Region Hannover: Zu wenig Unterkünfte für minderjährige Geflüchtete
Die Zahl unbegleiteter Minderjähriger, die als Geflüchtete in der Region Hannover ankommen, hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Das Jugendamt weiß nicht mehr wohin mit den jungen Menschen.
Regionspräsident Steffen Krach (SPD) beschreibt eine extrem angespannte Lage. Nach dem bundesweiten Verteilungsschlüssel müsse sein Jugendamt in diesem Monat 182 unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Obhut nehmen - doppelt so viele, wie vor einem Jahr. Doch das sei kaum möglich: "Wir wollen unserer Verantwortung gerecht werden, die häufig traumatisierten jungen Menschen bestmöglich unterzubringen. Aber die Rahmenbedingungen stimmen nicht mehr, da müssen wir gemeinsam mit Bund und Land jetzt ran."
Regionspräsident Hannover: Mit Geld allein ist es nicht getan
Krach spricht von einem Hilferuf. Es fehle an Personal, und es fehlten Immobilien. Es sei nicht alleine mit mehr Geld vom Bund getan, so Krach. Wenn die Kommunen ihrer Verpflichtung nachkommen sollten, dann müsse die Inobhutnahme der jungen Menschen einfacher werden, sprich: es müsse unkomplizierter Personal eingestellt werden können.
Fachkraftquote senken, mehr Quereinsteiger einstellen
Aktuell besteht großer Mangel an Sozialpädagogen, Heilerziehungspflegern und Erzieherinnen. Regionspräsident Krach will das Land deshalb davon überzeugen, den Personalschlüssel für pädagogische Fachkräfte zu lockern. "Es hilft nicht, immer neue Flüchtlingsgipfel zu veranstalten, wir müssen handeln. Konkret wünschen wir uns, dass die Fachkraftquote für die pädagogische Betreuung der unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten abgesenkt wird, damit wir mehr Chancen haben, Personal zu finden. Es muss reichen, wenn 50 bis 60 Prozent der Betreuung von pädagogischen Fachkräften geleistet wird." Diese Vorgabe ist Ländersache. Bislang müssen 75 Prozent der Betreuungskräfte Fachkräfte mit einschlägiger pädagogischer Ausbildung sein.
Auch geeignete Unterkünfte fehlen
Der Regionspräsident nennt die Inobhutnahme der minderjährigen Geflüchteten eine große Herausforderung, die sein Jugendamt nicht alleine schultern könne. Wohlfahrtsverbände und Privatpersonen müssten mit ins Boot kommen, auch bei der Suche nach geeigneten Immobilien. Derzeit liege beispielsweise der Seminarbetrieb in einem Jugendgästehaus in der Wedemark brach, weil die Region dort junge Geflüchtete unterbringen musste. Für sie gab es anderswo keinen Platz.