichtigsten Infos zur Bundestagswahl aus den Regionen
Die wichtigsten Infos zur Bundestagswahl aus Niedersachsen und dem Norden
Schlagwörter zu diesem Artikel
Bundestagswahl
