Eine Frau putzt sich mit einem Taschentuch die Nase. © picture alliance / photothek | Thomas Trutschel/photothek.de Foto: Thomas Trutschel/photothek.de

Niedersachsen bei Krankmeldungen über Bundesdurchschnitt

Stand: 09.10.2024 13:11 Uhr

In Niedersachsen hat die Zahl der Krankschreibungen zugenommen - mit einem besonders deutlichen Anstieg bei Atemwegserkrankungen. Das zeigt eine Studie der AOK. Demnach sind auch mehr Menschen wegen Depressionen in Behandlung.

Allgemein bleiben die Krankschreibungen in Niedersachsen auf einem hohen Niveau: 2023 wurden rund 240 Fälle von Arbeitsunfähigkeit pro 100 erwerbstätige AOK-Mitglieder verzeichnet, wie aus dem Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK hervorgeht. Damit liegt Niedersachsen rund sechs Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt. Im Jahr 2022 waren es den Angaben zufolge rund 238 Fälle.

Deutlich mehr Krankmeldungen wegen Atemwegsinfekten

Die häufigsten Diagnosen waren laut der Krankenkasse im vergangenen Jahr mit 19,5 Prozent Muskel- und Skeletterkrankungen, Atemwegsinfekte mit 14,4 Prozent und psychische Erkrankungen mit 11,9 Prozent. Damit hat der Anteil an Atemwegserkrankungen stark zugenommen: Laut der AOK wurden 2021 rund 36 Fälle von Arbeitsunfähigkeit wegen Atemwegsinfekten pro 100 erwerbstätige AOK-Mitglieder gemeldet. 2023 waren es etwa 84 Fälle, wie die Krankenkasse auf Anfrage des NDR Niedersachsen mitteilte. Damit stieg die Zahl der Krankschreibungen um 137 Prozent. Zum Vergleich: Bei allen anderen Erkrankungen lag der Anstieg bei rund 46 Prozent. Im Durchschnitt dauerte ein Krankheitsfall der AOK-Versicherten 10,5 Tage.

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Höchststand bei Depressionen in Niedersachsen

Wie aus dem Gesundheitsatlas des Wissenschaftlichen Instituts der AOK ebenfalls hervorgeht, waren landesweit im Jahr 2022 rund 860.000 Personen wegen Depressionen in Behandlung. Das entspricht einem Anteil von rund 12 Prozent der Bevölkerung in Niedersachsen. "Das ist ein neuer Höchststand," sagte Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen. Zwar sei der Umgang mit Depressionen in der Gesellschaft offener geworden und die Dunkelziffer an Betroffenen gesunken. "Aber es ist extrem wichtig, das Bewusstsein dafür weiter zu sensibilisieren und Angebote zu schaffen, um den Betroffenen und Angehörigen zu helfen."

IG Metall: Anstieg an psychischen Erkrankungen ist "Alarmsignal"

Laut der Ärztekammer Niedersachsen haben psychische Erkrankungen als Ursache von Fehltagen von Beschäftigten in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 50 Prozent zugenommen. Die IG Metall bezeichnete diesen Anstieg als "Alarmsignal". Die Gewerkschaft mahnte, dass Betriebe die Folgen psychischer Belastungen und langer Ausfallzeiten ernst nehmen müssen. Hans Martin Wollenberg, Mitglied des Landesvorstands der Ärztekammer Niedersachsen, sieht das Arbeitsumfeld als zentralen Einflussfaktor für die mentale Gesundheit: "Gute Arbeit kann die seelische Gesundheit fördern, dies ist hinlänglich erwiesen. Ebenso kann sie aber auch krank machen." Als Beispiele nennt er eine hohe Arbeitslast, mangelnde Anerkennung oder Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz.

Die AOK ist nach eigenen Angaben mit mehr als drei Millionen Versicherten die größte Krankenversicherung in Niedersachsen. 

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