Kühnert-Nachfolge: Matthias Miersch wird SPD-Generalsekretär

Stand: 08.10.2024 11:05 Uhr

Die SPD-Spitze will heute ihren neuen Generalsekretär vorstellen. Nachfolger des am Montag überraschend zurückgetretenen Kevin Kühnert soll Matthias Miersch aus dem SPD-Bezirk Hannover werden.

Dies soll am frühen Nachmittag auch offiziell werden - dann will die SPD-Spitze ihren Personalvorschlag erläutern. Bereits vorab wurde bekannt, dass Miersch den Posten zunächst kommissarisch bis zum Parteitag im nächsten Jahr übernehmen soll. Als Generalsekretär leitet der 55-Jährige die Parteizentrale und verantwortet laut Statut auch die Vorbereitung und Durchführung des Wahlkampfes für die in einem Jahr stattfindende Bundestagswahl.

Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder © David Ausserhofer Foto: David Ausserhofer
AUDIO: Politologe Schroeder: "Miersch hat einen mächtigen Job vor sich" (5 Min)

Miersch verhandelte über Heizungsgesetz

Miersch, 1968 in Hannover geboren, gehört zum Führungsgremium der Parlamentarischen Linken in der SPD. Als Fraktionsvize ist er zuständig für Umwelt, Klimaschutz und Energiepolitik. Miersch gilt als entschiedener Verfechter der Energiewende. Er hat federführend zum Beispiel auch das umstrittene Heizungsgesetz mit Grünen und FDP verhandelt.

Politische Anfänge in Laatzen

In Hannover hatte Miersch sich unter anderem in der Kinder- und Jugendarbeit der evangelischen Kirche und des CVJM eingebracht. Der promovierte Jurist arbeitete als Fachanwalt für Strafrecht. Parallel dazu engagierte er sich früh in der SPD. Im Alter von 22 Jahren wurde er Mitglied im Rat der Stadt Laatzen (Region Hannover). Seit 2005 ist Miersch stets mit einem Direktmandat in den Bundestag eingezogen. 2021 gewann er seinen Wahlkreis Hannover-Land II mit 40,7 Prozent. Erst vor wenigen Tagen hatte er erklärt, erneut für den Bundestag kandidieren zu wollen. Miersch wurde bereits mehrfach als möglicher Nachfolger von Fraktionschef Rolf Mützenich gehandelt.

Politologe: Zwei Niedersachsen haben bei der SPD das Sagen

Auffallend an der Entscheidung für Matthias Miersch als Kühnert-Nachfolger sei, dass mit ihm und dem SPD-Co-Vorsitzenden Lars Klingbeil jetzt zwei Niedersachsen im Willy-Brandt-Haus in Berlin das Sagen haben, sagte Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder im Interview mit NDR Info. Das sei sehr ungewöhnlich. "Normalerweise gibt es da eine starke Trennung zwischen den Landesverbänden. Man versucht, das etwas pluraler aufzustellen."

Experte: Miersch "hat einen mächtigen Job vor sich"

Er vermute, dass bei der Entscheidung viel Wert darauf gelegt wurde, dass es eine "klare Achse zwischen dem Parteivorsitzenden und dem Generalsekretär gibt". Da Politik in starkem Maße Teamsport sei, könne das eine gute Voraussetzung für den Prozess sein, der jetzt ansteht, so Schroeder. Die SPD müsse nun vor allem aus der Defensive herauskommen. "Der Abstand zur CDU ist gewaltig. Derjenige, der da jetzt die treibende, mobilisierende Rolle einnimmt als Generalsekretär, der hat einen mächtigen Job vor sich."

Kühnert zieht sich aus gesundheitlichen Gründen zurück

Der bisherige SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hatte am Montag überraschend seinen Rückzug erklärt. Der 35-Jährige begründete dies mit gesundheitlichen Gründen und fehlender Energie für den anstehenden Wahlkampf. Auch für den Bundestag will er im kommenden Jahr nicht wieder kandidieren. Vor Kühnert hatten unter anderem mit dem heutigen SPD-Co-Vorsitzenden Lars Klingbeil, dem heutigen Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sowie DGB-Chefin Yasmin Fahimi drei Niedersachsen den 1999 bei der SPD geschaffenen Posten zeitweise inne.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 08.10.2024 | 08:00 Uhr

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