Gegen den Massenkonsum: Rinderzucht mit nachhaltigem Konzept
Die Familie Kreuzkamp lässt erst schlachten, wenn alle Teile des Rinds komplett verkauft sind. Die Rinder züchtet die Familie selbst, auch das Futter baut sie an. Die Vermarktung läuft im Direktvertrieb.
Es ist Montagmorgen, die Weide ist noch feucht vom Morgentau. Henrik Kreuzkamp fährt mit dem Trecker zu seinen französischen Limousin-Rindern. Er bringt den Kälbern Kraftfutter. Das ist ein Mix aus Hafer, Gerste und Roggen, das Getreide haben die Kreuzkamps selbst angebaut und geschrotet. "Somit hat man kurze Wege und man weiß, was in dem Futter drin ist", sagt der Landwirt. Gut 120 Hektar Land bewirtschaftet die Familie bei Burgwedel in der Region Hannover. Die Rinderzucht und der Ackerbau sollen ein nachhaltiger Kreislauf sein.
Kein Überkonsum, keine Massentierhaltung
Etwa 65 Kälber werden pro Jahr geboren, zwei Jahre dauert es dann bis zur Schlachtreife. Die Tiere werden erst geschlachtet, wenn jeder Teil des Rindes über die Homepage des Betriebs verkauft ist. Die Schlachtung selbst übernimmt ein regionaler Schlachtbetrieb. Zwei Wochen reift dann das sehr feinmaserige Fleisch. Im Anschluss liefert die Familie in der Stadt und Region Hannover aus. Verschickt werde hier nichts, sagt Geschäftsführerin Helen Kreuzkamp: "So haben wir die Kühlkette immer im Blick und das Fleisch kommt direkt zum Kunden."
Familie achtet auf tiergerechte Haltung
Mit der EU-Öko-Verordnung von 1992 wurden erstmals Gesetze geschaffen, die Mindeststandards für die Bio-Landwirtschaft in Europa festgelegt haben. Die drei strengsten Bio-Siegel in Deutschland sind Demeter, Bioland und Naturland. Alle drei Verbände haben die EU-Öko-Verordnung erweitert und verschärft, das betrifft vor allem die Tierhaltung und den Einsatz von Düngemitteln. Die Kreuzkamps haben selbst kein Bio-Siegel, weil sie ihr Futter konventionell anbauen. Trotzdem achten sie sehr auf das Tierwohl und haben sich deshalb dem "NEULAND-Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung e.V." angeschlossen.
Nachhaltiges Konzept in Niedersachsen
Der Familienbetrieb setzt auf Weidegang. Dazu verzichtet er auf importierte und gentechnisch veränderte Futtermittel sowie die Gabe von Hormonen. In Niedersachsen ist das Zucht-, Haltungs- und Vertriebskonzept der Kreuzkamps beispiellos. Seit 2017 haben sie ihren Betrieb komplett darauf umgestellt. Etwa 30 Kundinnen und Kunden teilen sich ein Tier, je nach Größe. Das Fleisch gibt es dann entweder geliefert, im 24-Stunden-Automaten oder im Hofladen. Direktvertrieb eben, die Familie mag den Kundenkontakt.
Mehr gute Nachrichten aus Niedersachsen
In Niedersachsen leben Menschen, die anpacken. Mit ihren Ideen, Projekten und Initiativen gestalten sie aktiv unsere Zukunft mit. Einmal pro Woche stellt die Rubrik neu.anders.machen. genau diese Menschen und ihre inspirierenden Ideen in den Mittelpunkt.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es fälschlicherweise, der Betrieb der Familie Kreuzkamp habe ein Bio-Siegel. Wir haben die entsprechende Passage geändert und bitten, den Fehler zu entschuldigen.