Milchpreis: Bauern klagen über deutlichen Rückgang
Über Monate hielten sich die Preise für Milch und Milchprodukte auf hohem Niveau - nun haben viele Supermärkte die Preise gesenkt. Was Verbraucher freut, wird für Milchbauern zum Problem.
"Im vergangenen Jahr haben wir Landwirte richtig Geld verdient", sagt Cord Schütte, der seinen Hof in Ganderkesee im Landkreis Oldenburg hat. Schon zu Beginn des Jahres 2022 erhöhte sich der Milchpreis bei Schüttes Molkerei Ammerland von 33 auf 43 Cent. Im Dezember dann stieg das sogenannte Milchgeld auf 63 Cent - ein Plus im Portemonnaie, mit dem Schütte nicht gerechnet hat: "Wir haben das Geld genutzt, um Löcher zu stopfen, weil der Milchpreis über Jahre nicht auskömmlich war."
Milchpreis aktuell bei 55 Cent - Bauern machen große Verluste
Nun freut sich Schütte, dass er im vergangenen Jahr einen Teil des Milchgeldes zur Seite gelegt und nicht investiert hat. Denn er und seine Kollegen müssen aktuell wieder mit deutlich weniger auskommen: Um acht Cent ist der Milchpreis gefallen. Und es wird noch weiter bergab gehen, da sind sich die Marktexperten der Landwirtschaftskammer und des Einzelhandels sicher. Für Milchbauern kann das schnell zum Problem werden. "Für viele Familienbetriebe bedeutet ein solch drastischer Rückgang von acht Cent pro Liter einen Verlust von 12.000 bis 15.000 Euro im Monat", verdeutlicht Schütte.
Jeder zweite Liter Milch aus Norddeutschland wird exportiert
Denn auch das Geschäft mit der Milch aus Ganderkesee hängt stark vom Weltmarkt ab. Rund 50 Prozent der Milch aus den norddeutschen Kuhställen werde exportiert, sagt die Molkerei Ammerland. Deutscher Käse landet nicht nur in den Supermärkten in Europa, Asien und den USA, sondern beispielsweise auch in Hotels oder auf Kreuzfahrtschiffen.
Niedersachsen profitierte von Nachfrage in Neuseeland
Im vergangenen Jahr zum Beispiel profitierten die niedersächsischen Landwirte davon, dass die Nachfrage am anderen Ende der Welt stieg. In Neuseeland war weniger Milch produziert worden als sonst. Gut für die niedersächsischen Bauern: Denn die Nachfrage nach ihrer Milch und ihren Milchprodukten stieg - und damit auch der Preis.
Milchbauern fahren Produktion hoch
Wenig überraschend also, dass die niedersächsischen Landwirte bei diesen Summen ihre Milchproduktion erhöhten. Zwar blieb der Bestand an Tieren ungefähr gleich, aber die Milchviehhalter produzierten gut drei Prozent mehr Milch. Doch jetzt hat sich die Lage geändert: Der Grund für den jetzigen Preissturz liegt hauptsächlich in den übervollen Lagern, sagen die Molkereien, das Landvolk und die Landwirtschaftskammer. Das Mehr an Milch werde dann zu Pulver oder Käse verarbeitet. Diese Produkte stapeln sich nun in den Lagern, die stetig voller werden.
Inflation: Verbraucher sparen bei Milchprodukten
Hinzu kommt eine generell geringe Nachfrage – der Januar ist im Lebensmitteleinzelhandel stets der schwächste Monat. Und: Wegen der hohen Inflation versuchen die Verbraucher zu sparen - und das offenbar auch bei Grundnahrungsmitteln wie Milch, Joghurt und Käse. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Die Folge: Im Vergleich zu den hohen Erlösen im vergangenen Jahr sind die Preise für Käse um rund 50 Prozent gefallen, bei Blockbutter und Magermilchpulver waren es rund 40 Prozent.