Zwischen Insta und Forschung: Die Frau, die Hunde und Roboter liebt
Wer Sandra Drolshagens Account "missyminzi" bei Instagram folgt, sieht jede Menge flauschige Zwergspitze. Dabei ist sie in ihrem anderen Job preisgekrönte Wissenschaftlerin. Und das passt zusammen, findet die Oldenburgerin.
Drolshagen sitzt mit Top und kurzer Hose auf ihrem Wohnzimmerteppich inmitten von sechs weißen Fellknäulen, ein braunes hat sie auf dem Arm. "Murphy hat eine Kleinhirndysplasie und kann deswegen nicht richtig laufen. Er hat ein Jahr lang auf ein Zuhause gewartet, bis er zu uns kam", sagt die 30-Jährige und streicht dem Zwergspitz übers braune Fell.
Wissenschaftlerin geht mit manchen Videos viral
Die Geschichte rund um ihre sieben Zwergspitze bewegt viele Menschen. Regelmäßig postet sie Videos über ihr Leben mit ihrem Freund Andre und den Hunden auf Instagram, ihrem Account "missyminzi" folgen fast 335.000 Menschen. "Besonders lang können unsere Videos nicht sein", räumt sie lächelnd ein, "so lange können sich die Hunde gar nicht konzentrieren." Manche Videos haben Hunderttausende Likes.
Doktorin und Wissenschaftspreisträgerin
Wer durch ihren Account scrollt, sieht aber zwischen all den flauschigen Hunden auch ein Bild von ihr mit Doktorhut. Denn Drolshagen hat noch einen anderen Job neben ihren Tieren. Für ihre Doktorarbeit in Robotik hat sie jüngst sogar den mit 15.000 Euro dotierten Helene-Lange-Preis für Nachwuchswissenschaftlerinnen erhalten.
Nicht jeder im Kollegium kennt ihren Instagram Account
"Ich kommuniziere das im Kollegium jetzt nicht sofort, dass ich bei Instagram Hundevideos poste", sagt sie. Denn das scheine erstmal nicht zu ihrer Arbeit am Oldenburger OFFIS, einem Forschungsinstitut für Informatik, zu passen. Aber es waren auch die Hunde, die sie zu dieser Fachrichtung gebracht haben.
Ihr Hund brachte sie zur Robotik
Ursprünglich hat Drolshagen, die aus einer Familie von Physikern kommt, Astrophysik studiert. In einem Robotik-Seminar dann fragte sie ihren Dozenten, ob sie seinen 3D-Drucker benutzen könnte. Denn ihr Hund hatte gerade ein Bein verloren. Sie wollte eine Prothese herstellen. Einschläfern - wie vom Tierarzt vorgeschlagen - kam für sie nicht infrage. "Auch Hunde mit Beeinträchtigungen können ein schönes Leben führen", war sie sich sicher. Nach vielen Versuchen bekam ihr Hund die Beinprothese und sie eine neue Leidenschaft - die Robotik.
Ihr Auftrag: Menschen mit Beeinträchtigungen helfen
Für ihre preisgekrönte Doktorarbeit programmierte sie einen Roboterarm, der durch Zeigen Menschen mit Beeinträchtigungen bei bestimmten Aufgaben unterstützt. "Es ist toll, dass meine Arbeit einen Sinn hat. Dass ich mir nicht nur Sterne angucke, sondern dass durch meine Arbeit Menschen ein besseres Leben haben können." Und das wiederum unterscheide sich gar nicht so sehr von ihrem Instagram-Account, findet sie.
Ein Herz für Hunde mit Behinderungen
Denn auch dort will sie Hunden mit Beeinträchtigungen helfen und Öffentlichkeit für sie schaffen. Dass ihr vor neun Jahren gestarteter Account einmal so viel Aufmerksamkeit erregen würde, damit hat sie nicht gerechnet. Mittlerweile könnte sie gut davon leben. "Aber Instagram würde mich mental nicht wirklich auslasten und da ist die Wissenschaft eine gute Abwechslung."
Botschafterin für Naturwissenschaften
Ihr nächstes Projekt im OFFIS soll es sein, mit einem Roboter, der aussieht wie ein Mensch, Mädchen und junge Frauen für Naturwissenschaft zu begeistern. Das versucht sie auch immer mal wieder bei Instagram. Dabei stehen die Chancen gut: Die meisten ihrer Follower sind junge Frauen.