Gegen sexualisierte Gewalt: Aktionswoche in Walsrode

Stand: 29.06.2023 21:55 Uhr

Ein bis zwei Kinder in jeder Schulklasse haben laut Statistik schon sexualisierte Gewalt erlebt. Mit der Kampagne "Walsrode schiebt den Gedanken nicht weg" möchte die Stadt sensibilisieren.

von Marie Schiller

Während einer Aktionswoche wurden in Walsrode 6.500 Stoffbeutel mit Informationsmaterial an alle Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren verteilt. Darüber hinaus gab es ein interaktives Kindertheater sowie Veranstaltungen für Eltern und für pädagogisches Personal.

Eine sichere Kommune für Kinder und Jugendliche

Auf einem Tisch liegt ein Jute-Beutel mit der Aufschrift: "Walsrode schiebt den Gedanken nicht weg". © NDR Foto: Marie Schiller
Mit der Aktion "Walsrode schiebt den Gedanken nicht weg" will die Stadt auch auf Hilfsangebote aufmerksam machen.

"Wir wollen erreichen, dass wir Kinder und Jugendliche besser schützen können, wenn ihnen sexualisierte Gewalt widerfährt. Wir wollen dafür sorgen, dass die Fallzahlen massiv nach unten gehen. Und wir wollen eine Kommune sein, die ein sicherer Ort ist für Kinder und Jugendliche", sagt der pädagogische Leiter der Stadt Walsrode Claas Löppmann. Die Aktionswoche endet am Freitag mit einer Flyer-Aktion in der Walsroder Innenstadt und Schulbesuchen von Expertinnen und Experten. Die Organisatoren planen, im kommenden Jahr wieder eine Aktionswoche auf die Beine zu stellen, langfristig für das Thema zu sensibilisieren.

Aktionswoche Teil einer bundesweiten Kampagne

Seit November 2022 läuft die bundesweite Kampagne "Schieb den Gedanken nicht weg". Die unabhängige Beauftragte des Bundes für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, unterstützt die Walsroder Aktionswoche, hat sich zeigen lassen, wie Kinder in der niedersächsischen Stadt vor sexueller Gewalt geschützt werden. "Das Thema sexualisierte Gewalt ist nach wie vor ein Tabu-Thema. Wir als Gesellschaft sprechen nicht gern darüber. Und wenn nicht gesprochen wird, werden Fälle auch weniger sichtbar. Das, was wir im Hellfeld wissen über die polizeiliche Kriminalstatistik, ist relativ wenig. Wir wissen, das Dunkelfeld ist viel größer", so Claus. Der Gedanke, dass sexuelle Gewalt ganz in der Nähe, im eigenen Umfeld passieren könnte, werde häufig verdrängt. Aufklärungsarbeit könne dabei helfen, dass sexualisierte Gewalt häufiger erkannt und beendet werden kann.

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Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 29.06.2023 | 18:00 Uhr

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