Population in Niedersachsen wächst: Wie lebt es sich mit dem Wolf?
Seitdem 2012 erstmals wieder Wolfswelpen in Niedersachsen nachgewiesen wurden, wächst die Population - und mit ihr die Kritik am Umgang mit dem Wolf. Eine Spaziergängerin hat einen gesichtet und ist besorgt.
Pferdekutschen, Fachwerk-Höfe, Heidschnucken. Undeloh ist eine der bekanntesten Heide-Ortschaften. Gut 500 Menschen leben hier - mitten im Naturpark Lüneburger Heide. Eine von ihnen ist Sabine Wolff. Sie liebt die Idylle, die Natur, die langen Spaziergänge mit ihrer Hündin. Seit drei Wochen hat sie dabei aber ein mulmiges Gefühl. Auf einem Spaziergang in der Heide sieht sie einen Wolf, nicht weit von ihr entfernt. "Das ist schon was ganz anderes, einen Wolf in unmittelbarer Nähe zu sehen", sagt sie.
Mehrere Wolfsrudel in der Heide
Sabine Wolff schreit und pfeift, verscheucht den Wolf. Was bleibt, ist Unsicherheit. "Ich mache nicht mehr diese Spazierwege, die ich vorher mit dem Hund gemacht habe. Ich gehe jetzt hier in Undeloh mehrmals am Tag kleine Runden. Und das war's." In der Lüneburger Heide leben mehrere Wolfsrudel. Das ist nachgewiesen. Anwohnerin Marieke Pauly ist mit ihren Kindern trotzdem gern in der Natur unterwegs. Sorgen macht sie sich nicht: "Man hat es immer im Hinterkopf, aber der Wolf stellt für uns keine Bedrohung dar."
Neue Abschuss-Regel reicht vielen nicht
Anfang Dezember hatten Bund und Länder entschieden: Wölfe, die Nutztiere reißen, sollen schneller und unbürokratischer abgeschossen werden. "Wir merken, es tut sich was", so Werner Rademacher, Bürgermeister von Undeloh. Doch das geht vielen Anwohnerinnen und Anwohnern nicht weit genug. Mittlerweile sind es zu viele Wölfe in der Region geworden, finden sie. "Viele wünschen sich eine Obergrenze. Das wäre schon sinnvoll. Einfach auch um die Bevölkerung mitzunehmen, sonst wird der Unmut immer größer", sagt Rademacher.
Kompromiss zwischen Naturschutz und Weidetierhaltung
Peter Griemberg ist Wolfsexperte beim Naturschutzbund in der Nordheide. Eine Obergrenze für Wölfe findet er nicht sinnvoll: "Der Wolf ist dem Wolf der größte Feind. Die Tiere verteidigen ihr Revier bis zum Töten des Eindringlings", so Griemberg. Die neue Abschuss-Regel von Bund und Ländern hält er für einen guten Kompromiss. "Das ist ein Schritt auf dem Weg zur Annäherung, weil in diesem Vorschlag die Interessen beider Gruppen - des Naturschutzes und der Weidetierhaltung - gut vertreten werden."