Wie sich ein geflüchteter Journalist für Pressefreiheit einsetzt

Stand: 04.05.2024 10:50 Uhr

Mohammad Nazir Yosuf war erfolgreicher Journalist in seiner Heimat Afghanistan. Dort regieren seit 2021 die Taliban - Feinde der Pressefreiheit. Der 24-Jährige musste fliehen. In Hannover baut er sich ein neues Leben auf.

von Atiena Abednia

Am 3. Mai war der Internationale Tag der Pressefreiheit. Ein Tag, der darauf aufmerksam machen will, dass eben diese Freiheit vielerorts bedroht ist und immer wieder verteidigt werden muss. Hier in Niedersachsen, in Sozialen Medien aber zum Beispiel auch in Afghanistan. Mehr als 100 afghanische Journalisten haben 2021 die internationale Gemeinschaft eindringlich um Hilfe gebeten. Einer von ihnen war Mohammad Nazir Yosuf. Der 24-Jährige hat in Kabul in Afghanistan öffentliches Recht studiert. Nebenbei verfolgte er sein Hobby und machte eine Ausbildung zum Journalisten. "Als Journalist kann man einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben. Die Zusammenarbeit mit Menschen macht mich sehr glücklich und ich fühle mich sehr wohl", sagt er. In Kabul hat er nicht nur als Videojournalist über Missstände berichtet, sondern auch junge Nachwuchstalente an der Journalistenakademie ausgebildet.

Feinde der Pressefreiheit: Journalisten in akuter Lebensgefahr

Ein junger Mann sitzt in einer Bibliothek und liest Zeitung. © NDR Foto: Atiena Abednia
Der 24-Jährige war in Afghanistan Journalist. Nach der Machtübernahme der Taliban ist er nach Deutschland geflüchtet.

Nach der Machtübernahme der islamistischen Taliban 2021 änderte sich sein Leben. Der 24-Jährige musste sein Land verlassen. Laut Reporter ohne Grenzen schweben Journalisten in Afghanistan in akuter Lebensgefahr. Mit dem Sieg der Taliban sei dort einer der größten Feinde der Pressefreiheit weltweit an der Macht. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Afghanistan auf Platz 153 von 180.

Neuanfang in Hannover für Geflüchteten

Seit Februar 2022 ist Mohammad Nazir Yosuf zusammen mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in Hannover. Er hat sich schnell in die Gesellschaft integriert. Mit seiner Entschlossenheit, die deutsche Sprache zu lernen, hat er im selben Jahr sein B1-Zertifikat erlangt. Währenddessen engagierte er sich aktiv bei den Neuen Deutschen Medienmachern, einem Netzwerk, das sich für Vielfalt in den Medien einsetzt und nahm an Angeboten der Organisation GeT Aktive teil, um mehr über die deutsche Politik zu erfahren. "Ich möchte mich selbst auch in Politik und Gesellschaft einbringen. Für mich ist das Grundgesetz sehr wichtig und interessant. Vor allem die Pressefreiheit und die Meinungsfreiheit. Das, was wir in Afghanistan nicht haben."

Moderator Arne-Torben Voigts und Theologin Petra Bahr © NDR Foto: Axel Herzig Fotografie
AUDIO: Tag der Pressefreiheit: Grundrecht in Gefahr? (Folge 19) (40 Min)

Pressefreiheit in Deutschland: Zwischen Engagement und Sorge

Trotz seines Engagements für die Meinungsfreiheit und die Stärkung der Medienlandschaft treiben Mohammad Nazir Yosuf auch Sorgen um. Die Entwicklung der Pressefreiheit in Deutschland und die zunehmende Feindseligkeit gegenüber Journalisten beunruhigen ihn. Insbesondere die wachsende Flut von Hasskommentaren in den sozialen Medien hinterlässt bei ihm einen bitteren Beigeschmack und lässt ihn über die Grenzen der Meinungsfreiheit nachdenken.

Entschlossenheit trotz Heimweh

Mohammad Nazir Yosuf spricht schon gut deutsch. Jetzt strebt er beim Sprachtest das C1-Niveau ("verhandlungssichere Sprachkenntnisse") an, um seinem Traum vom Journalismus in Deutschland näher zu kommen. Die Sehnsucht nach seiner Heimat, seinen Freunden und seiner Familie in Afghanistan bleibt bestehen. Doch sein Entschluss, sich in Deutschland eine neue Zukunft aufzubauen und sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen, ist ungebrochen.

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 03.05.2024 | 19:30 Uhr

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