Förderung endet 2025: Landwirte erwägen Aus für Biogasanlagen
Nach 20 Jahren läuft die Förderung für Biogasanlagen aus. Für die ersten Betriebe fallen nun die Zuschüsse aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz weg. Landwirte fragen sich: Lohnt sich ein Weiterbetrieb noch?
Henning Hohnholt verbringt einen Teil seiner Arbeitszeit nicht im Stall oder auf dem Feld, sondern im Steuerungsraum seiner Biogasanlage. Auf dem Computerbildschirm kann er erkennen, wie viel "Futter" die Anlage gerade bekommt, wie viel Leistung sie bringt. Im Jahr 2005 hat sich der Landwirt aus Twistringen (Landkreis Diepholz) mit drei weiteren Gesellschaftern zusammengetan, um die Biogasanlage zu bauen. Als zweites Standbein neben der klassischen Landwirtschaft habe die Produktion von Biogas lange Zeit gut funktioniert, sagt Hohnholt: "Durch die Förderung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ist die Anlage attraktiv, außerdem haben wir genügend Flächen für den Rohstoffanbau und genügend Gülle, um die Anlage zu füttern."
Biogasanlage in der Landwirtschaft: Ohne Förderung unrentabel
Landwirte wie Henning Hohnholt bekommen rund 23 Cent pro Kilowattstunde Strom, den sie einspeisen. Aber: Im kommenden Jahr läuft die Förderung nach 20 Jahren aus. Dann würde die Anlage nur noch rund sieben Cent pro Kilowattstunde abwerfen - völlig unrentabel, sagen die Eigentümer. Schließlich werden die Anlagen zu einem großen Teil mit Mais betrieben, der angebaut und verarbeitet werden muss, dazu kommen Wartungskosten.
Landwirt im Landkreis Diepholz: Güllelager statt Biogas?
Landwirt Hohnholt und seine Kollegen überlegen, ihre Anlage im kommenden Jahr abzuschalten und die Behälter als Güllelager zu nutzen. Zwar könnten sich die Gesellschafter an Ausschreibungen der Bundesnetzagentur beteiligen. Diese seien aber massiv überzeichnet, sagt Klaus Hillmann, der rund 60 Anlagenbetreiber im Landkreis Diepholz berät. Schon bei den vergangenen beiden Ausschreibungsrunden waren die Landwirte aus Twistringen mit ihrer Anlage nicht berücksichtigt worden.
Energie durch Biomethan oder Wasserstoff
Gerd Hespe-Meyer aus Wildeshausen (Landkreis Oldenburg) hatte mehr Glück: Er hat noch einmal einen Zuschlag für zehn weitere Jahre bekommen. Allerdings nicht mehr für 23, sondern lediglich für 16,7 Cent pro Kilowattstunde. "Wenn dabei eine schwarze Null herauskommt, bin ich schon glücklich", sagt er. Mit benachbarten Betrieben überlegt er, in Zukunft Biomethan oder Wasserstoff zu produzieren und die Stadt Wildeshausen mit Energie zu versorgen. Allerdings rechnet er allein für seine Anlage mit Investitionen von rund sieben Millionen Euro. Ob er für das Vorhaben einen Kredit bekäme? Fraglich.
"Vermaisung" der Landschaft
Umweltverbände wie BUND und NABU sehen den Beitrag von Biogasanlagen zur zuverlässigen Energieversorgung positiv, kritisieren allerdings den starken Anstieg des Maisanbaus. "Eine sogenannte 'Vermaisung', zum Beispiel im Landkreis Rotenburg/Wümme mit über 50 Prozent Maisanbau, hat katastrophale Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere, auf Böden, Grund- und Fließgewässer, Landschaftsbild und Naherholung", heißt es vom NABU Niedersachsen. Auch Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) von den Grünen fordert, die Nutzung von Abfall- und Reststoffen aus landwirtschaftlicher Erzeugung zu forcieren und die Nutzung von Energiepflanzen zu reduzieren. Tatsächlich wird der seit 2012 geltende "Maisdeckel" noch kleiner: Dürfen Biogasanlagen derzeit noch zu 40 Prozent mit Maishäcksel "gefüttert" werden, sind es ab 2026 nur noch 30 Prozent.