Lars Klingbeil zum SPD-Chef gewählt
Die SPD hat ihre Bundes-Parteispitze neu sortiert: Neben der bisherigen Parteichefin Saskia Esken wird der bisherige Generalsekretär Lars Klingbeil an der Spitze der Partei stehen.
Klingbeil erhielt auf dem Parteitag am Sonnabend in Berlin 86,3 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen. Die 60-jährige Esken wurde mit 76,7 Prozent im Amt bestätigt. Ihr bisheriger Co-Vorsitzender Norbert Walter-Borjans war nicht mehr angetreten. Die Entscheidung muss noch per Briefwahl bestätigt werden.
Viel Lob im Vorfeld für Klingbeil
Anfang November hatten die SPD-Parteigremien Klingbeil dafür nominiert, wofür der in Soltau geborene und in Munster (Heidekreis) aufgewachsene Niedersachse viele Glückwünsche bekommen hatte. Der 43-Jährige ist in der SPD beliebt und wird geschätzt. "Ich bin der Überzeugung, dass die SPD mit der Wahl von Lars Klingbeil zwar einen erfolgreichen Generalsekretär verlieren würde, aber dafür einen ganz hervorragenden SPD-Bundesvorsitzenden gewinnt", schrieb der niedersächsische Ministerpräsident und SPD-Landeschef Stephan Weil nach der Nominierung.
Klingbeil will SPD neu aufstellen
Klingbeil ist nicht nur beliebt, sondern auch ehrgeizig. In Interviews macht er bereits klar: "Ein Sieg bei der Bundestagswahl reicht mir nicht. Wir arbeiten jetzt schon an den nächsten Erfolgen." Dafür will er die Partei inhaltlich und programmatisch neu aufstellen. Damit wird er auch nicht lange warten können, denn schon im kommenden Frühjahr stehen drei Landtagswahlen an, in denen die SPD der CDU die Regierung abnehmen könnte.
Als Politikstudent für Schröder gearbeitet
Lars Klingbeil gilt schon lange als politisches Talent. Spätestens seit 2017 gehört er auch zur Führungsreserve der SPD. Damals hatte er trotz des schlechten Abschneidens der SPD bei der Bundestagswahl seinen Heidewahlkreis direkt gewonnen und damit der CDU abgenommen. Sein politisches Rezept: zu den Menschen gehen, zuhören, sich kümmern. Das hat er unter anderem bei Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) gelernt, bei dem er als junger Politikstudent im Wahlkreisbüro gearbeitet hatte. Er bewundere Schröder, aber ein Basta-Typ sei er deswegen nicht, sagte Klingbeil.
Klingbeil sieht sich selbst als ruhigen Typ
In einem Interview mit dem NDR in Niedersachsen von 2017 beschreibt Klingbeil sich selbst eher als ruhigen Typ, der zuhört und analysiert. Er müsse nicht die ganze Zeit aufgeregt durch die Gegend rennen. "Ich mag Leute nicht, die permanent breitbeinig durch die politische Landschaft laufen." Und er habe auch nicht den Eindruck, dass die Menschen so einen Politikertyp wollen, so Klingbeil.
Aufstieg in einer unruhigen Zeit
Ruhig und unaufgeregt ist es auch mit seiner politischen Karriere vorangegangen. Seit zwölf Jahren ist der 43-Jährige im Bundestag, war netzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und leitete die Landesgruppe der niedersächsischen SPD-Bundestagsabgeordneten. Ende 2017 wurde Klingbeil unter SPD-Chef Martin Schulz Generalsekretär - in einer unruhigen Zeit. Denn schon wenig später musste er sich auf eine ganze Reihe sehr unterschiedlicher SPD-Parteichefs einstellen: Auf Martin Schulz folgte Andrea Nahles, dann übergangsweise die drei Parteivizes Malu Dreyer, Manuela Schwesig und Thorsten Schäfer-Gümbel, bis zum Team Walter-Borjans und Saskia Esken, das von den linken Jusos unterstützt worden war.
Geräuschloses Managen
Auch das war für Lars Klingbeil, der zum konservativen Seeheimer Kreis der SPD gehört, kein Problem. Geräuschlos hat er die Zusammenarbeit mit den beiden und ihrem unterlegenen Gegenspieler Olaf Scholz gemanagt - mit dem Ergebnis, dass nun wieder ein SPD-Politiker ins Kanzleramt eingezogen ist. Als wahrscheinlich neuer Co-Parteichef wird der Niedersachse Lars Klingbeil nun zum Führungszirkel um Bundeskanzler Olaf Scholz gehören.