Ein Mann mit Helm und in Arbeitskleidung putzt ein Bauteil eines Windrades. © picture alliance / CFOTO | CFOTO

Chinesische Turbinen in Windpark vor Borkum: Politik ist alarmiert

Stand: 04.03.2025 12:51 Uhr

In einem geplanten Windpark vor Borkum sollen 16 Turbinen aus chinesischer Produktion verbaut werden. Parteiübergreifend sehen Bundespolitiker darin ein Sicherheitsproblem. Auch das Bundesinnenministerium hat Bedenken.

von Katharina Seiler

Konkret geht es um 16 Turbinen, die der Hamburger Vermögensverwalter Luxcara im Windpark Waterkant vor Borkum verbauen will. Die Turbinen kommen aus China und sind aus Sicht von Innen- und Verteidigungsexperten in Berlin ein Sicherheitsproblem. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter warnt, China könne damit nicht nur kritische Infrastruktur angreifen, sondern dies auch zur Lagebildgewinnung nutzen, um militärisch relevante Infrastruktur und Bewegungen auszuspionieren. Innenexperte Konstantin von Notz (Grüne) ergänzt, die Präsidenten der Nachrichtendienste hätten immer wieder auf diese Gefahren hingewiesen.

Von Notz fordert, dass der Bund umgehend prüfen solle, wie die Investition noch zu verhindern sei. Kiesewetter meint, das Projekt sollte aus Sicherheitsgründen unterbunden und chinesische Anbieter künftig ausgeschlossen werden. Auch das Bundesinnenministerium sieht Risiken bei nicht vertrauenswürdigen Herstellern im Energiesektor. Doch die bestehenden Gesetze ließen ein Verbot nicht zu, heißt es aus dem Bundesinnenministerium auf Anfrage des NDR Niedersachsen. Trotzdem sehe man Handlungsbedarf. Das Genehmigungsverfahren für den Windpark vor Borkum liegt nach Auskunft des Bundeswirtschaftsministeriums derzeit beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH).

VIDEO: Windturbinen aus China für den Windpark Waterkant vor Borkum (4 Min)

Luxcara weist Sicherheitsbedenken zurück

Luxcara hat sich nach eigenen Angaben intensiv mit der Sicherheitsarchitektur des Waterkant-Projektes beschäftigt. Das Unternehmen entgegnet Bedenken einer ausländischen Einflussnahme, dass die für die Cybersicherheit kritischen Komponenten ausschließlich von europäischen Herstellern geliefert werden. Dazu zählten zum Beispiel die windparkinternen Unterseekabel. Zudem werde die Montage der Windräder und der Steuerungstechnik von unabhängigen Experten begleitet. Um das Projekt vor unerwünschten Datenzugriffen zu schützen, werden die Datenverbindungen einzig von einem deutschen Betreiber kontrolliert, hieß es. Der chinesische Windturbinenhersteller werde im laufenden Betrieb keinen unmittelbaren Zugriff auf die Steuerung haben. Luxcara wolle die Energiewende vorantreiben, was aber ohne chinesische Komponenten derzeit nicht möglich sei. Auch andere europäische Windkraftanlagenhersteller würden demnach seit Langem einen Großteil ihrer Hardwarekomponenten aus China beziehen.

Lies will Alternativen prüfen lassen 

Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) zieht den Schluss, dass auch für Windparks und dessen Komponenten Sicherheitskriterien definiert werden müssen. Im Falle der chinesischen Turbinen für den Offshore-Windpark vor Borkum sollte geprüft werden, ob es Alternativen gäbe. Allerdings, so Lies, würde das auch bedeuten, dass es eine neue Ausschreibung mit neuen Bedingungen geben müsste. Über das Thema hatte zuerst das "Handelsblatt" berichtet. Die geplante Verwendung von chinesischen Turbinen im Windpark Waterkant hatte schon im Oktober für Unruhe in der Offshore-Branche gesorgt.

Weitere Informationen
Windkraftanlagen in der Nordsee © Orsted

Bau von Offshore-Windpark "Borkum Riffgrund 3" fast abgeschlossen

Noch kann der bislang größte deutsche Offshore-Windpark den Betrieb aber nicht aufnehmen - es fehlt noch die Konverterplattform. (15.01.2025 mehr

Die Kawa Ningbo liegt in einem Hafen. © JadeWeserPort / Björn Lübbe Foto: Björn Lübbe

Express-Verbindung China-Wilhelmshaven: "Kawa Ningbo" eingelaufen

Die Verbindung soll am JadeWeserPort für neues Wachstum sorgen. Es könnte aber auch den Druck auf deutsche Unternehmen erhöhen. (24.01.2025) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 04.03.2025 | 08:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Windenergie

Offshore

Energie

Mehr Nachrichten aus der Region

Ein Auto ist nach einem Unfall in Stuhr (Landkreis Diepholz) beschädigt. © TeleNewsNetwork

Senior verwechselt Gas und Bremse in Stuhr - zwei Verletzte

Der 88-Jährige Autofahrer rammte ein stehendes Auto an einer Ampelkreuzung in Stuhr. Ein Mann musste reanimiert werden. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage: Hohe Preise - Welche Politik hilft?