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Krank wegen Dauerstress: Fehltage erreichen 2024 neuen Höchststand

Stand: 26.03.2025 13:05 Uhr

Dauerstress habe 2024 für so viele Krankschreibungen bei Berufstätigen gesorgt wie noch nie, so die Kaufmännische Krankenkasse Hannover (KKH). Er könne ernste gesundheitliche Folgen haben.

Überstunden, Zeitdruck oder Ärger mit dem Chef oder der Chefin: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dürfte das bekannt vorkommen. Wird ihnen der Stress zu viel und wenden sie sich deshalb an einen Arzt, werden sie häufig wegen akuter Belastungsreaktion und Anpassungsstörungen krankgeschrieben. Wie Daten der Kaufmännischen Krankenkasse Hannover (KKH) zeigen, kamen im vergangenen Jahr auf 100 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 112 Fehltage wegen dieser Diagnose. Das seien so viele wie noch nie in der jüngeren Vergangenheit, teilte die Krankenkasse am Mittwoch mit.

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Stressbedingte Krankschreibungen dritthäufigster Grund für Krankschreibung

Belastungsreaktionen waren laut KKH letztes Jahr der dritthäufigste Krankschreibung-Grund - nach Infektionen der oberen Atemwege und Rückenschmerzen. Zum Vergleich: 2023 hatten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer rund 105 Tage wegen stressbedingter Belastungen gefehlt. Vor Corona seien es rund 74 Tage gewesen, so die Krankenkasse - mit Blick auf 2024 bedeute das einen Anstieg um rund 51 Prozent. Im Saarland hätten sich die meisten Berufstätigen wegen Dauerstress krankgeschrieben (176 Fehltage pro 100 Berufstätige), in Baden-Württemberg die wenigsten (rund 81 Tage auf 100 Berufstätige). Den größten Anstieg im Fünfjahres-Vergleich verzeichnete die Kasse mit gut 71 Prozent in Schleswig-Holstein, den geringsten mit 34 Prozent in Rheinland-Pfalz.

Psychologin: Ganzheitliche Aufklärungsarbeit wichtig

Stress werde häufig als harmlose Begleiterscheinung des Alltags oder gar als Statussymbol der heutigen Leistungsgesellschaft wahrgenommen, so die KKH. Dabei könne er ernste Folgen für die Gesundheit haben. "Dauerstress gehört zu den wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für Rückenbeschwerden, psychische Leiden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen", erklärte KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick. Deshalb sei es wichtig, dass sowohl in Unternehmen als auch im privaten Umfeld eine ganzheitliche Aufklärungsarbeit stattfinde. "Bei anhaltendem Stress nehmen wir häufig Verhaltensweisen an, die der Gesundheit zusätzlich schaden", so Judick. "Wir bewegen uns oft weniger, essen mehr oder ernähren uns ungesünder, trinken mehr Alkohol. Es entsteht eine Art Teufelskreis."

KKH zählt rund 1,5 Millionen Versicherte

Die KKH ist eine der größten Krankenkassen in Deutschland. Sie hat eigenen Angaben zufolge rund 1,5 Millionen Versicherte. Für die Untersuchung hat die Krankenkasse die Zahl der Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflichtversicherten und freiwillig versicherten Mitgliedern mit den entsprechenden Diagnosen ausgewertet. Arbeitslose und Rentner wurden demnach nicht berücksichtigt.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 26.03.2025 | 12:00 Uhr

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Psychische Erkrankungen

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