Bergung von Geisternetzen: Küstenländer bewegen sich bei Kosten
Geisternetze bedrohen Flora und Fauna in Nord- und Ostsee, die Bergung ist gefährlich. Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wollen sich künftig finanziell beteiligen.
Verloren gegangene Fischernetze stellen einen erheblichen Teil des Plastikmülls in Nord- und Ostsee dar. Außerdem gefährden diese sogenannten Geisternetze Fische, Meeresvögel und die Schifffahrt. Das heißt: die Netze müssen aus dem Meer. Der Bund will das jetzt unterstützen. Denn das Bergen ist aufwendig und teuer.
Bergung der Geisternetze für Taucher ein großes Risiko
Andreas Buttny ist professioneller Industrietaucher, der zusammen mit seinem Team schon viele Geisternetze aus Nord- und Ostsee geborgen hat. Keine einfache Aktion. Schließlich liegen sie oft stark bewachsen in bis zu 30 Metern Tiefe, haben sich in Wracks verfangen oder treiben in der Strömung hin und her. Keine Arbeit für Freizeittaucher, sagt Andreas Buttny. Zu groß sei zum Beispiel die Gefahr, dass sich der Taucher selbst im Netz verheddert.
Tonnenschweres Netz ist in einem Wrack verhakt
Bei der aktuellen Bergeaktion vor Fehmarn in Schleswig-Holstein sind die Taucher von Andreas Buttny im Auftrag der Umweltorganisation WWF. Der Kran auf dem gecharterten Arbeitsschiff soll ein verloren gegangenes, tonnenschweres Fischernetz aus der Ostsee ziehen - so der Plan. Denn erst einmal muss es dem Taucher gelingen, das in einem Schiffswrack verhakte Netz an einem Seil zu befestigen. Über eine Wechselsprechanlage und mit Kamera ausgestattet ist das Team mit dem Taucher verbunden. Sie tauschen Informationen darüber aus, wieviel Seil der Taucher braucht und wo er den Haken am besten befestigt. Doch die Strömung ist an diesem Tag sehr stark. Nach vier vergeblichen Aktionen bricht der WWF an diesem Tag die Berge-Aktion ab.
MV und SH wollen Bergungen finanziell unterstützen
So eine Aktion kann schnell mehrere tausend Euro kosten. Eigentlich zuviel, als dass es von Umweltorganisationen wie in diesem Fall vom WWF auf Dauer aus Spenden bezahlt werden kann. Aber die Politik hat sich lange Zeit nicht zuständig gefühlt, sagt Heike Vesper vom WWF. Das ändert sich langsam. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat zugesagt, für die kommenden vier Jahre bis zu zwei Millionen Euro aus Landes- und EU-Mitteln bereitzustellen. Schleswig-Holstein hat angekündigt, mit rund 260.000 Euro ein Pilotprojekt mit dem WWF zu finanzieren. Nur in Niedersachsen gibt es noch keine konkreten Pläne. Ein Grund: Das Bergen der Geisternetze ist in der Nordsee wegen der Gezeitenströmung um ein Vielfaches schwieriger.
Der Bund könnte sich ebenfalls beteiligen
Trotzdem: Treiben die Geisternetze in der Nähe der Küsten - also innerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone - sind die jeweiligen Bundesländer zuständig. Über die zwölf Seemeilen hinaus ist der Bund verantwortlich. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) verspricht sich zu kümmern. So kann sie sich vorstellen, einen Teil des Erlöses aus der Versteigerung der Offshore-Flächen zum Bergen der Netze bereitzustellen. Schließlich ist vorgesehen, dass fünf Prozent der zwölf Milliarden Euro in den Meeresschutz fließen, was immerhin 600 Millionen Euro sind.