Stand: 13.08.2017 13:21 Uhr

Mit dem "HyperPodX" in die Zukunft sausen

Wird die Zukunft des Reisens in Oldenburg und Leer entwickelt? Studierende aus beiden Hochschul-Standorten sind jedenfalls unterwegs nach Kalifornien, um mit einer selbst entwickelten Schwebekapsel an dem prestigeträchtigen Wettbewerb "Hyperloop" des Unternehmens SpaceX teilzunehmen. Ihr Gefährt "HyperPodX" soll Passagiere dank Schwebetechnik und geringem Luftwiderstand künftig mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1.200 Kilometern pro Stunde befördern. Und die Niedersachsen rechnen sich selbstbewusst Chancen auf einen Sieg aus - obwohl auch starke internationale Konkurrenz von Spitzen-Hochschulen teilnimmt.

Namhafte Konkurrenz aus den USA, Japan und München

Die private Raumfahrfirma SpaceX des Tesla-Gründers und Milliardärs Elon Musk hat in Los Angeles eine knapp 1,5 Kilometer lange Teststrecke gebaut - eine Röhre, in der die Magnet-Schwebekapseln zuerst maximal beschleunigen und dann kontrolliert abbremsen sollen. 24 Teams aus aller Welt reisen nach Kalifornien, um ihre Gefährte auf der Strecke nacheinander antreten zu lassen. Die jungen Leute aus Niedersachsen haben ihr Konzept Ende März per Video-Konferenz den Gutachtern des privaten kalifornischen Raumfahrtunternehmens vorgestellt - und die Gruppe wurde tatsächlich für das Finale der "Hyperloop Pod Competition II" Ende August ausgewählt. "Das ist ein großer Erfolg für die Studierenden", sagt Prof. Dr. Walter Neu von der Hochschule Emden/Leer. Zusammen mit seinem Kollegen Prof. Dr. Thomas Schüning betreut er das Team. "Wir konkurrieren mit internationalen Spitzenuniversitäten wie Princeton University, der University of California oder der privaten Eliteuniversität Keio aus Japan", ergänzt der Wissenschaftler. "Aus Deutschland ist außer uns nur noch die TU München beteiligt."

Bis zum letzten Tag an der Kapsel gefeilt

Nach der Zusage im Frühjahr ging es für die niedersächsischen Studenten darum, den rund 300.000 Euro teuren Kapsel-Prototypen zu perfektionieren. Auf 180 Meter langen Alu-Schienen wurden Starts und Bremsen geübt. Dank magnetischer Abstoßung soll die Kapsel ohne Reibungswiderstand durch die Röhre schweben. An den leistungsfähigen Computern der Oldenburger Universität hat die Gruppe dies bereits erfolgreich simuliert. Bis zum letzten Tag feilten die Studierenden in einer leer stehenden Werfthalle in Emden an der Kapsel, die etwa so groß ist wie ein Kleinwagen. Seit Mittwoch ist der rund eine Tonne schwere Vakuumflitzer nun per Luftfracht auf dem Weg von Ostfriesland nach Kalifornien - wegen der starken Magneten in Einzelteile zerlegt. Und am Freitag flogen auch die Studierenden in die USA.

Infrastruktur für Projekt fehlt noch weltweit

Was die studentischen Tüftler fasziniert: Vor allem für Kurzstreckenflüge wäre das System eine umweltfreundliche Alternative. Die Röhre soll SpaceX-Gründer Musk zufolge wetterfest und erdbebensicher sein und keinen Lärm für Anwohner verursachen. Außerdem soll der gesamte Energiebedarf des Systems mit auf der Röhre angebrachten Solarzellen gewonnen werden. Auch in Europa gibt es inzwischen Initiativen, die die Technologie voranbringen wollen. Doch hier wie auch weltweit ist der "Hyperloop" noch allerfernste Zukunftsmusik - denn für das komplett neue System gebe es nirgends eine Infrastruktur, gibt der Professor mit Blick auf fehlende Röhren oder passende Bahnhöfe zu bedenken. Dies habe auch wesentlich zum Scheitern der Transrapid-Technologie beigetragen.

Beschleunigt Kapsel auch Karriere der Studierenden?

Die Studierenden sind dennoch in erster Linie stolz auf den bisherigen Erfolg. "Wir freuen uns sehr, dass wir am Wettbewerb teilnehmen dürfen", sagt Teammitglied Lukas Eschment, Student im 4. Semester. Seiner Meinung nach hat das Team "sogar das Zeug zu gewinnen". Monatelang haben die Oldenburger und Leeraner Studenten aus elf Nationen an dem Pod-Konzept gearbeitet - Konstruktionspläne entworfen, die Schwebetechnik experimentell und mit Computer-Simulationen getestet, Bauteile beschafft und erste Sponsoren gewonnen. Und sollte die kalifornische Testfahrt erfolgreich verlaufen - vielleicht ist dann zumindest die berufliche Zukunft der Projektteilnehmer schon einmal gesichert.

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Hallo Niedersachsen | 07.02.2017 | 19:30 Uhr

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