Sexualisierte Gewalt gegen Kinder: Niedersachsen will Kräfte bündeln
Niedersachsen will seine Kräfte im Kampf gegen sexualisierte Gewalt an Kindern bündeln. Seit 2016 registriert die Polizei steigende Fallzahlen in ihrer Kriminalstatistik.
"Der Schutz von Kindern und Jugendlichen muss für jede und jeden von uns oberste Priorität haben", sagte Innenministerin Daniela Behrens (SPD). Kinder und Jugendliche hätten das Recht in Frieden aufzuwachsen und vor Gewalt geschützt zu werden. Deshalb hätte sich die Landesregierung darauf verständigt, einen interministeriellen Arbeitskreis "Kinderschutz" einzurichten. "Dieser soll zeitnah eine Kinderschutzstrategie für Niedersachsen und Vorschläge für ein Kinderschutzgesetz entwickeln", erklärte Behrens am Dienstag bei einem Fachsymposium, zu dem das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen eingeladen hatte.
LKA: Kinderschutz ist gesamtgesellschaftliche Aufgabe
LKA-Präsident Friedo de Vries betonte: "Das Kindeswohl sicherzustellen und einen umfassenden Kinderschutz auf allen Ebenen zu gewährleisten, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe." Es sei eine aufeinander abgestimmte Zusammenarbeit verschiedenster Akteurinnen und Akteure erforderlich. An dem Symposium beteiligten sich unter anderem verschiedene Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Opferschutz und Prävention, dem Landesjugendamt und dem Verbund der niedersächsischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen gegen Gewalt.
Sexueller Missbrauch an Kindern nimmt zu
2022 stiegen die Fallzahlen beim sexuellen Missbrauch an Kindern laut Polizei in Niedersachsen auf 1.815 - den höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre. Laut LKA schätzen Expertinnen und Experten, dass mehr als 90 Prozent der Taten nicht polizeilich bekannt werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht Angaben zufolge davon aus, dass bis zu eine Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits sexualisierte Gewalt durch Erwachsene erfahren mussten oder erfahren - rechnerisch also rund ein bis zwei Kinder pro Schulklasse.
Kerstin Claus, die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung, hat gegenüber Hallo Niedersachsen noch einmal auf das "Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch" hingewiesen. Die Beratung ist unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 22 55 530 zu erreichen.