"Glücksbringer" aus der Nachbarschaft helfen Familien in Not
Sie helfen unbürokratisch, schnell und anonym. Mehr als 100 Freiwillige haben sich in Wallenhorst über eine WhatsApp-Gruppe vernetzt, um als "Glücksbringer" benachteiligte Familien zu unterstützen.
Eine alleinerziehende Mutter braucht dringend Betten für ihre sechs Kinder. Ein Fall für die "Glücksbringer" aus Wallenhorst. Eike Kroll und Christian Stallkamp haben das Projekt gemeinsam ins Leben gerufen. Beide arbeiten hauptberuflich als Unternehmensberater, sind selbst Familienväter und wollten "irgendetwas Gutes" tun, um die Welt ein kleines Stück besser zu machen, so beschreiben sie ihre Vision. "Entstanden ist daraus ein Netzwerk von Ehrenamtlichen, die anderen Menschen in Notlagen unkompliziert helfen wollen", so Eike Kroll, einer der beiden Initiatoren.
Dachböden und Keller stehen voll mit brauchbaren Dingen
Das gemeinsame Ziel der "Glücksbringer": Sie wollen Menschen, vor allem Familien unterstützen, die zu wenig Geld haben, um ihren Kindern ein "gutes Leben" zu ermöglichen. Die Zahlen aus verschiedenen Studien sind gravierend: ungefähr jeder fünfte Deutsche ist von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht und oft sind es die Kinder, die besonders unter der Situation leiden. Die "Glücksbringer" wollen genau diesen Menschen helfen und das in der eigenen Nachbarschaft. In Wallenhorst gebe es viele wohlhabende Familien, die Dachböden und Keller vollstehen haben mit Kram, der zu schade zum Wegschmeißen sei, aber dennoch nicht mehr gebraucht werde. Und genau solche Dinge werden von den "Glücksbringer" weitervermittelt.
Keine Angst vor schwarzen Schafen
Koordiniert wird das Ganze mit Hilfe einer WhatsApp-Gruppe. "Wir als Kernteam bekommen eine Anfrage, prüfen diese und stellen sie dann in die Gruppe ein", erklärt Christian Stallkamp. Dabei gebe es ein "Vier-Augen-Prinzip", um zu entscheiden: ja, diese Familie oder diese Person ist tatsächlich auf Hilfe angewiesen, die wollen wir tatsächlich unterstützen. "Klar kann es sein, dass wir auch mal veräppelt werden", so Stallkamp. "Doch allein schon, wenn wir in neun von zehn Fällen helfen können und vor allem die Kinder davon profitieren, ist es in meinen Augen eine sinnvolle Sache."
Hilfesuchende bleiben anonym
Die Anfragen bekommen Stallkamp, Kroll und das Glücksbringer-Team nicht nur von den hilfsbedürftigen Familien selbst, die sich telefonisch oder per Mail melden können. "Wir arbeiten mit der Familienhilfe, mit Kindergärten, Kirchengemeinden und Ärzten zusammen", so Eike Kroll. "Die vermitteln uns dann solche Fälle wie zum Beispiel die alleinerziehende Sechsfach-Mutter, die keine Betten für ihre Kinder hat." Die entsprechende Anfrage werde dann an das Glücksbringer-Netzwerk weitergeleitet und in den meisten Fällen finde sich schon nach kurzer Zeit eine Lösung für das Problem. Wichtig dabei: Namen und Adressen der Hilfesuchenden bleiben innerhalb des Netzwerks komplett anonym.
"Glücksbringer" mit Glücksgefühlen
Neben Sachspenden gebe es immer wieder auch finanzielle Anfragen wie zum Beispiel ein Seepferdchen-Schwimmkurs, der bezahlt werden muss oder aber es sei Muskelkraft gefragt, wenn schwere Gegenstände ohne Auto transportiert werden müssten. Kroll und Stallkamp haben schon diverse schwere Haushaltsgeräte von A nach B geschleppt. Trotzdem sei diese Rolle des "Überbringers" dann oft der schönste Moment. "Wir bringen dann ja wirklich Glück, genau wie wir es von Anfang an geplant hatten", so Stallkamp.
Positive Resonanz und noch mehr Potenzial
Die Resonanz auf das Glücksbringer-Projekt sei insgesamt "krass positiv", sagt Christian Stallkamp. Zwar gebe es einige wenige kritische Stimmen, die auf den funktionierenden Sozialstaat verweisen und wenig Verständnis für dieses ehrenamtliche Engagement aufbringen würden. Doch insgesamt steige das Interesse und auch die Anzahl der Netzwerk-Mitglieder stetig weiter an. "Helfen kann so einfach sein", so die beiden Initiatoren, die ihre Erfahrungen auch gerne an andere Interessierte in anderen Regionen weitergeben wollen. "Wir hier sind lokal bzw. regional für Wallenhorst zuständig, aber das Ganze funktioniert überall. Und es kann so vielen Menschen helfen und Glück bringen."