Hannover: Protestcamp am Südschnellweg ist aufgelöst
Die Polizei hat das Protestcamp "Tümpeltown" in Hannover am Mittwoch vollständig geräumt. Aktivisten hatten dort gegen die Verbreiterung des Südschnellwegs und Rodung von Bäumen in der Leinemasch protestiert.
Gegen 11.30 Uhr holten die Einsatzkräfte am Mittwoch die letzten Aktivistinnen und Aktivisten mit dem Hubwagen von den Bäumen. Die Räumung sei nun abgeschlossen, teilte die Polizei auf X, ehemals Twitter, mit. Die übrig gebliebenen Baumhäuser werden jetzt abgerissen. "Zeitnah" sollten dann die Rodungsarbeiten beginnen, so die Beamten. Die niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr teilte am Nachmittag mit, dass man sich im Zeitplan befinde. Am Freitag sollen die Arbeiten abgeschlossen werden, sagte der Sprecher.
Aktivisten von Bäumen geholt: Polizei spricht von friedlichem Einsatz
Am Mittwochmorgen hatte sich in dem Protestcamp noch eine einstellige Zahl von Aktivistinnen und Aktivisten aufgehalten. Rund 20 Menschen versammelten sich am Zaun zum Camp, um den Protest zu unterstützen. "Du bist nicht allein", riefen sie den Aktivistinnen und Aktivisten zu, die von Spezialkräften der Polizei von den Bäumen geholt wurden. Der Einsatz sei friedlich verlaufen, so die Beamten. Auseinandersetzungen habe es nicht gegeben. Um Störaktionen zu vermeiden, war auch die Reiterstaffel der Polizei im Einsatz.
Aktivisten werfen Pyrotechnik und Flüssigkeit auf Polizisten
Bereits am Montag hatte die Polizei damit begonnen, das Areal zu räumen. Nach Angaben der Polizei gab es eine leicht verletzte Person durch den Einsatz von Pfefferspray und ein leicht verletztes Polizei-Pferd. Am Dienstag meldete die Polizei, dass Aktivistinnen und Aktivisten "pyrotechnische Gegenstände auf unsere Einsatzkräfte" werfen. Später hätten Demonstrierende Beamte und Journalisten mit Beuteln beworfen, die Flüssigkeit in der Farbe von Urin enthalten hätten. Die Stimmung am Dienstag war nach Einschätzung von NDR Reportern vor Ort relativ ruhig. Allerdings wurde die Arbeit von Journalisten und Medienvertretern - wie schon am Vortag - im Zuge des Polizeieinsatzes eingeschränkt. Eine Sprecherin der Initiative "Leinemasch bleibt" kritisierte zudem den Umgang der Polizei mit den Aktivistinnen und Aktivisten und sprach von "einschüchternden Situationen" und "entwürdigender Behandlung" einiger Personen.
"Fridays for Future": Polizei und Politik machen Riesenfehler
Seit Herbst 2022 hatten Aktivistinnen und Aktivisten auf dem Areal gegen den Ausbau des Südschnellwegs protestiert und dabei unter anderem einen Wassergraben um das Camp ausgehoben. Die Sprecherin von "Leinemasch bleibt" kritisierte vor allem den Ausbau der Schnellstraße von 14,50 auf 25,60 Meter. Unterstützt wird die Initiative von "Fridays for Future" Hannover. Man solidarisiere sich mit allen Menschen, die sich der Rodung entgegenstellen, teilte eine Sprecherin von "Fridays for Future" mit. Polizei und Politik würden in der Leinemasch einen riesigen Fehler machen.
Karte: Sanierung des Südschnellwegs B3: Hier wurde gerodet
Ministerium: Rodungen werden bis 29. Februar durchgeführt
Bis zum Ende der Rodungssaison am 29. Februar sollen Flächen rund um die Baustelle am Südschnellweg gerodet werden, sagte Christian Budde, Sprecher des niedersächsischen Verkehrsministeriums, dem NDR Niedersachsen. Dabei gehe es um eine Fläche von etwa fünf Hektar. Für die gesamte Baumaßnahme zwischen Landwehrkreisel und dem Tunnel im Stadtteil Döhren würden Flächen in einer Größenordnung von etwa 13 Hektar benötigt, sagte Budde. Neun Hektar sollen anschließend "nach und nach wieder renaturiert" werden. Für Autofahrer ist der Südschnellweg bereits seit Sonntagabend gesperrt. Laut Polizei dauern die Sperrungen voraussichtlich bis Freitag um 18 Uhr.