Gänse erobern Badeinsel am Steinhuder Meer - Stadt will handeln
Die Badeinsel im Steinhuder Meer ist bei Touristen beliebt. Doch inzwischen hinterlassen um die 50 Graugans-Brutpaare einiges an Kot. Die Wasserqualität ist gesunken, die Stadt Wunstorf will handeln - und vielleicht Eier aus Nestern nehmen.
Wenn Ronny Behm morgens das Bistro auf der Badeinsel öffnen will, muss er erstmal den Gänsekot von der Terrasse spritzen. "Es muss eigentlich fast täglich gemacht werden. Im Hochsommer wird es dann weniger, wenn sie die Insel verlassen. Aber jetzt im Frühjahr ist viel zu tun." Anwohnerin Dorothea Kaiser ist mit ihrer Enkelin auf den benachbarten Spielplatz gekommen. An diesem Tag ist wenig Kot dort. Doch sie kennt es auch anders: "Ich habe es erlebt, dass ich morgens auf die Badeinsel komme und der ganze Sand ist voll mit Gänsekot. Man muss dann zwischen dem Kot laufen und das ist ganz unangenehm."
Wasserqualität am Steinhuder Meer leidet unter Gänsekot
Ende der vergangenen Saison ist die Qualität des Wassers an der Badeinsel von drei Sternen auf nur noch einen Stern gesunken. Deshalb will die Stadt Wunstorf jetzt handeln. Sie lässt die Insel häufiger reinigen. Außerdem hat sie zwei Anträge bei der Region Hannover gestellt: Sie möchte die Brombeersträucher auf der Insel zurückschneiden, in denen sich die Gänse gern verstecken. Außerdem möchte sie im kommenden Frühjahr Eier aus den Nestern entnehmen, sagt die erste Stadträtin Wiebke Nickel. "Das bedeutet, dass fachkundige Personen zur richtigen Zeit die richtige Anzahl Eier entnehmen würden. Das würde für fünf Jahre laufen."
Biologe: Das Problem ist menschengemacht
Kritik kommt vom Biologen Thomas Brandt. Er arbeitet für die ökologische SchutzstationSteinhuder Meer und sagt, das Problem sei menschengemacht. Vor 20 Jahren wurde den Graugänsen Lebensraum direkt am Steinhuder Meer genommen - durch den Bau eines Schlammpolders. (Dort wird Schlamm abgeladen, der aus dem Steinhuder Meer gepumpt wird, damit der See befahrbar bleibt.) "Die Graugänse haben sich einen anderen Platz gesucht - das wurde auch damals schon so von den Naturschützern prognostiziert - und das ist jetzt die Badeinsel geworden." Verstärkt wurde das durch die Pandemie: während des Lockdowns war die Insel gesperrt. Eine Insel ohne Menschen und ohne Fressfeinde war für die Graugänse der optimale Ort zum Brüten.
Gänse mit Hunden von der Insel vertreiben
Brandt schlägt deshalb vor, statt Eier zu entnehmen, die Tiere lieber noch vor Beginn der Brutsaison von der Insel zu vertreiben. "Man könnte zum Beispiel über Nacht, wenn die Insel abgesperrt ist, Hunde laufen lassen." So würden sie von vornherein ihre Nester nicht auf der Badeinsel bauen, sondern zum Beispiel im Naturschutzgebiet Meerbruchwiesen.
Region Hannover entscheidet
Aktuell prüfe die Untere Naturschutzbehörde des Landes Niedersachsen die Anträge der Stadt Wunstorf genau, heißt es von einem Sprecher der Region Hannover. "Weil die Badeinsel im Vogelschutz- und FFH-Gebiet liegt, ist eine Entnahme von Eiern nicht ohne weiteres möglich." Stadt und Region seien dazu im Austausch. Doch bis die Entscheidung fällt, können noch einige Monate vergehen.