Mit Prothesen aus Duderstadt erklimmt er die höchsten Berge
Von Duderstadt zu den höchsten Gipfeln der Welt: Hari Budha Magar erklimmt mit Prothesen von Ottobock die "Seven Summits". Vier Gipfel hat er schon gemeistert - drei stehen noch bevor.
Konzentriert setzt Hari Budha Magar seinen Fuß auf die silberne Rampe. Erst rechts, dann links. Er verlagert sein Gewicht, lächelt, nickt. "Fühlt sich schon viel besser an," sagt er. Der 45-Jährige testet seine neuen Beinprothesen. Perfektion ist ein Muss, denn Magar hat eine Mission: Er will die "Seven Summits" - den jeweils höchsten Berg auf jedem der Kontinente - erklimmen. Beim Orthopädietechnik-Unternehmen Ottobock in Duderstadt werden seine Prothesen gefertigt und angepasst.
Hightech für Extremsport: Gleich drei Fußteile für den Bergsteiger
Ulrich-Nikolaus Müller, Orthopädietechniker bei Ottobock, kennt die Anforderungen genau. "Die Prothesen müssen auf Fels, Eis und Geröll absolut zuverlässig sein," erklärt er. Magar erhält daher nicht nur ein Fußteil, sondern gleich drei: eines für scharfe Kanten und Felsen, eines für glatte Oberflächen und ein weiteres speziell für Eis und Schnee. Die Wechselmechanismen sind so konstruiert, dass Magar sie auch unter widrigsten Bedingungen leicht selbst austauschen kann.
Kälte, Druck und Präzision: Der Balanceakt der Prothesentechnik
Der wahre Schlüssel aber liege in der perfekten Anpassung an die Beinstümpfe. "Auf 7.000 Metern Höhe wird es so kalt, dass Haris Beine an Volumen verlieren. Das müssen wir bereits jetzt einkalkulieren," sagt Müller. Eine schlecht sitzende Prothese könnte in dieser Höhe lebensgefährlich sein. Gleichzeitig darf sie nicht drücken oder reiben - eine technische Gratwanderung.
Von Duderstadt mit Prothesen in die Welt: Magars Mission
Magar ist gebürtiger Nepalese, lebt heute in Großbritannien. Seine Beine verlor er als Soldat des britischen Gurkha-Regiments bei einer Explosion in Afghanistan. Danach hatte er mit Depressionen und Vorurteilen zu kämpfen. "In meiner Heimat Nepal gilt eine Behinderung als Strafe, als eine Bürde für die Gemeinschaft," erzählt er. Doch Magar entschied sich, sein Schicksal selbst zu gestalten. "Eine Behinderung heißt nicht, dass das Leben zu Ende ist," sagt er. "Man kann trotzdem Abenteuer erleben." 2023 bestieg er den Mount Everest - als erster beidseitig beinamputierter Mensch. Heute will er mit seinen Bergtouren das Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen schärfen. "Ich möchte zeigen, was möglich ist - sei es, die höchsten Berge zu erklimmen oder andere Träume zu verwirklichen."
Drei letzte Gipfel: Das Finale der "Seven Summits"
Vier von sieben Gipfeln hat Magar schon erklommen. Den Mount Everest (8.849 Meter), den Kibo/Kilimandscharo (5.895 Meter), den Mont Blanc (4.810 Meter) und den Denali (6.190 Meter) in Nordamerika. 2025 sollen nun die drei fehlenden Gipfeln der "Seven Summits" folgen: Aconcagua (6.960 Meter) in Südamerika, Puncak Jaya (4.884 Meter) in Ozeanien und Mount Vinson (4.892 Meter) in der Antarktis. Der Aufstieg wird nicht nur physisch und mental eine Herausforderung, sondern auch eine Probe für die Prothesen. Doch Magar ist zuversichtlich. "Die Berge lehren einem Demut und Vertrauen", sagt er. So hofft er, Ende 2025 alle sieben Gipfel bezwungen zu haben.