Land stoppt Abschuss von Wolf vorerst: Was sagen die Jäger dazu?
Die vom Land Niedersachsen erteilte Genehmigung zum Abschuss eines Wolfs in der Region Hannover wird vorerst ausgesetzt. Dazu hatte das OVG Lüneburg zuvor geraten. Anlass sind mehrere Eilanträge. Was sagen Naturschützer und Jäger?
Der Vollzug werde so lange ausgesetzt, bis über die mittlerweile drei Eilanträge zumindest vorläufig entschieden sei, teilte das niedersächsische Umweltministerium am Mittwoch mit. "Da es das erste Mal in Deutschland ist, dass das von EU, Bund und Ländern geeinte Schnellabschussverfahren umgesetzt wird, haben wir zum Schutz aller Beteiligten hohes Interesse an einer grundlegenden Klärung", sagte Minister Christian Meyer (Grüne). Nach den ersten vorläufigen Beschlüssen sei man zuversichtlich, wie die Gerichte entscheiden.
Gerichte weisen ersten Eilantrag von Tierschützern zurück
Die Ausnahmegenehmigung des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) gilt seit dem 26. März. Daraufhin hatte zunächst der Artenschutzverein "Gesellschaft zum Schutz der Wölfe" einen Eilantrag gestellt, um die Genehmigung auszusetzen. Sowohl das Verwaltungsgericht Oldenburg als auch das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Lüneburg wiesen das zurück. Der Verein hatte argumentiert, dass durch den Abschuss die Population gefährdet werde. Das Verwaltungsgericht sieht dies nicht so, ebenso das OVG, das die Beschwerde gegen den Beschluss aus Oldenburg deshalb zunächst vorläufig zurückwies. Weil inzwischen jedoch weitere Eilanträge vorliegen, riet das Oberverwaltungsgerichts (OVG) nun dazu, den Vollzug so lange auszusetzen, bis über die Anträge zumindest vorläufig entschieden wurde.
NABU zweifelt an Rechtmäßigkeit von Schnellabschuss
Der NABU Niedersachsen begrüßte das vorläufige Aussetzen der Genehmigung. "Es ist wichtig, dass das Land Niedersachsen eine gewisse Rechtsgrundlage bekommt, ob denn das Verfahren, so wie es verfolgt wird, überhaupt mit dem geltenden Recht vereinbar ist", sagte Frederik Eggers vom NABU. An der Vereinbarkeit des Schnellabschussverfahrens mit EU-Recht habe der NABU Zweifel, so Eggers.
Jäger: Tierhalter leiden seit Jahren unter Wolfsrissen
Rechtssicherheit wünscht sich auch die Kreisjägerschaft der Region Hannover - insbesondere für die beauftragten Jäger. Diese würden stark angefeindet, sagte Kreisjägermeister Paul Erik Stolle. Es gehe nicht darum, den Wolf auszurotten, sondern um ein vernünftiges Wolfsmanagement. Stolle betonte, man müsse an die Tierhalter auf dem Land denken, die trotz Wolfschutzzäunen seit Jahren unter den Wolfsrissen litten. Die Chance, den betreffenden Wolf zu erlegen, sei in den ersten Tagen nach dem Riss am höchsten. Nun werde über Bürokratie und Gerichte die Zeit wieder so verzögert, dass die Chance, den tatsächlichen Problemwolf zu entnehmen, nicht genutzt werde, fürchtet Stolle.
Minister Meyer hofft auf Bestätigung für neues Verfahren
Die Abschussgenehmigung gilt laut Umweltministerium für 21 Tage - und damit maximal bis zum 12. April. Niedersachsen hatte Ende März als erstes Bundesland nach dem Riss mehrerer Rinder einen Wolf nach dem von der Umweltministerkonferenz beschlossenen Schnellverfahren zum Abschuss freigegeben. "Und sollte das neue Verfahren vom Gericht bestätigt werden, werden wir in Zukunft nicht zögern, zur Abwehr ernster landwirtschaftlicher Schäden die Abschüsse möglichst schon einen Tag nach der Feststellung des Risses in Kraft zu setzen", erklärte Umweltminister Meyer.
Studien: Wölfe kehren schnell an "Tatort" zurück
Grund für die Abschussgenehmigung ist der Riss eines Rindes. Dem Umweltministerium zufolge gehörte das getötete Rind zu einer Herde mit rund 30 erwachsenen Heckrindern und einem Jungbullen. Das Schnellverfahren sei zulässig, weil in dem Gebiet seit 2023 mehrfach Rinder gerissen wurden. Die Genehmigung gilt in einem Umkreis von bis zu 1.000 Metern um die betroffene Weide. Studien zufolge kehren Wölfe sehr schnell an den Ort es Risses zurück. Durch einen schnellen Abschuss eines Wolfes verändert ein Rudel demnach sein Verhalten. Dadurch sollen weitere Risse verhindert werden.