Niedersachsen deckt Stromverbrauch über erneuerbare Energien
Niedersachsen hat im vorigen Jahr erstmals rechnerisch seinen gesamten Stromverbrauch durch erneuerbare Energien gedeckt. Das Umweltministerium will den Ausbau der Windkraft weiter vorantreiben.
Insgesamt wurden 2023 rund 50,8 Terrawattstunden Strom durch Windkraft, Solaranlagen oder Biogas erzeugt. Verbraucht wurden nach Angaben des Umweltministeriums 50,5 Terrawattstunden. Damit liegt der bilanzielle Anteil erneuerbarer Energie am Stromverbrauch in Niedersachsen erstmals über der Marke von 100 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 92 Prozent. Der rechnerische Vergleich heißt nicht, dass der tatsächliche Verbrauch durchgängig mit Strom aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden kann.
Niedersachsen Vorreiter im Bundesvergleich
Mit den aktuellen Zahlen liegt Niedersachsen über dem bundesweiten Durchschnitt: In ganz Deutschland wurde der Energieverbrauch im vergangenen Jahr nur zur Hälfte durch grünen Strom gedeckt. Zudem habe Niedersachsen aus anderen Quellen einen zusätzlichen Überschuss an Strom produziert, hieß es. Dieser sei zusammen mit dem Überschuss aus den erneuerbaren Energien an andere Bundesländer verkauft worden: Insgesamt betrug dieser Überschuss den Angaben zufolge 20,2 Terrawattstunden.
Umweltministerium will Windkraft ausbauen
In Niedersachsen sollen die Flächen, auf denen Windräder gebaut werden dürfen, weiter ausgebaut werden. "Mit dem Windgesetz werden wir die Wertschöpfung und Beteiligung beim Ausbau der erneuerbaren Energien weiter stärken und die Windvorrangfläche auf 2,2 Prozent verdoppeln", sagte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Die Landesregierung habe bereits einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg gebracht. "Auch Offshore werden wir dieses und nächstes Jahr Windparks mit der Kapazität von zwei Atomkraftwerken ins niedersächsische Netz einspeisen", so Meyer. Auf diese Weise könne anderen Ländern wie Bayern geholfen werden, klimaneutral zu werden, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums dem NDR Niedersachsen. Der Stromüberschuss aus erneuerbaren Energien könne dann in Zukunft zum Beispiel für die Umwandlung von Wasserstoff genutzt oder die Energie in Reservekraftwerken gespeichert werden.
Zu wenig grüner Strom in Europa
Der Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen sieht diesen Ansatz kritisch: Statt den Blick auf Niedersachsen zu beschränken, sollten Energieproduktion und -verbrauch in ganz Deutschland und Europa betrachtet werden, wie der Verband mitteilte. Insgesamt müssten erneuerbare Energien noch deutlich ausgebaut werden, um etwa die Klimaschutzziele zu erreichen.