Schwimmendes Protestcamp: Greenpeace demonstriert gegen Gasbohrung

Stand: 31.07.2024 15:02 Uhr

Seit mehr als 24 Stunden protestieren Aktivisten von Greenpeace auf der Nordsee gegen die geplante Gasbohrung vor Borkum. Mit einem schwimmenden Protestcamp wollen sie den Aufbau einer Förderplattform verhindern.

Die Aktivisten und Aktivistinnen seien gekommen, um zu bleiben, sagte Greenpeace-Sprecherin Mira Jäger heute Morgen dem NDR Niedersachsen. Die Umweltschützer sind auf drei Rettungsinseln sowie mit Schlauchbooten und Kajaks unterwegs. Wie es jetzt weitergeht, ist unklar. Greenpeace werde sich aber nicht zurückziehen, sagte ein Sprecher am Vormittag. Die Proteste würden friedlich verlaufen. "Wir liegen auf See und berühren kein Eigentum von One-Dyas", so der Sprecher.

Greenpeace errichtet Protestcamp in der Nordsee

Greenpeace-Aktivisten starten im Hafen von Borkum. Greenpeace-Aktivisten protestieren rund 20 Kilometer nordwestlich der Insel Borkum gegen die Förderung von Erdgas. © picture alliance / dpa Foto: Lars Penning
Die rund 20 Aktivisten hatten am Dienstagmorgen auf Schlauchbooten von Borkum abgelegt.

Gestern Morgen hatten die rund 20 deutschen und niederländischen Klimaschützer auf Schwimminseln von Borkum abgelegt, um etwa 23 Kilometer nordwestlich der Ostfriesischen Insel am geplanten Bauort der Bohrplattform zu protestieren. Mit den drei verankerten Rettungsinseln, aus denen das Protestcamp besteht, wollen sie das Anlegen der Schiffe erschweren. Die Rettungsinseln waren die gesamte Nacht über mit jeweils zwei Personen besetzt, wie Greenpeace heute mitteilte. Die Kajaks und Schlauchboote waren über Nacht aus Sicherheitsgründen abgezogen worden.

Polizei begleitet friedlichen Greenpeace-Protest

Einsatzkräfte der Wasserschutzpolizei aus Niedersachsen waren mit Booten vor Ort, sind aber den Angaben zufolge nicht eingeschritten. Auch Schiffe der niederländischen Küstenwache begleiteten zeitweise den Protest. Laut den deutschen Behörden findet der Protest in niederländischen Hoheitsgewässern statt. Die Wasserschutzpolizei halte engen Kontakt zu den niederländischen Amtskollegen, sagte eine Sprecherin. Die Wasserschutzpolizei hatte nach eigenen Angaben bereits seit der vergangenen Woche Hinweise auf die Aktion. Die Demonstration sei zwar nicht angemeldet, aber von der Versammlungsfreiheit gedeckt, solange keine Gefahr für die Teilnehmer bestehe und sie sich friedlich verhielten, teilte die niedersächsische Wasserschutzpolizei mit.

One-Dyas: Protest stört Arbeiten

Für One-Dyas sind die Proteste von Greenpeace akzeptabel, solange sie friedlich bleiben, wie der niederländische Öl- und Gaskonzern am Dienstag auf seiner Internetseite mitteilte. One-Dyas beklagte allerdings, dass die Protestaktion von Greenpeace die Arbeiten auf der Baustelle störten und unerwartete Unterbrechungen zu einem erhöhten Unfallrisiko für Mensch, Natur und Umwelt führen könnten. Die Behörden seien daher über den Protest informiert worden. Nach Angaben des Unternehmens liegen das mit Baumaterialien beladene Schiff "Sea Seraya" sowie das Kranschiff für die Aufbauarbeiten vorerst still. Für One-Dyas steht fest: "Bis ein vollständiger Übergang zu erneuerbaren Energiequellen möglich ist, bleibt Erdgas aus der Nordsee die beste Wahl". Laut der Stadt Borkum sollte im Laufe der Woche mit dem Aufbau der Gasbohrplattform begonnen werden.

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Gasbohrung vor Borkum: Sorge vor Schäden für Natur

One-Dyas plant, in der Nordsee zwischen den Inseln Borkum und Schiermonnikoog (Niederlande) Erdgas zu fördern. Umweltschützer fürchten Umweltschäden für das angrenzende UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer und die benachbarten Inseln. Laut Greenpeace könnten zudem Unterwasserbiotope und Riffe im Bereich der Bohrstelle und entlang einer für die Stromversorgung vorgesehenen Kabeltrasse unwiederbringlich zerstört werden. "Hier stehen einzigartige schützenswerte Lebensräume im Wattenmeer auf dem Spiel", sagte eine Greenpeace-Aktivistin in einer Mitteilung. Bereits Anfang Juni hatten Greenpeace-Aktivisten gegen die geplante Gasbohrung protestiert. Einige Aktivisten hatten sich vorübergehend auf einer schwimmenden Plattform festgemacht. Am selben Tag stoppte eine einstweilige Verfügung des Obersten Gerichtshofs der Niederlande vorläufig die weiteren Bauarbeiten, der Baustopp wurde später aber aufgehoben.

Umweltminister Meyer teilt Bedenken

Umweltminister Christian Meyer (Grüne) hat eigenen Angaben zufolge erhebliche Bedenken gegen die geplante Gasförderung. Der Bund habe demnach seit zwei Jahren nicht entschieden und eigentlich wolle man keine neue Gasförderung mehr. Laut Meyer braucht es aus Umwelt- und Klimaschutzgründen diese Gasförderung nicht. "Wir haben keinen Gasmangel mehr, wir haben volle Speicher", so der Minister. Er appelliert an den Bund, zu überlegen, ob neue große Gasförderungen nötig sind.

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Seekabel für Gasförderung genehmigt

Vor rund einer Woche hatte die niedersächsische Landesregierung die Verlegung eines Seekabels für geplante Gasbohrungen genehmigt. Damit soll die Gasförderplattform von One-Dyas mit Strom versorgt werden. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat dagegen beim Verwaltungsgericht Oldenburg Klage eingereicht. Auch die Insel Borkum hat am Dienstag eine weitere Klage gegen das Projekt angekündigt. One-Dyas plant, noch 2024 mit der Förderung von Erdgas vor den Inseln Borkum und Schiermonnikoog zu beginnen. "Die Offshore-Installationsarbeiten in der niederländischen Nordsee werden Ende Juli beginnen", hatte das Unternehmen zuletzt mitgeteilt. Auf niederländischer Seite ist die Erdgasförderung genehmigt. Dagegen läuft vor dem höchsten Gericht in den Niederlanden allerdings noch ein Verfahren. Auf deutscher Seite läuft das Genehmigungsverfahren beim Niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG).

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 31.07.2024 | 09:30 Uhr

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Umweltschutz

Gas

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