SPD gewinnt Landtagswahl in Niedersachsen - Zeichen auf Rot-Grün
Rot-Grün liegt in der Luft: Die SPD hat die Landtagswahl in Niedersachsen klar gewonnen. Spitzenkandidat Weil wünscht sich eine Koalition mit den Grünen. Die FDP scheitert an der Fünf-Prozent-Hürde.
33,4 Prozent der Wählerstimmen hat die SPD laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis geholt. Ein Rückgang um 3,5 Prozentpunkte im Vergleich zu 2017, doch die Sozialdemokraten sind stärkste Partei. Die Grünen kommen auf 14,5 Prozent (plus 5,8) - ein Rekord für die Partei. "Die Wählerinnen und Wähler haben der SPD den Regierungsauftrag erteilt und niemandem anders sonst", sagte Niedersachsens Ministerpräsident und SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil. "Wenn ich die Chance habe, möchte ich gerne eine rot-grüne Landesregierung bilden", so Weil bei phoenix. Grünen-Spitzenkandidatin Julia Willie Hamburg sagte, es gebe eine deutliche Mehrheit für Rot-Grün und damit für eine stabile Regierung in dieser Krise: "Wir werden alles dafür geben, als Grüne künftig Niedersachsen für die nächsten fünf Jahre wieder zu gestalten und zukunftsfest aufzustellen."
Forschungsgruppe Wahlen: "Erfolgsfaktor heißt Stephan Weil"
Einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen zufolge hat die SPD ihr gutes Wahlergebnis dem Spitzenkandidaten zu verdanken. "Als Regierungschef wollen nur 26 Prozent Althusmann, aber 55 Prozent Weil, der das Land nach Meinung der Befragten auch am ehesten durch die unsicheren Zeiten führen kann", heißt es. "Der Erfolgsfaktor Nummer eins heißt bei der SPD Stephan Weil."
CDU mit historisch schlechtem Ergebnis
Für die CDU, bislang Regierungspartnerin in der Großen Koalition, war es ein bitterer Abend. Sie kommt auf 28,1 Prozent (minus 5,5 Prozentpunkte), ihr schlechtestes Landesergebnis seit mehr als 60 Jahren. Die CDU habe verloren, sagte Spitzenkandidat Bernd Althusmann. "Dieses Votum nehmen wir demütig an." Die SPD habe einen klaren Regierungsauftrag. Althusmann, der Weil als Ministerpräsident beerben wollte, hat seinen Rücktritt als CDU-Landeschef in Niedersachsen angekündigt. Auch CDU-Fraktionschef Dirk Toepffer will seinen Posten abgeben.
AfD zweistellig - FDP raus
Die AfD konnte 10,9 Prozent der Stimmen holen - und die FDP ist raus aus dem Landtag. Bei den Liberalen hat es nur für 4,7 Prozent gereicht (minus 2,8). Die Linke verpasst ebenfalls den Einzug in den Landtag: 2,7 Prozent der Stimmen (minus 1,9) können sie für sich verbuchen. Auf andere Parteien entfielen 5,7 Prozent der Stimmen.
Zahlreiche CDU-Wähler sind abgewandert
Die CDU hat im Vergleich zur Landtagswahl 2017 viele Wähler verloren. Laut infratest dimap sind 25.000 damalige CDU-Wähler zur SPD abgewandert. Noch mehr, nämlich 45.000, sind zu den Grünen gewechselt, 40.000 zur AfD. 55.000 Wählerinnen und Wähler, die 2017 ihr Kreuz bei der CDU machten, haben diesmal gar nicht gewählt.
Die SPD hat dem Meinungsforschungsinstitut zufolge 55.000 Wähler an die Grünen verloren, 25.000 an die AfD und 35.000 an Nichtwähler.
Sitzverteilung im Landtag
Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis hat die SPD 57 Sitze im Niedersächsischen Landtag. Damit hat sie zusammen mit den Grünen (24 Sitze) sicher eine absolute Mehrheit. Die CDU hat 47 Sitze und die AfD 18.
Wahlbeteiligung ist gesunken
Aufgerufen zur Wahl waren knapp 6,1 Millionen Niedersachsen - das sind fast 76 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner des Bundeslandes. Unter den Wahlberechtigten waren etwa 215.000 junge Wählerinnen und Wähler, die zum ersten Mal bei einer Landtagswahl ihre Stimme abgeben dürfen. Die Wahlbeteiligung liegt vorläufigen Angaben zufolge bei 60,3 Prozent. Bei der Landtagswahl 2017 lag sie bei 63,1 Prozent. Der Anteil der Briefwählerinnen und -wähler ist hingegen stark gestiegen: Von 19,9 Prozent 2017 auf jetzt 28,5 Prozent.