Auf einem Glasfenster in Göttingen steht die Aufschrift Amtsgericht, Arbeitsgericht Zentralgericht. © NDR Foto: Julius Matuschik

Wegen Urlaubszeit: Prozess um Misshandlung von Frauen geplatzt

Stand: 22.06.2023 10:26 Uhr

Das Landgericht Göttingen hat wegen der anstehenden Urlaubszeit den Prozess gegen einen 41-Jährigen aus Uslar platzen lassen. Er soll Frauen massiv gequält haben. Sie müssen nun erneut aussagen.

Anfang Mai begann der Prozess gegen den Mann vor dem Landgericht. Während der ersten fünf Hauptverhandlungstage sagten die beiden Opfer als Zeuginnen bereits ausführlich aus. Doch nun hätten sich aufgrund der Urlaubszeit innerhalb der vorgeschriebenen Drei-Wochen-Frist keine neuen Termine finden lassen, teilte eine Gerichtssprecherin auf Anfrage mit.

Theologin Margot Käßmann und Moderator Arne-Torben Voigts © NDR Foto: Andrea Seifert Fotografie
AUDIO: Häusliche Gewalt gegen Frauen: Tatort Familie (39 Min)

Opfer müssen vor Gericht noch einmal aussagen

Damit wird der Prozess neu aufgerollt. Bei einer Neuauflage beginnt auch die Beweisaufnahme von vorne. Die beiden betroffenen Frauen müssen dann als Zeuginnen erneut aussagen. Wann der Prozess beginnt, steht nach Angaben der Gerichtssprecherin noch nicht fest.

Verurteilungen wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung

Der 41-jährige Angeklagte sitzt wegen zahlreicher Gewalttaten gegen Frauen bereits in Strafhaft. Im August 2020 verurteilte das Landgericht Göttingen ihn zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren, unter anderem wegen Vergewaltigung in zwei Fällen und der gefährlichen Körperverletzung in fünf Fällen. Er soll eine seiner früheren Partnerinnen so heftig an den Haaren gezogen haben, dass sie kahle Stellen auf dem Kopf hatte. Eine andere soll er mehrfach mit einer elektrischen Fliegenklatsche geschlagen haben.

Angeklagter bestritt die Vorwürfe

Wie das Landgericht Göttingen mitteilte, hatten die betroffenen Frauen teilweise sehr lange gebraucht, bevor sie sich aus der Gewaltbeziehung lösten. Mehrere von ihnen hätten von sich aus keine Anzeige erstattet, sondern seien von der Polizei im Zuge der Ermittlungen aufgespürt worden, heißt es. In dem Prozess von 2020 bestritt der 41-Jährige sämtliche Vorwürfe und räumte lediglich eine Ohrfeige ein. Gegen das Urteil legte er Revision ein. Diese wurde vom Bundesgerichtshof als unbegründet verworfen.

Weitere Informationen
Eine Frau sitzt mit dem Rücken zur Wand und hält ihre Hände abwehrend vor das Gesicht. © NDR Foto: Julius Matuschik

Gewalt gegen Frauen: Umfrage erschüttert Sozialminister Philippi

Etwa ein Drittel der befragten jungen Männer hatte angegeben, körperliche Gewalt gegen die Partnerin akzeptabel zu finden. (12.06.2023) mehr

Weibliche Hände machen eine abwehrende Geste. © Eliza / photocase.de Foto: Eliza / photocase.de

Mehr Schutz vor Gewalt: Oldenburg erhält zweites Frauenhaus

Der Bedarf ist laut Stadt groß. Das bereits bestehende Frauenhaus musste 2022 mehr als 150 Frauen abweisen. (31.03.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 22.06.2023 | 13:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Die Schunter im Kreis Helmstedt erhält bei Bauarbeiten durch ein kurvenreiches Flussbett mehr Natur. © NLWKN Foto: Ralph Eikenberg

Naturschutz an der Schunter: Muscheln müssen umziehen

Seit September wird der Fluss im Landkreis Helmstedt renaturiert. Am Dienstag sind Muscheln umgesetzt worden. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zu den Neuwahlen: Welche Themen muss die Politik anpacken?