Bistum Osnabrück zu Missbrauchsstudie: "Schreckliche Dimensionen"
Das Bistum Osnabrück hat sich am Mittwoch zur kürzlich veröffentlichten Studie über sexuellen Missbrauch in der Diözese geäußert. Generalvikar Beckwermert sprach von schrecklichen Dimensionen des Skandals.
Generalvikar Ulrich Beckwermert betonte in seinem Statement die Bedeutung der vor einer Woche veröffentlichten Missbrauchsstudie. Diese habe "schreckliche Dimensionen des Skandals sexualisierter Gewalt" offengelegt. Es gebe im Umgang mit Missbrauchsfällen eine "Schweigespirale", die es zu durchbrechen gelte. Täter dürften nicht länger geschützt, Strukturen und Prozesse müssten überprüft und angemessene Schutzkonzepte erarbeitet werden.
Bistum: "Lernkurve zeigt nach oben"
Beckwermert vertrat den seit Kurzem amtierenden Bischof Dominicus Meier. Dieser hatte seine Teilnahme im Vorfeld aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. An der Konferenz nahmen auch Vertreter des Betroffenenrats Nord und der Monitoring-Gruppe im Schutzprozess gegen sexualisierte Gewalt teil. Seit der Veröffentlichung des Zwischenberichts im Jahr 2022 würden Betroffene von sexuellem Missbrauch zunehmend in Aufklärung und Aufarbeitung eingebunden, sagte Beckwermert und lobte die Zusammenarbeit mit dem Betroffenenrat Nord. "Die Lernkurve im Bistum zeigt nach oben", sagte der Generalvikar.
Betroffenenrat Nord: Studie ist "Meilenstein"
Die Sprecherin des Betroffenenrates Nord, Ilona Düing, bezeichnete die Studie als "Meilenstein" und "wichtige Grundlage" für die weitere Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche. Vom Osnabrücker Bistum und dem neuen Bischof Dominicus Meier erwartet sie, dass sie den Aufklärungs- und Aufarbeitungsprozess weiter vorantreiben: "Das Problem sexualisierter Gewalt in der Kirche ist nicht irgendwann erledigt." Der Bischof müsse aus der Studie die richtigen Konsequenzen ziehen. In diesem Zusammenhang bedauerte Düing das Fehlen eines konkreten Empfehlungskatalogs für die weitere Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt in der Studie. Diese wären bei der Frage, welche Konsequenzen aus der Studie folgen müssten, hilfreich gewesen.
Vier Prozent aller Osnabrücker Priester beschuldigt
Der vor einer Woche veröffentlichte Abschlussbericht der Universität Osnabrück spricht unter anderem von mehr als 400 Betroffenen und 122 beschuldigten Klerikern. Das sind vier Prozent aller Priester, die seit 1945 im Bistum Osnabrück tätig waren. Das Bistum geht davon aus, dass die Dunkelziffer vermutlich bis zu zehn Mal so hoch ist.