Bombenräumung in Osnabrück: Blindgänger unschädlich gemacht

Stand: 17.11.2024 23:35 Uhr

Fachleute hatten alle sieben Verdachtsfälle in Osnabrück als Weltkriegsbomben unterschiedlicher Größe identifiziert und fünf davon am Sonntag entschärft. Zwei Bomben mussten am Abend gesprengt werden.

Nach über 15 Stunden hat die Stadt auch die Evakuierungsmaßnahme offiziell beendet. Rund 14.000 Menschen konnten wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Zwischenzeitlich wurden die Arbeiten der Sprengmeister von Schaulustigen und Bewohnern, die zurück in ihre Häuser wollten, unnötig in die Länge gezogen. Die Polizei Osnabrück bat daher eindringlich darum, das Sperrgebiet nicht zu betreten. Nach Angaben der Stadt betrugen die Verzögerungen durch "Bombentouristen" insgesamt rund zwei Stunden. Am späten Abend teilte die Polizei mit, dass sie in diesem Zusammenhang gegen 39 Personen Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet hat. Ihnen droht laut Stadt ein Bußgeld in Höhe von mehr 300 Euro.

Bombenentschärfer präsentieren in Osnabrück einen unschädlich gemachten Sprengkörper © NDR Foto: Ann-Kathrin-Hegger
Nach einem langen Arbeitstag: Die Kampfmittelbeseitiger mit zwei entschärften Bomben.
Blindgänger waren unterschiedlich gefährlich

Bei den unschädlich gemachten Bomben handelte es sich um britische und amerikanische Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg. Alle Verdachtsfälle seien als Bomben mit Aufschlagzünder identifiziert worden, heißt es im Live-Blog der Stadt Osnabrück. Bei drei gefundenen Bomben handelt es sich um britische 500-Pfund-Bomben, so die Stadt. Dazu kommen zwei 100- und eine 1.000-Pfund-Bombe. Der siebte Verdachtsfall stellte sich zunächst als vergleichsweise harmlos heraus: Bei einer zerschellten 500-Pfund-Bombe habe lediglich der Zünder entschärft werden müssen, so die Stadt.

So viele Verdachtspunkte "wie noch nie an einem Tag"

Bauarbeiter hatten die verdächtigen Gegenstände bei Bodenarbeiten entdeckt. "Selbst für Osnabrück ist das hier etwas Besonderes," sagte Stadtsprecher Simon Vonstein am Sonntag. Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs im künftigen Lokviertel waren im Vorfeld insgesamt sieben Verdachtspunkte identifiziert worden. Das seien "so viele wie noch nie an einem Tag in Osnabrück", teilte die Stadt mit.

Evakuierung: Nicht alle wollten Gebiet freiwillig verlassen

Einige Betroffene schlafen zusammengekauert auf einem Tisch im Evakuierungszentrum der Stadt in einer Schule. © dpa Foto: Friso Gentsch
AUDIO: Bombenräumung in Osnabrück: 14.000 Menschen in Sicherheit gebracht (4 Min)

Seit dem frühen Sonntagmorgen hatte die Polizei das Evakuierungsgebiet kontrolliert. Auch Drohnen flogen über den Bereich und suchten nach Menschen, die sich noch dort aufhielten. Nicht alle Bürgerinnen und Bürger seien einsichtig gewesen, sagte ein Polizeisprecher dem NDR Niedersachsen. Einige habe man aus ihren Wohnungen hinausbegleiten und mehrere Türen hätten gewaltsam geöffnet werden müssen. Alles in allem sei die Evakuierung aber "friedlich verlaufen und durchaus schnell gegangen".

Hauptbahnhof Osnabrück nicht mehr angefahren

Insgesamt waren rund 14.000 Menschen aufgefordert, wegen des Einsatzes ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Wer sich nicht daran hielt, muss nun mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro rechnen. Von der Evakuierung betroffen sind die Stadtteile Fledder, Schinkel sowie die Innenstadt. Insgesamt gehe es um 8.650 Haushalte und rund 300 Gewerbeadressen, so die Stadt im Vorfeld. Der Hauptbahnhof wurde für die Dauer der Arbeiten gesperrt, die Bahn leitete Züge um und organisierte einen Ersatzverkehr.

Mehrere Hundert Menschen im Evakuierungszentrum

Die Stadt Osnabrück hatte in der Gesamtschule Schinkel für Anwohnerinnen und Anwohner ein Evakuierungszentrum eingerichtet. Dort befanden sich zeitweilig nach Informationen von NDR Niedersachsen zwischen 400 und 500 Menschen. Die Stadt informierte in einem Live-Ticker auf ihrer Webseite. Zwischenzeitlich war der Ticker offline, die Zugriffszahlen seien höher als erwartet gewesen, hieß es. Die Polizei hielt die Menschen zudem über ihren Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Es war das erste Mal, dass die Polizei den Kanal bei einem Großeinsatz nutzt. Die Behörde ist seit Ende August nicht mehr bei X - als erste Polizeibehörde in Deutschland.

Krankenhäuser vor Bombenentschärfung weitgehend geräumt

Im Evakuierungsradius befanden sich auch drei Altenpflege-Einrichtungen und zwei Krankenhäuser: das Marienhospital und das Christliche Kinderkrankenhaus. Nach Angaben des Leiters des städtischen Ordnungsamtes, Thomas Cordes, wurden beide im Vorfeld weitgehend geräumt. Die Patientinnen und Patienten sowie das Personal auf den Intensivstationen blieben allerdings, sagte er. Für sie wäre eine Verlegung zu risikoreich gewesen. Im Marienhospital befanden sich den Angaben zufolge am Sonntag rund 170 Patientinnen und Patienten.

Ordnungsamt: Sonntag ist der beste Tag

Evakuierungen aufgrund von Bombenfunden kamen in Osnabrück in den vergangenen Jahren immer wieder vor, da im Zweiten Weltkrieg viele Bomben über der Stadt abgeworfen wurden. "Wir haben quasi schon zu Beginn der Bodenarbeiten damit gerechnet, Verdachtsstellen zu finden", so der Ordnungsamtsleiter. Allerdings seien sonst weniger Anwohnerinnen und Anwohner von den Evakuierungen betroffen.

Der Sonntag wurde absichtlich für die Bombenräumung ausgewählt. Andernfalls wären die Auswirkungen noch spürbarer geworden, so Cordes. "Stellen Sie sich einfach mal vor, wir würden das unter der Woche, machen. Dann hätten wir nicht nur die Bewohner, die betroffen wären, dann wären auch noch viel mehr Büros, Firmen und Betriebe betroffen". Sonntag sei der Tag mit den geringsten Beeinträchtigungen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 17.11.2024 | 18:00 Uhr

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