Bombenräumung in Osnabrück: 14.000 Menschen müssen Häuser verlassen
Im künftigen Lokviertel am Osnabrücker Hauptbahnhof werden mehrere Blindgänger vermutet. Am Sonntag sollen die Bomben laut Stadt gesucht und entschärft werden. Was Anwohner und Reisende beachten müssen.
Es ist eine der größten Evakuierungsaktionen, die Osnabrück aufgrund von Bombenfunden jemals erlebt hat: Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs werden gleich mehrere Weltkriegsbomben vermutet. Bauarbeiter hatten die Verdachtsstellen bei Bodenarbeiten entdeckt, wie die Stadt Osnabrück mitteilte. Am Sonntag, 17. November, sollen deswegen alle Anwohnerinnen und Anwohner im Umkreis von einem Kilometer das Gebiet bis 7 Uhr am Morgen verlassen haben. Betroffen sind die Stadtteile Fledder, Schinkel sowie die Innenstadt. Insgesamt geht es laut der Stadt Osnabrück um 8.650 Haushalte und rund 300 Gewerbeadressen. Um 6.30 Uhr sollen laut Stadtverwaltung alle Bewohnerinnen und Bewohner über Sirenen erinnert werden - oder geweckt, falls sie noch schlafen sollten. Der Einsatz der Sirenen soll allerdings eine Ausnahme für diese Evakuierung bleiben, heißt es.
Bürger können sich per Telefon-Hotline informieren
Menschen im Evakuierungsgebiet werden gebeten, beim Verlassen ihrer Wohnung das Licht auszumachen. Noch beleuchtete Wohnungen müssen laut der Stadt aufwendig geprüft werden, was für Verzögerungen sorgen kann. Wer sich nicht an die Räumung hält und sich nach 7 Uhr im Evakuierungsgebiet aufhält, muss mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro rechnen. Die Stadt Osnabrück hat für betroffene Bürger eine Service-Hotline unter der Nummer (0541) 323 44 90 eingerichtet. Laut Informationen der Stadt ist sie am Tag der Räumung von 6 Uhr bis zum Ende der Maßnahme geschaltet. Die Hotline ist den Angaben zufolge aber auch schon im Vorfeld für Auskünfte und Informationen erreichbar. Dies gilt von montags bis freitags in der Zeit von 9 bis 17 Uhr sowie am Samstag von 9 bis 18 Uhr. Eine Übersicht mit allen von der Evakuierung betroffenen Adressen gibt es hier.
Bombenentschärfung: Osnabrücker Hauptbahnhof gesperrt
Auch der Osnabrücker Hauptbahnhof wird am Sonntag gesperrt. Ab 7 Uhr sollen die Züge umgeleitet werden. Laut Eurobahn müssen Reisende bis mindestens 19 Uhr mit Ausfällen und Verspätungen rechnen. Wie lange die Maßnahmen dauern, kann Ordnungsamtsleiter Thomas Cordes nicht einschätzen. Die Bewohner müssten damit rechnen, dass sie erst in den Abendstunden wieder zurück in ihre Häuser können. Cordes empfiehlt daher Familien, etwas Schönes zu unternehmen - und am besten den ganzen Tag zu verplanen.
Krankenhäuser werden weitgehend geräumt
Im Evakuierungsradius befinden sich auch drei Altenpflegeeinrichtungen und zwei Krankenhäuser: das Marienhospital und das Christliche Kinderkrankenhaus. Beide werden laut Cordes weitgehend geräumt. Die Kliniken teilten mit, dass sie seit mehreren Wochen darauf vorbereitet seien. Man habe mit der Stadt Osnabrück diverse Maßnahmen geplant. Das Marienhospital wird demnach bis auf einzelne Bereiche komplett evakuiert. Da das Kinderhospital das einzige Kinderkrankenhaus im Umfeld ist, wurde eine komplette Räumung ausgeschlossen. Das sei mit zu hohen Risiken für die Patienten verbunden, hieß es. Die umliegenden Krankenhäuser außerhalb des Räumungsgebietes sind auf mehr Patienten vorbereitet. Innerhalb des Gebietes würden die Patienten auf den Intensivstationen bleiben. Dafür werden vor den Gebäuden mit Wasser gefüllte Container aufgestellt, die die möglichen Druckwellen abfangen sollen, so Cordes.
Wohl bislang größte "Containerburg"
Solche Wasser-Container aufzustellen sei zwar nicht selten, in diesem Umfang allerdings schon. Evakuierungen aufgrund von Bombenfunden kamen in den vergangenen Jahren immer wieder vor, da im Zweiten Weltkrieg viele Bomben in Osnabrück runtergekommen sind. "Wir haben quasi schon zu Beginn der Bodenarbeiten damit gerechnet, Verdachtsstellen zu finden", sagte Cordes. Allerdings: Normalerweise werden bei den Evakuierungen in Osnabrück nur einige Tausend Anwohner evakuiert. Dieses Mal sind es 14.000. "Das dürfte die größte sogenannte Containerburg sein, die wir jemals aufbauen mussten", erklärte der Ordnungsamtsleiter.
Ordnungsamt: Sonntag ist der beste Tag
Der Sonntag wurde absichtlich für die Bombenräumung ausgewählt. Andernfalls seien die Auswirkungen noch größer geworden, sagte Cordes. "Stellen Sie sich einfach mal vor, wir würden das an einem Montag, Dienstag oder Mittwoch, also unter der Woche, machen. Dann hätten wir nicht nur die Bewohner, die betroffen wären, dann wären auch noch viel mehr Büros, Firmen, Betriebe betroffen". Deshalb sei der Sonntag der beste Tag mit den geringsten Beeinträchtigungen. Auch die Krankenhäuser planten sonntags mit geringerer Belegung als unter der Woche. Deshalb hofft das Ordnungsamt auch hier auf eine reibungslose Evakuierung.