Geflüchtete in Niedersachsen ungleich verteilt
Die Zahl der Geflüchteten ist hoch, allein aus der Ukraine lebten im Oktober 105.000 Menschen in Niedersachsen. Ein Problem bleibt ihre Verteilung.
Mancherorts sind die Turnhallen voll, anderswo stehen Unterkünfte leer: Laut Kai Weber vom Niedersächsischen Flüchtlingsrat gilt das für das gesamte Bundesland. Er fordert: "Bund, Länder und Kommunen müssen besser zusammenarbeiten." Die Bundesländer, Städte und Gemeinde fordern ihrerseits vom Bund ebenfalls - neben mehr Geld - eine bessere Abstimmung. Wie unterschiedlich die geflüchteten Menschen hierzulande leben, zeigen zwei Beispiele aus dem Nordosten Niedersachsens.
Nur 67 von 170 Betten belegt
Da ist zum einen Bad Bevensen im Landkreis Uelzen. Mitten im Kurgebiet zwischen Hotels und einem Solebad liegt die ehemalige "Pension Sabine", die jetzt als Flüchtlingsunterkunft dient. 42 Menschen sind derzeit hier untergebracht, die meisten von ihnen kommen aus der Ukraine. Mehr als 30 weitere Menschen könnten dort noch einziehen. Und auch in der zweiten Großunterkunft, einem ehemaligen Kurheim, sind nur 67 von 170 Betten belegt. Beide Unterkünfte hat die Samtgemeinde Bevensen-Ebstorf angemietet und hergerichtet.
Sammelunterkünfte in Bad Bevensen werden leerer
Doch der Zuzug bleibt aus. Der Grund: Niedersachsen habe sein Soll bei der Aufnahme von Geflüchteten übererfüllt, sagt Samtgemeinde-Bürgermeister Martin Feller (Grüne). Auch der Landkreis und die Samtgemeinde selbst müssen laut Verteilungsschlüssel keine Menschen mehr aufnehmen. Und weil die Geflüchteten nach und nach in eigene Wohnungen zögen, würden die Sammelunterkünfte immer leerer, sagt Feller.
Bad Bevensen könnte Geflüchtete übernehmen
Rund 30 Kilometer entfernt in Lüneburg wird dagegen jeder Platz benötigt. Rund 700 Flüchtlinge sind bereits in der Stadt, weitere Schutzsuchende werden erwartet. Bis April werden neue Gemeinschaftsunterkünfte für 350 Menschen fertiggestellt. Die Lage sei herausfordernd, bedeute aber keinen akuten Notstand, sagt Stadtsprecherin Suzanne Moenck. Bevensens Bürgermeister Feller findet dennoch, dass man Menschen, die derzeit in Lüneburg in Sammelunterkünften wie Turnhallen untergebracht sind, in den Gemeinschaftsunterkünften der Samtgemeinde im benachbarten Landkreis Uelzen aufnehmen könnte, die derzeit nicht voll belegt sind. Jedoch: So einfach ist es nicht.
Gerechte Verteilung Geflüchteter schwierig
Denn es gibt unterschiedliche Zuständigkeiten: Die Gemeinden sind für die ukrainischen, die Landkreise dagegen für die Versorgung und Unterbringung aller anderen Geflüchteten zuständig. Derzeit kommen auf jeden Asylsuchenden aus allen anderen Ländern fünf Geflüchtete aus der Ukraine. Allerdings genießen Ukrainer und Ukrainerinnen Freizügigkeit in Deutschland, Schutzsuchenden aus anderen Ländern ist dies untersagt. Das erschwere die gerechte Verteilung geflüchteter Menschen, heißt es.
Niemand weiß, wie viele Schutzsuchende kommen
Bislang gibt es keine Verteilung zwischen einzelnen Landkreisen - die Idee aus Bad Bevensen hätte also möglicherweise Modellcharakter. Allerdings müsste Lüneburg in diesem Fall Lüneburg trotzdem die Kosten tragen - auch wenn die Menschen in Bad Bevensen unterkommen. Und niemand weiß, wie viele Schutzsuchende noch nach Deutschland kommen werden. Denn wenn noch mehr Menschen kommen, könnte das bedeuten, dass Unterkünfte, die jetzt frei stehen, künftig vor Ort gebraucht werden.