Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ist im Gespräch mit Herbert de Vries, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei VW in Emden. © picture alliance/dpa Foto: Sina Schuldt

Streit um Sparpläne bei VW: Weil fordert zügige Gespräche

Stand: 11.09.2024 14:25 Uhr

Im Streit um die Sparpläne bei Volkswagen (VW) hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zügige Gespräche zwischen Management und Arbeitnehmerseite gefordert.

Beide Seiten müssten an einem Tisch gemeinsam Lösungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit bei dem Konzern finden, sagte Weil nach seinem Besuch des VW-Werks in Emden am Mittwoch. "Das ist die klare Erwartung, die das Land Niedersachsen jetzt hat, an das Management, auch an die Interessenvertretung der Arbeitnehmerschaft: Sehr schnell jetzt zu beginnen, miteinander Klartext zu reden."

Videos
VW-Angestellte halten Protestplakate in die Höhe. © Screenshot
3 Min

VW macht ernst: Beschäftigungsgarantie gekündigt

Ab Juli 2025 sind betriebsbedingte Kündigungen möglich. Für Azubis soll es keine Übernahmegarantie mehr geben. (10.09.2024) 3 Min

Weil: Keine konkreten Pläne, dass Standorte schließen werden

In Emden hatte Weil mit dem Betriebsrat gesprochen. Für den Standort sieht der Ministerpräsident gute Zukunftschancen: Rund eine Milliarde Euro sei investiert worden, um das Werk für den Bau von E-Autos fit zu machen, so Weil. E-Autos würden zukünftig eine wichtige Rolle spielen, weil ab 2027 die Preise für fossile Brennstoffe stark steigen könnten. Zudem gebe es bisher keine konkreten Pläne, dass bestimmte Standorte geschlossen werden. VW hatte angekündigt, den Sparkurs bei der Kernmarke VW zu verschärfen, auch Werksschließungen werden nicht länger ausgeschlossen.

Karte: VW-Werke in Deutschland

Emder Betriebsrat: "Werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen"

Auch der Emder Betriebsrat sprach sich für zügige Gespräche mit dem Management aus. Durch das Aufkündigen der Job-Garantie sei Vertrauen gebrochen worden, so Herbert de Vries, der stellvertretende Emder Betriebsratsvorsitzende. "Wir müssen zusammen an einen Tisch kommen." Die Belegschaft setze auf die Unterstützung des Ministerpräsidenten. Es müsse darum gehen, der Belegschaft Ängste zu nehmen. "Wir werden definitiv um jeden Arbeitsplatz kämpfen", machte de Vries deutlich.

Ab Juli 2025 sind betriebsbedingte Kündigungen möglich

Nachdem Volkswagen den verschärften Sparkurs in der vergangenen Woche angekündigt hatte, hat der Konzern die seit rund 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung nun aufgekündigt. Dadurch sind ab Juli 2025 betriebsbedingte Kündigungen möglich, wie der Wolfsburger Autokonzern mitteilte.

Nachfrage nach E-Autos brach ein

An dem Standort in Emden arbeiten rund 8.000 Menschen. In den vergangenen Jahren wurde die Fabrik zu einem reinen Werk für die E-Auto-Produktion umgebaut. Die Nachfrage nach Elektroautos brach allerdings ein - auch weil die Kaufprämie in Deutschland Ende 2023 gestrichen wurde. Das Werk in Emden war deshalb zuletzt nicht ausgelastet. Bei seinem Besuch sprach Ministerpräsident Weil davon, dass private Käuferinnen und Käufer von E-Autos unterstützt werden müssten, um den Absatz von deutschen Elektroautos wieder anzukurbeln.

Weitere Informationen
Ein Volkswagen Logo glänzt in der Sonne in der Autostadt am Volkswagen Stammwerk. © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Sparpläne: VW bereitet Weg für betriebsbedingte Kündigungen

Der Wolfsburger Konzern hat gleich mehrere Tarifverträge gekündigt. Auch die seit rund 30 Jahren gültige Job-Garantie fällt weg. (11.09.2024) mehr

Elektroautos stehen in einer Produktionshalle von VW. © IMAGO / Kirchner-Media

"Wir können in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig Autos produzieren"

Die Chefin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, bemängelt im internationalen Vergleich zu hohe Energie- sowie Bürokratiekosten. (09.09.2024) mehr

Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, spricht auf der Jahrespressekonferenz der Volkswagen Group. © picture alliance/dpa | Michael Kappeler Foto: Michael Kappeler

VW-Sparpläne: Chef Blume nennt Lage des Konzerns alarmierend

Eine Kahlschlag werde es aber nicht geben, sagte Blume. Volkswagen hatte angekündigt, den Sparkurs zu verschärfen. (09.09.2024) mehr

Blick auf ein VW-Werk. © NDR

Sparpläne bei VW: IG Metall bringt Vier-Tage-Woche ins Gespräch

Der Wolfsburger Autobauer hatte diese schon einmal eingeführt, um Jobs zu erhalten. VW-Betriebsrat reagiert zurückhaltend. (06.09.2024) mehr

Daniela Cavallo bei einer Betriebsversammlung von Volkswagen. © Moritz Frankenberg/dpa Pool/dpa Foto: Moritz Frankenberg

Betriebsratschefin Cavallo: "Aus meiner Sicht gab es Strategiefehler"

25.000 Beschäftigte kamen zur VW-Betriebsversammlung in Wolfsburg. Die IG Metall sagte: "Massenentlassungen müssen vom Tisch." (06.09.2024) mehr

Ein Volkswagen Logo glänzt in der Sonne in der Autostadt am Volkswagen Stammwerk. © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

"Vorstand raus": Proteste bei VW-Betriebsversammlung in Emden

Rund 4.500 Mitarbeiter zeigten Markenchef Schäfer, was sie von den Sparplänen halten. Der Betriebsrat kritisiert VW-Spitze scharf. (05.09.2024) mehr

Das VW-Logo ist an einem Gebäude im Volkswagenwerk in Osnabrück zu sehen. © picture alliance / dpa Foto: Philipp Hülsmann

Werkschließungen und Entlassungen? Sorge um Jobs in VW-Werken

Gebangt wird unter anderem in Osnabrück. VW-Betriebsratschefin Cavallo kündigte "massiven Widerstand" gegen den Sparkurs an. (04.09.2024) mehr

Blick auf das VW-Markenhochhaus in Wolfsburg. © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Sinkende Nachfrage: Werke von VW nicht ausgelastet

Der Konzern hat sich deshalb von Leiharbeitern getrennt und Schichten gestrichen. Die Lage sei angespannt, so der Betriebsrat. (08.08.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 11.09.2024 | 13:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

VW

Mehr Nachrichten aus der Region

Die Anzeigetafel auf einem Einsatzfahrzeug der Polizei warnt vor einem Verkehrsunfall. © NDR Foto: Julius Matuschik

E-Scooter prallt gegen Linienbus: 16-Jährige schwer am Kopf verletzt

Laut Polizei fuhr die Jugendliche bei Rot über die Straße. Die Busfahrerin konnte die Kollision nicht mehr verhindern. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen