Mehrere Tausend Menschen bei Demo gegen Ausbau des Südschnellwegs
In Hannover sind am Sonntag mehrere Tausend Menschen auf die Straße gegangen, um gegen eine Verbreiterung des Südschnellwegs zu protestieren. Zeitweise besetzten Klimaaktivisten eine Baustelle.
Nach Angaben der Polizei nahmen an der Demonstration etwa 3.800 Menschen teil. Dazu aufgerufen hatten "Leinemasch bleibt", Fridays for Future und andere Initiativen. Sie sprachen am Sonntagabend von 6.000 Protestierenden. Aktueller Anlass für den Protest war, dass ab diesem Monat für den Ausbau des Südschnellwegs in Hannover wieder Bäume in der Leinemasch gerodet werden dürfen. Die Forderung der Initiatoren: "In der Klimakatastrophe wird keine Straße mehr breiter asphaltiert, kein Baum mehr für Autos gefällt!".
Klimaaktivisten besetzen Baustelle
Mehr als 40 Aktivistinnen und Aktivisten des Bündnisses "Ende Gelände" besetzten am Sonntag Baufahrzeuge am Südschnellweg. Die Aktion wurde gegen 16 Uhr beendet, man habe die Baustelle freiwillig verlassen, sagten Teilnehmende dem NDR Niedersachsen. Die Bauarbeiten ruhten während der Aktion. Die Ortsgruppe Hannover des Bündnisses wollte sich nach eigenen Angaben mit der Besetzung "für Klimagerechtigkeit weltweit und eine echte Mobilitätswende einsetzen". "Der Ausbauplan für den Südschnellweg stellt den Profit der Auto- und Straßenbauindustrie über das Wohl der Menschen", sagte eine Sprecherin.
Warum wird der Südschnellweg ausgebaut?
Der Ausbau des Südschnellwegs soll den oft stockenden Verkehr im Süden und Westen Hannovers entzerren. Gegner des Projekts kritisieren vor allem, dass die Fahrbahn stark verbreitert werden soll, das dafür zahlreiche Bäume gerodet und Teile des Naherholungsgebietes Leinemasch zerstört werden. Besonders für Unmut sorgt auch, dass trotz der beachtlichen Straßenbreite ein Radweg nicht eingeplant worden ist. Im Juni hatten die Verkehrsministerien von Bund und Land jedoch entschieden, an den Plänen zur Verbreiterung festzuhalten.
Südschnellweg: Rodung im Dezember - unter Protest
Im Dezember des vergangenen Jahres hatten die Rodungen im Baugebiet am Südschnellweg bereits begonnen - begleitet von Protesten. Gerodet wurde zunächst nur, um Platz für eine Ersatzbrücke zu schaffen, damit später im Stadtteil Döhren ein Tunnel gebaut werden kann. Diese sogenannte "Tunnellösung" hatte auch "Leinemasch bleibt" akzeptiert. Die Initiative richtet sich gegen den breiten Ausbau, nicht gegen eine notwendige Sanierung des Südschnellwegs.
Kritik von den Grünen
Im Juni diesen Jahres hatten sich Befürworter und Gegner mit Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) und Vertretern des Bundesverkehrsministeriums in Berlin getroffen. Bund und Land entschieden, an den Plänen zur Verbreiterung festzuhalten. Es sei zu spät, die Pläne zu ändern, argumentieren die Verkehrsministerien von Bund und Land Niedersachsen. Lies begrüßte den konstruktiven Austausch. Man wisse nun, was man bei künftigen Bauprojekten besser machen könne. Die Grünen forderten dennoch, das Vorhaben zu überdenken und ganz neu auf das Projekt zu schauen. Die Landtagsabgeordnete Evrim Camuz sagte dazu, der Ausbau konterkariere die Klimaziele der Landeshauptstadt und der Region Hannover.